Ein Traumtor durch Ivica Olic hat die fünf Jahre andauernde Durststrecke des Hamburger SV beendet. Mit seinem Sonntags-Treffer in Minute 74 entschied der Kroate das 89. Nordderby, zum Abschluss des 14. Spieltags in der Fußball-Bundesliga, zum 2:1 (1:1)-Heimerfolg gegen den SV Werder Bremen.
“Das war mein bisher schönstes Tor“, sagte der Glücksschütze, der das “Werder-Trauma” des HSV gegen den Erzrivalen beendete. Bereits in der 6. Minute erzielte Paolo Guerrero 57.000 Anhängern den 1:0-Führungstreffer. Zu diesem Zeitpunkt konnte man auf ein rassiges Bundesliga-Spiel hoffen, doch zu sehen gab es ein spielerisch erschreckend schwaches Derby. Nach dem Ausgleichstreffer durch einen spektakulären Freistoß von Diego in der 24. Minute durften die Gäste als bessere von zwei schwachen Mannschaften lange Zeit auf einen Punktgewinn hoffen. Doch dann verdarb Olic ihnen die Generalprobe für das wichtige Champions-League-Spiel in Famagusta auf Zypern.
“Ich kann nicht sagen, es war verdient, aber ich bin sehr zufrieden“, sagte anschließend HSV-Coach Martin Jol. Insbesonder im ersten Durchgang sei Werder die bessere Elf gewesen. Sein Bremer Trainer-Kollege Thomas Schaaf war milde gestimmt: “Vom Ergebnis war es nicht gut, von der Leistung war es sehr gut. Das einzige, was wir uns vorwerfen müssen, ist, dass zu wenig rausgekommen ist für das, was wir aufgewendet haben.” Durch den sechsten Dreier im siebten Spiel vor eigenem Publikum hielten die Hanseaten als Tabellenfünfter Anschluss an die Spitzengruppe. Dagegen fiel Vizemeister nach der ersten Pleite nach drei Spielen auf den neunten Tabellenplatz ab.
Dem HSV droht trotz des Sieges Ärger mit dem Deutschen Fußball- Bund (DFB): Beim Torjubel der Bremer wurde Werder-Kapitän Frank Baumann von einer von der Tribüne geworfenen Handy-Akku getroffen, konnte aber nach kurzer Behandlung weiterspielen. “Es ist schade. Aber es ist vorbei“, sagte das “Wurf-Opfer”. “Wir müssen uns entschuldigen“, meinte HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs sagte fair: “Den HSV trifft keine Schuld.”
Der Hamburger SV begann engagierter und wurde schnell belohnt: Nach einem Freistoß von Mladen Petric reagierte Neu-Nationaltorhüter Tim Wiese, der von den HSV-Fans wegen seines Kung-Fu-Tritts beim Punktspiel im Mai gegen Olic ausgepfiffen wurde, prächtig (Wiese: “Ich habe es mir schlimmer vorgestellt“). Doch den Abpraller nutzte Guerrero zu seinem dritten Saisontor. Unverständlich, dass die Hamburger den Schwung der frühen Führung nicht nutzten und mehr Druck auf die verunsichert wirkenden Gäste machten.
So kamen die Bremer allmählich ins Spiel und erarbeiteten sich ein Übergewicht. Von spielerischem Glanz war bei ihnen aber kaum etwas zu sehen. Folgerichtig kam das Team von der Weser nur durch Standardsituationen zu Chancen: In der 14. Minute zischte ein Freistoß von Naldo aus 30 Metern knapp am Tor des Ex-Bremers Frank Rost vorbei. Zehn Minuten später machte es der bis dahin eher blasse Diego besser und zirkelte den Ball aus 20 Metern per Freistoß zum Ausgleich ins Tor.
Werder wurde nach dem Ausgleich mutiger, der HSV immer schwächer. Der gesperrte HSV-Kapitän David Jarolim fehlte als ordnende Kraft. Auch nach dem Wechsel war Werder die bessere Mannschaft. Doch Olics Schuss aus 18 Metern genau in den Bügel stellte die Partie auf den Kopf. In der Nachspielzeit scheiterte Piotr Trochowski freistehend an Wiese und sorgte noch für einige bange Momente der Hamburger.