Zwar blieb die Fußball-Gala zur Pflichtspiel-Premiere in der neuen Rhein-Neckar-Arena aus, doch auch ohne den aus der Hinrunde bekannten “Hurra-Fussball” feierte 1899 Hoffenheim einen gelungenen Start ins neue Jahr.
“Das war heute mehr Energieleistung als etwas für Feinschmecker, aber ich bin mit dem Auftritt sehr zufrieden“, befand Übungsleiter Ralf Rangnick nach dem glanzlosen, aber wichtigen 2:0 (1:0)-Sieg gegen Kellerkind Energie Cottbus. Mit dem ersten dreifachen Punktgewinn in der neuen Spielstätte machten die Liga-Neulinge aus dem Kraichgau ihrem Mäzen Dietmar Hopp zur Einweihung der von ihm bezahlten und errichteten Arena das schönste Geschenk. “Ich bin sehr zufrieden“, so der “Bauherr”, dessen Name die Anfahrtsstraße zur Arena in Sinsheim trägt.
Im Mittelpunkt der Gratulanten-Menge stand nach dem zwölften Sieg in der laufenden Spielzeit aber nicht Hopp, sondern Boubacar Sanogo. Der nur wenige Tage zuvor vom Liga-Konkurrenten SV Werder Bremen verpflichtete Stürmer markierte bei seinem Debüt für die 1899er den Treffer zum 2:0- Endstand in der 63. Minute und rechtfertigte damit das in ihn gesetzte Vertrauen. “Bouba hat so gespielt, als wäre er schon lange hier“, lobte Club-Manager Jan Schindelmeiser den Angreifer von der Elfenbeinküste, der beim Tabellenführer nichts weniger leisten soll, als den am Kreuzband verletzten Top-Torjäger Vedad Ibisevic (18 Treffer) zu ersetzen.
Doch die hohe Bürde war dem in Bremen aufs Abstellgleis geratenen Sanogo nicht anzumerken. Zusammen mit Demba Ba, dem mit dem Treffer zum 1:0 (28.) die Ehre des ersten Torschützen im rund 60 Millionen Euro teuren Stadion zu Teil wurde, bildete der 26-Jährige ein vielversprechendes Duo. “Er ist ein guter Junge. Das Tor freut mich für ihn“, sagte Ba über seinen neuen Partner. Der hatte erst kurz zuvor erstmals mit den neuen Kollegen trainiert und erhielt vor seiner Premiere vom Trainer noch Extra-Motivation. “Wir haben ihm ein Video mit seinen schönsten Treffern gezeigt“, erzählte Rangnick.
Die Streicheleinheiten fruchteten, auch wenn Sanogo nach 75 Minuten etwas müde wirkte. Aber dafür hatte der vorerst bis zum Saisonende ausgeliehene Stürmer eine Erklärung parat. “Ich war überrascht, die Jungs laufen 90 Minuten nonstop, das habe ich noch nicht erlebt. Ich verstehe jetzt, warum sie Erster sind.”
Überrascht von der Leistung seines Teams war Rangnick nicht, wohl aber erleichtert nach einer Vorbereitung, in der so gut wie alles schief lief, was schieflaufen konnte. “Wenn man weiß, welche Rückschläge die Jungs in den letzten vier Wochen wegstecken mussten, verdienen sie ein großes Kompliment” sagte der Coach, der neben Ibisevic auch Chinedu Obasi und Carlos Eduardo und damit die Schützen von 28 Hinrunden-Treffern ersetzen musste. Nur die Verletzung von Ex- Nationaltorwart Timo Hildebrand, der bei seinem Debüt mit einer Schambein-Prellung ausgewechselt werden musste, drückte aufs Gemüt.
Neue Kampfansagen in Richtung München gab es indes nicht. “Mit den Bayern beschäftigen wir uns erst wieder im Mai, wenn wir gegen sie spielen“, sagte Schindelmeiser. Immerhin schaffte es der Aufsteiger, Bayern-Präsident Franz Beckenbauer erneut zu begeistern. “Natürlich hat uns genervt, dass uns die Hoffenheimer die Herbstmeisterschaft weggeschnappt haben“, sagte der “Fußball-Kaiser”, der zusammen mit Hopp die Partie verfolgt hatte.
Genervt waren am Samstag auch die Cottbuser, die vor Sanogos Treffer eine Regelwidrigkeit des Stürmers gesehen haben wollten. Doch Energie-Trainer Bojan Prasnikar wollte die Szene nicht bewerten und wies lieber auf das ordentliche, wenn auch harmlose Spiel seines Teams hin. “Im Vergleich zum Pokal-Auftritt in Leverkusen war das eine deutliche Steigerung. Darauf können wir aufbauen.”