Aufsteiger Hoffenheim bittet VfB zum Duell

Dorf-Club gegen Großstadt-Verein: Neuling contra Gründungsmitglied: Der aufstrebende Aufsteiger bittet den arrivierten Platzhirsch aus Stuttgart zum ersten Bundesliga-Duelle beider Clubs.

Dabei geht es im ersten baden-württembergischen Derby zwischen dem Aufsteiger aus dem 3.200-Seelen-Dorf im Kraichgau und den fünfmaligen Meister vom Neckar nicht nur um drei Zähler, sondern auch um die sportliche Vormachtstellung im “Ländle”.

Derzeit sehen sich die Jungs von Coach Armin Veh als Nummer 1, doch der Respekt vor dem Herausforderer wächst. “Momentan sehe ich uns noch als den größeren Verein“, sagte Stuttgarts Übungsleiter. Allerdings weiß auch er um die beinahe unbegrenzten Möglichkeiten beim von Mäzen Dietmar Hopp finanziell aufgepäppelten Verein. Seit zwei Jahren, als der Durchmarsch aus der Regionalliga ins Fußball-Oberhaus startete, boomt 1899 auf allen Ebenen. In der vergangenen Sommerpause hat der Club dank Hopp fast 11 Millionen Euro in neue Akteure investiert – rund doppelt so viel wie der VfB.


Während die Konkurrenz Hopps Millionen-Investitionen mit Argusaugen verfolgt und teilweise heftig kritisiert, kann Veh die Aufregung darum nicht nachvollziehen. “Ich kann das Gerede nicht hören, wenn jemand sagt, dass Dietmar Hopp mit seinem Geld für Wettbewerbsverzerrung sorgt. Es ist sein Geld und es ist schön, dass er es in seiner Heimat investiert. Die Hoffenheimer brauchen sich dafür nicht zu rechtfertigen“, sagte Veh dem Fachmagazin “kicker”

VfB-Präsident Erwin Staudt lobt sogar die Entwicklung beim Emporkömmling. “Von der Hoffenheimer Nachwuchsförderung können selbst wir noch was lernen“, bekannte er. Sowohl die A- als auch die B- Junioren spielen in der höchsten Klasse, die U17 wurde in der vergangenen Saison erstmals deutscher Meister. Dennoch sehen sich die Badener als Lehrling und (noch) nicht auf Augenhöhe mit den Schwaben. “Der VfB Stuttgart ist einer der am besten geführten Vereine in Deutschland“, stellte Hoffenheims Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus fest.

Bis 2006 war Rotthaus Marketing-Chef beim VfB, ehe er dem Ruf von Hopp folgte. Wie er arbeiten mittlerweile mehrere seiner früheren Stuttgarter Mitstreiter in der Hoffenheimer Geschäftsstelle. Auch der vor zwei Jahren verpflichtete Trainer Ralf Rangnick blickt auf eine Vergangenheit beim VfB zurück, wo er einst in der Amateurmannschaft spielte und sich später als Jugendtrainer erste Sporen verdiente. Als Stuttgarter Cheftrainer blieb er jedoch glücklos: Nach 18 Monaten mit mehr Tiefen als Höhen wurde er im Februar 2001 entlassen.


Dennoch schätzt Rangnick nach wie vor die Stuttgarter Schule. Im Aufgebot des Aufsteigers stehen in Andreas Beck, Matthias Jaissle, Tobias Weis, Marvin Compper und Jochen Seitz immerhin fünf ehemalige VfB-Akteure. “Spieler, die beim VfB Stuttgart ausgebildet wurden, bringen serienmäßig mit, was bei anderen nur als Sonderausstattung zu haben ist“, schwärmt Rangnick.

Nun schickt er sich mit seinem Team an, den Favoriten zu stürzen. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams in der 1. Runde des DFB- Pokals 2005 hatten die Stuttgarter mit 4:3 glücklich die Oberhand behalten. Der damalige VfB-Trainer Giovanni Trapattoni tröstete den Underdog danach: “Dorf klein, Mannschaft stark, Herzschlag auf 180.” Drei Jahre später soll der UEFA-Cup-Teilnehmer die Stärke des Aufsteigers erneut zu spüren bekommen.