Die Aussage von Felix Magath zeigte das Problem des VfL Wolfsburg auf: “Ich rechne damit, dass wir in der Ferne schon noch den einen oder anderen dreifachen Punktgewinn in dieser Saison machen werden.”
Es waren beinahe etwas Flehendes dabei, als der Chef-Coach der Niedersachsen den Start in die Rückserie seiner Elf mit dem 1:1 (0:1) bei Aufsteiger 1. FC Köln analysierte. Doch nach dem insgesamt zehnten Anlauf, auf fremden Geläuf endlich einen Sieg einzufahren, wird eines immer gewisser: Findet der UEFA-Cup-Teilnehmer keinen Weg aus dem “Auswärts-Dilemma”, gerät die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft mehr und mehr in Gefahr.
Vor 49.000 Fußball-Fans in der Kölner WM-Arena waren die Gäste aus Wolfsburg dicht dran. Nach völlig vergeigten ersten 45 Minuten und dem 0:1-Rückstand durch die Wolfsburger FC-Leihgabe Sergiu Radu in der 34. Minute bestimmten die Wölfe das Geschehen beinahe nach Belieben. “Ich kann mich weder ärgern noch lachen“, sagte der Coach nach dem fünften Remis 2008/2009. Doch eines wollte er aber festhalten: “Ich bin nicht laut geworden” – dass ein Meister-Trainer auch andere Möglichkeiten besitzt, um aus zaudernden und verunsicherten Akteuren beim Pausentee im zweiten Durchgang ein hohes Maß an Aggressivität und Torgefährlichkeit herauszukitzeln, ist Magath unbenommen.
Doch wäre drei Tage nach seinen drei Toren beim 5:1 im Pokal- Achtelfinale gegen Rostock Wolfsburgs Treffer-Garant Grafite nicht gewesen – der VfL hätte sogar eine Pleite quittieren müssen. Der lange verletzte Brasilianer bewies mit dem Ausgleich (73.), dass Wolfsburg ohne ihn weniger wert ist. Doch auch Grafite wusste nach seinem 19. Treffer im 17. Saison-Pflichtspiel nicht genau, ob das 1:1 Fisch oder Fleisch ist: “Natürlich freue ich mich über meinen Ausgleichstreffer. Aber wir hätten schon gern gewonnen.” Wolfsburgs Mittelfeld-Antreiber Zvjezdan Misimovic wähnte sich und die Seinen auf der Haben-Seite des Fußball-Lebens: “Wir können glücklich sein, diesen einen Punkt geholt zu haben.”
Dieses Gefühl teilten am Ende fast alle, sogar Kölns Trainer Christoph Daum, obwohl FC-Angreifer Manasseh Ishiaku in der 63. Minute völlig frei stehend das 2:0 verstolpert hatte. Doch Daum nahm den Neuzugang aus Nigeria in Schutz: “Jeder hat gesehen, wie Ishiaku im Treibsand versinkt.” Das Geläuf im RheinEnergieStadion war eines Erstligaspiels eigentlich nicht würdig. Doch das alles störte Daum nach dem 23. Punktgewinn nicht, denn seine Elf ließ zumindest 45 Minuten vergessen, dass in Top-Angreifer Milivoje Novakovic, Pedro Geromel und Pierre Wome drei der Wichtigsten gesperrt oder verletzt fehlten.
Daum will angesichts der Personallage nachbessern lassen: “Ich habe fünf Abwehrspieler für vier Positionen, das sind wenig Alternativen.” Verantwortungsbewusstes Handeln und Denken für den FC bringen Daum zu der Forderung eines Blitz-Transfers. Heißer Kandidat ist der Slowake Marek Cech vom englischen Premier-League-Verein West Bromwich Albion.