HSV erwartet von Labbadia die “Gier nach Erfolg”

Ausgerechnet von Bruno Labbadia erhofft sich Fußball-Bundesligist Hamburger SV endlich Kontinuität auf der Trainerbank. Zehn Kamerateams empfingen den gerade von Bayer Leverkusen freigestellten neuen HSV-Übungsleiter, der feststellte: “Klar ist es mein Ziel, langfristig zu arbeiten.”

Dabei hatten die Umstände der letzten Wochen und Monate dazu geführt, dass er 12 Monate vor dem Vertragsende die Werkself verließ. “Labbadia ist unser Wunschkandidat gewesen, und wir wollen langfristig mit ihm arbeiten“, stellte auch noch einmal HSV-Vorstands-Boss Bernd Hoffmann fest, “wir wissen alle, dass diese Kurzfristigkeit auf der Trainerposition schlecht ist für die Clubs.”

Die Hanseaten statteten Labbadia mit einem Kontrakt über drei Jahre aus und das ohne Ausstiegsklausel. Sein neuer Arbeitgeber ist sogar bereit, künftig sportliche Rückschläge hinzunehmen. Dem Vernehmen nach überweisen die Norddeutschen etwa 1,3 Millionen Euro Ablöse in Richtung Leverkusen. Der Fußball-Lehrer streicht in Hamburg ein Jahresgehalt von einer guten Million ein. “Der Cheftrainer ist die entscheidende Konstante, für die es sich manchmal auch lohnt, eine Ablöse zu zahlen. Wir wollen die Verweildauer von ein bis zwei Jahren verlängern“, sagte Hoffmann, “in Deutschland gibt es nur drei Ausnahmen, die heißen Schaaf, Schaaf und nochmals Schaaf.” Man müsse nicht erst nach England schauen, um zu sehen, dass kontinuierliche Arbeit besser sei.

Labbadia habe den Vorstand bereits im Vorjahr bei der fast 200-Tage-Trainersuche mit seinen präzisen Vorstellungen überzeugt: “Es ist diese Vokabel ‘Leistungsbereitschaft’, die uns neben seiner Qualität und Leidenschaft überzeugt hat“, führte Hoffmann aus. Er werde jegliche Rückendeckung erfahren, um “diese Hamburger Mehltaustimmung ein wenig zu knacken“. Hoffmann hat in der vergangenen Saison die letzte “Gier nach Erfolg” bei einigen im Verein vermisst.

Ich habe das klare Signal des Vereins bekommen, hier etwas zu entwickeln, und das reizt mich extrem“, führte Labbadia aus, der von 1987 bis Winter 1988 als Stürmer bei den Hanseaten unter Vertrag war und noch mit Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer zusammengespielt hat. Aus dem Jahr in Leverkusen habe er viel gelernt, sein viel beachtetes Interview vor dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen bereue er aber nicht. Man könne über den Zeitpunkt diskutieren, aber nicht über die Inhalte. Es sei auch nicht von seinem Medienberater platziert worden, wie Rudi Völler kritisiert hatte. Die Unterstützung, die er danach aus dem Werksclub erfahren habe und die seinen Abschied erschwert hätte, hätte er sich eher gewünscht.

Ohne Urlaub will Labbadia sich in den kommenden vier Wochen bis zum Trainingsbeginn am 3. Juli in die Kaderplanung des Bundesliga-Fünften stürzen und hat dafür mehr als 16 Millionen Euro zur Verfügung. Der Grieche Konstantinos Katsouranis von Benfica Lissabon soll für das defensive Mittelfeld kurz vor der Verpflichtung stehen. Labbadia, der mit Leverkusen nur Neunter wurde, wird seinen Co- Trainer Eddy Sözer mitbringen und sieht sich von Beginn an stark unter Erfolgdruck: “Wer in Hamburg unterschreibt, weiß das“.

Wegen der Nebengeräusche der vergangenen Wochen wird er auch mit Skepsis von den HSV-Anhängern empfangen. “Es ist ein Wagnis, wir sind ein großer Verein mit vielen Strömungen, da braucht man Erfahrung“, sagt Vize-Weltmeister Willi Schulz. Uwe Seeler gibt Labbadia eine Chance und glaubt, dass er über mehrere Jahre etwas Vernünftiges aufbauen könnte: “Nicht nur für eine Saison.” Kapitän David Jarolim, der wie seine Mannschaftskollegen telefonisch oder per sms informiert worden ist, sieht es positiv: “Ich habe gehört, dass er erfolgsbesessen ist, das ist super für uns. Er ist ein Trainer mit großen Ambitionen.”