Deutschland dank Podolski 2:2 gegen Elfenbeinküste

Nach der Trauer um Nationalkeeper Robert Enke hat sich die DFB-Elf mit einem 2:2 (1:0) gegen die Elfenbeinküste aus dem Jahr verabschiedet.

Dabei rettete der Kölner Lukas Podolski vor 33.015 Zuschauern in der Schalker Arena mit seinem Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit das verdiente Remis. Die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw zeigte im Spiel gegen die Ivorer eine Mut machende Leistung. Ein halbes Eigentor von Schalke-Keeper Manuel Neuer und ein später Joker-Treffer hätten aber fast für eine unglückliche Niederlage gesorgt.

So schoss Neuer nach Rückpass von Vereinskollege Heiko Westermann Gegenspieler Emmanuel Eboué in der 57. Minute aus kurzer Entfernung an und das Spielgerät trudelte ins deutsche Tor. In der 85. Minute markierte der nur 120 Sekunden zuvor eingewechselte Seydou Doumbia die 2:1-Führung für die Gäste. Zuvor hatte der gut spielende Podolski beim ersten Spiel im neuen WM-Trikot die Hausherren per Foulelfmeter in Führung gebracht (11.). Kurz vor dem Ende erzielte der Angreifer dann sein 37. Länderspieltor und zog dadurch in der DFB-Rangliste mit Oliver Bierhoff gleich. “Vor dem Spiel waren wir in Gedanken bei Robert. Wir sind froh, dass wir am Ende noch 2:2 gespielt haben“, meinte Podolski.

Guy Demel (l) bringt den deutschen Stürmer
Stefan Kießling im Strafraum zu Fall.

Im vorletzten Kick vor der Bekanntgebung des Kaders für die WM 2010 in Südafrika hatte die deutsche Nationalelf in Gelsenkirchen zahlreiche Torchancen. Auch nach dem unglücklichen Ausgleich und dem bitteren zweiten Gegentor drängten die Gastgeber auf einen Treffer. Die besten Chancen vergaben zunächst Podolski (74.) und Mario Gomez (81.), der sich bei seiner Einwechslung Pfiffe gefallen lassen musste. Damit beendete das DFB-Team, in dem der Bremer Aaron Hunt für zwölf Minuten sein Debüt feierte, das Jahr mit einer positiven Bilanz von sieben Siegen, drei Remis und nur einer Pleite. Am 3. März 2010 beginnt der WM-Countdown mit der Härteprüfung gegen Argentinien in München.

Das gestrige Spiel gegen die Elfenbeinküste war Test- und Gedenkspiel zugleich. Ein wirklicher sportlicher Maßstab blieb aber aus. Bevor das Spiel angepfiffen wurde, gedachte man in einer etwas anderen Schweigeminute an den verstorbenen Enke. So lief ein über zweiminütiger Film auf der Videoleinwand, der zu dem Song “You’ll never walk alone” noch einmal Szenen des Torwarts zeigte. “Das war ein mulmiges Gefühl, aber das konnten wir im Spiel ganz gut abschütteln“, meinte Per Mertesacker. Beide Mannschaften traten mit Trauerflor an. Auf der deutschen Auswechselbank hatte zuvor der angeschlagene Kapitän Michael Ballack ein Trikot mit dem Namenszug des Torwarts von Hannover 96 platziert. Im Vorfeld des Spiels hatten sich die Akteure in einem bewegenden Offenen Brief von ihrem Kollegen verabschiedet.

Lukas Podolski nach seinem verwandelten
Elfmeter zur 1:0-Führung.

Die Stimmung im der nur zur Hälfte gefüllten Arena blieb bis zum Führungstreffer gedrückt. Nur zaghaft erklangen nach dem Anpfiff Gesänge.

Trotz der Trauer musste der Coach die Gelegenheit gegen den WM-Teilnehmer zum Testen nutzen. Michael Ballack (Knie), der in Zivil auf der Ersatzbank Platz nahm, kehrte der Bundestrainer zum System mit einer Mittelfeldraute zurück, Mesut Özil war zentraler Spielgestalter. Neben Podolski feierte im Sturm Stefan Kießling sein Debüt in der Startelf. Der Leverkusener nutzte seine Chance und zeigte eine gute Leistung. Bereits nach zehn Minuten holte der quirlige Kießling im Laufduell mit Guy Demel den Elfmeter heraus, den Podolski sicher verwandelte.

Stürmer Stefan Kießling (Mitte)
enteilt Souleymane Bamba (l).

Wenige Augenblicke zuvor hatte Ersatzkapitän Philipp Lahm Glück, dass der Heber des agilen Eboué (13.) nach einem sehr optimistischen Kopfballrückpass auf dem Querbalken aufsetzte. Tim Wiese, dem in der ersten Halbzeit die emotional schwere Aufgabe zukam, in seinem ersten Starteinsatz im DFB-Trikot auf der Enke-Position zu spielen, hätte keine Chance gehabt. Großartige Chancen, sein Können zu zeigen, hatte der Schlussmann aber nicht.

Die offensive Ausrichtung von Löw zeigte mit attraktiven Spielzügen Wirkung. Gegen den technisch versierten Gegner konnte sich die DFB-Auswahl auch leichtere Abwehrwackler auf den Außenbahnen leisten und hätte vor der Pause den Vorsprung ausbauen können. So war es unter anderem der Stuttgarter Arthur Boka, der nach einem Kopfball von Westermann (25.) auf der Linie rettete, Podolski (22./31.) versuchte es aus der Distanz. Özils (32.) Schuss aus freier Position war zu lasch und der Hamburger Trochowski (44.) scheiterte kurz vor der Pause am Pfosten.

Nach Wiederbeginn brachte Löw wie angekündigt Neuer für Wiese. Bei seinem Heim-Einsatz hatte Neuer dann gleich Pech, als er nach schlampigen Rückpass von Westermann den Bauch des Arsenal-Profis Eboué traf. Wenige Minute zuvor vergaben Podolski (51.) und Kießling (53.) auf der gegenüberliegenden Seite gute Möglichkeiten auf den zweiten Treffer. Da beide Teams nicht mit letzter körperlicher Konsequenz spielten, setzte sich die ansehnliche Partie fort. Als alles nach einem gütlichen Remis aussah, schlug Doumbia nach tollem Solo per Fernschuss noch zu. Podolski verhinderte aber doch noch die erste DFB-Niederlage seit neun Partien.

In Gedenken an Enke trägt der Ivorer Toure ein Shirt
mit dem Konterfeit des Keepers.