EM 2008: Donadoni und Domenech vor dem Aus

Die Medien legen einen raueren Ton an den Tag, die Rückendeckung in der Führungsetage schwindet. Die Tage von Raymond Domenech und Roberto Donadoni auf dem Trainerstuhl der französischen und italienischen Nationalmannschaft scheinen gezählt.

Die Übungsleiter stehen, nach den bisherigen schwachen Auftritten ihrer Teams bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz, heftig in der Kritik. Nun spekuliert man vor dem direkten Duell der beiden “Reizfiguren” über deren Ablösung. Auf die gestreuten Gerüchte, dass Weltmeister Marcello Lippi zur “Squadra Azzurra” zurückkehrt, reagierte Donadoni genervt: “Diese Schlagzeilen habe ich erwartet.”

Ein Blick in die Schlagzeilen der italienischen Presse, verheißt für Donadoni wenig Gutes. “In Zürich schwebt Lippi über Donadoni”, war auf dem Titelblatt der “La Gazzetta dello Sport” zu lesen. Im Anschluss an die Demütigung gegen die Niederlande forderte “Tuttosport”: “Gebt uns Lippi zurück”. Nun könnte es gut sein, dass Lippi diesen Rufen folgt. Bereits vor der EM-Endrunde hatte der Weltmeister-Trainer ein Comeback nicht ausgeschlossen: “Ich würde nur noch Juventus Turin oder die Nationalelf trainieren.”


Ohnehin war Donadoni vom ersten Tag an nur ein Übungsleiter auf Abruf. Als ihn der italiensiche Verband nach dem Rückzug von Lippi präsentierte, fragte sich ganz Italien: Wieso Donadoni? Erst kurz vor dem Start der EURO wurde sein Kontrakt bis 2010 verlängert. Den darin enthaltenen Passus, der ein Ende der Zusammenarbeit im Falle eines verpassten EM-Halbfinales möglich macht, werteten viele Tifosi als Rausschmiss-Klausel. Der Coach stimmte zu: “Wenn die EM kein Erfolg wird, stelle ich mein Amt ohnehin zur Verfügung.” Aus diesem Grund gehen Experten davon aus, dass der Coach bei einer vorzeitigen EM-Pleite der Entlassung mit einem Rücktritt zuvorkommt.

Wie schnell der Ruhm vergangener Tage verblassen kann, davon kann der französische Nationaltrainer Domenech derzeit ein Lied singen. Nur zwei Jahre nach dem Erreichen des WM-Finales ist der Lorbeer verwelkt. Insbesondere das Festhalten an den Routiniers Lilian Thuram und Willy Sagnol stößt immer wieder auf Unverständnis. “Es müssen Köpfe rollen“, lautete die Forderung des ehemaligen Nationalspielers Emmanuel Petit.

Zudem sorgt die Beziehung des Übungsleiters zur Sportmoderatorin Estelle Denis vom Privatsender “M6” für Gesprächsstoff. Zahlreiche französische Medienvertreter ärgerten sich bereits vor der EM über angebliche Exklusiv-Informationen von Domenech für “M6”. Deshalb verspüren sie wenig Interesse, den umstrittenen Coach zu protegieren. Ganz im Gegenteil: Zuletzt wird als möglicher Nachfolger immer häufiger Didier Deschamps, Weltmeister und Kapitän von 1998, gehandelt. (dpa)