HSV setzt auf “Fels” Martin Jol

Spätestens nach dem Abgang von Rafael van der Vaar wissen die Verantwortlichen beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, dass Erfolg und Klasse Begehrlichkeiten weckt.

Und aus diesem Grund wollen die Norddeutschen alles nur erdenklich mögliche tun, ihren niederländischen Fußball-Lehrer Martin Jol ein langfristiges Engagement in der Hansestadt schmackhaft zu machen. Dazu zählen auch versprochene Toptransfers in der Sommerpause. Den Jol, den Club-Boss Bernd Hoffmann nach einer 177 Tage andauernden Trainersuche im Mai des vergangenen Jahres als “absolute 1A-Wahl” vorstellte, hat sich alles Kritikern und Skeptikern zum Trotz längst als Glücksgriff erwiesen.

Und so arbeiten die HSV-Obersten hinter den Kulissen bereits fieberhaft daran, den Übungsleiter über seinen bis 2010 laufenden Vertrags zu binden. “Ich bin überzeugt, dass sich der Vorstand bald mit ihm zusammensetzen wird“, sagte Aufsichtsrats-Chef Horst Becker der dpa. Nicht aus der Ruhe bringt ihm auch nicht, dass vor Jols Rückkehr nach England zum UEFA-Cup-Viertelfinale bei Manchester City der ein oder andere Club von der Insel Interesse an dem Ex-Coach von Tottenham angemeldet hat: “Es ist ganz normal, dass jemand, der so viele Erfolge hat, das Interesse von anderen Clubs weckt.”


Beckers Gelassenheit ist verständlich, macht Jol doch nicht den Eindruck, der Hansestadt bald wieder den Rücken kehren zu wollen. Im Gegenteil. Der 53-Jährige, von Hoffmann gerne als “Fels in der Brandung” tituliert, hat wiederholt betont, “sehr glücklich” in Norddeutschland zu sein. Als “störend” und “peinlich” empfindet er hingegen das Buhlen aus England, obwohl er noch bei seiner Vorstellung als Nachfolger von Huub Stevens zugegeben hatte, dass er gerne in London geblieben wäre. Das ist nach zehn Monaten an der Elbe anders. “In Hamburg muss man sich wohlfühlen – wer sich hier nicht einleben kann, der wird es nirgends schaffen“, sagte Jol im “kicker”.

Derlei Huldigungen auf die Hansestadt dürften Hoffmann und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Schließlich nimmt der Coach “die Schlüsselposition” in der aktuellen Erfolgsgeschichte ein, so Beiersdorfer. Doch das Duo weiß, dass ein Mann wie Jol auch anderen Clubs gut zu Gesicht stünde. Selbst bei Bayern München sollen sie schon über den Verfechter des Offensiv-Fußballs, der 1978/79 selbst die Bayern-Stiefel geschnürt hatte, nachgedacht haben. Der sympathische Niederländer versichert indes glaubhaft, dass ihn solche Gerüchte nicht interessieren.


Stattdessen gilt seine ganze Konzentration dem HSV, den er in dieser Spielzeit zum ersten Titel seit 22 Jahren führen will. Und die kommende Saison nimmt Jol nicht weniger ambitioniert in Angriff, schließlich ist durch die Millionen-Verkäufe von Nigel de Jong und Vincent Kompany an Manchester City die Schatulle prall gefühlt. Jol: “Wir sind neugierig, wie es im Sommer mit neuen Spielern aussieht. Und dann geht es hier weiter. Mit dem HSV. Und mit mir.”