HSV reist mit breiter Brust nach Hoffenheim

Die bevorstehende Reise zum UEFA-Cup-Spiel beim slowakischen Vertreter MSK Zilina hatte kein HSV-Akteur auf dem Zettel nach dem Remis gegen den FC Schalke 04 – viel wichtiger hingegen war der Blick auf das unverhoffte Spitzenspiel beim Bundesliga-Neuling 1899 Hoffenheim.

Wir haben schon Respekt vor Hoffenheim, aber so viel auch nicht“, fand Piotr Trochowski, “wir wollen schließlich Tabellenführer bleiben“.

Der Spieler der Woche, der sowohl in der DFB-Auswahl als auch beim Bundesliga-Dino mit ebenso wichtigen wie sehenswerten Toren überzeugte, verkörpert das neue Selbstbewusstsein des HSV. So kess, wie er seinen erstmals präsentierten Tor-Salto (“Ich wollte zeigen, dass ich es auch kann“) kommentierte, so forsch spielt der Hanseat mit polnischen Wurzeln nach dem Weggang von Rafael van der Vaart auf. Im Gegensatz zu Huub Stevens schenkt Übungsleiter Martin Jol ihm das Vertrauen und gibt ihm die Einsatzzeit, die er braucht. “Piotr ist ein großes Talent, er wird immer besser“, findet sein neuer Trainer, der mit Wohlwollen zur Kenntnis nimmt, wie der kleine Mittelfeld-Akteur die Fäden bei den Hamburgern zieht.

Wenn Trochowski die ganze Saison so spielt, können wir Meister werden“, meinte sogar HSV-Idol Uwe Seeler, der seinen Club auf einem guten Weg sieht. Total enttäuscht indes war Seeler von Kevin Kuranyi, der bei seinem ersten Auftritt nach der Flucht aus dem DFB-Team wie gelähmt wirkte. Ganze 18 Ballkontakte, jeder begleitet von gellenden Pfiffen der HSV-Anhänger, und lediglich drei von 13 gewonnene Zweikämpfe – das war das bittere Bild des Schalker Angreifers, der nach seiner Selbst-Ausbootung beim DFB scheinbar an seinen eigenen Nerven scheiterte. Seeler: “Ich hätte eine Explosion von Kuranyi erwartet, aber nun bin ich sehr enttäuscht von ihm.”


Obwohl dem HSV gegen Schalke zahlreiche Verletzungssorgen plagten hatte und kein prominenter Neuzugang in der Anfangsformation stand, lieferte die Mannschaft die besten 45 Minuten der Spielzeit ab. Gegen den vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden Neuling wird aber nur eine gute Halbzeit kaum reichen. Wie frech 1899 um den zur Zeit führenden Bundesliga-Torjäger Vedad Ibisevic nach dem Höhenflug ist, zeigt die Aussage nach dem dreifachen Punktgewinn in Hannover: “Auf jeden Fall wollen wir Meister werden.” Mittlerweile ruderte der Mann allerdings etwas zurück : “Ich will wie jeder Fußballer mal Meister werden. Aber das ist nicht auf diese Saison bezogen.” Und Coach Ralf Rangnick bremst: “Es sind doch erst acht Spieltage vorbei.”

Ebenso vorsichtig gibt sich Mäzen Dietmar Hopp: “Wir reden nicht von einem internationalen Wettbewerb, unsere jüngeren Spieler werden auch schwächere Phasen haben.” Im Interview mit dem Magazin “Spiegel” betonte der Milliardär: “Es ist keine Tiefstapelei, wenn ich sage: Wir sind froh, wenn wir diese Saison ohne Stress die Klasse halten können.” Außerdem kündigte er an, in der Winterpause nicht weiter in das Team zu investieren: “Das wäre meiner Ansicht nach strategisch falsch. Die Mannschaft, die den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat, ist so jung, sie lässt sich noch entwickeln.”