Die deutsche Nationalmannschaft hat nicht nur ihr zweites Gruppenspiel gegen Kroatien mit 1:2 (0:1) verloren, sondern auch Bastian Schweinsteiger, der in der ersten Minute der Nachspielzeit der Partie die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit sah. So hat sich das Team von Coach Joachim Löw sicher nicht vorgestellt. Durch den herben Rückschlag ist nun Ernüchterung statt Viertelfinal- Ticket angesagt.
Die DFB-Auswahl konnte im zweiten Gruppenspiel in Klagenfurt in keiner Phase der Partie auch nur Ansatzweise an die Leistung zum Auftakt gegen Polen anknüpfen und wurde von starken Kroaten abgestraft. Erst in der 79. Minute konnte Lukas Podolski mit seinem dritten Turnier-Tor in seinem 50. Länderspiel den Anschluss markieren.
Somit benötigt die Löw-Elf am kommenden Montag in Wien gegen Österreich dringend einen Sieg, um nicht an die EM 2000 und 2004 anzuknüpfen, in denen man nach der Vorrunden die Heimreise antreten mussste. Die Tore für die Coach Slaven Bilic taktisch perfekt eingestellten Kroaten besorgten vor 30.461 überwiegend kroatischen Zuschauern im Wörthersee-Stadion Darijo Srna in der 24. Minute und der Hamburger Bundesliga-Akteur Ivica Olic in der 62. Minute.
Nur vier Tage nach dem vielversprechenden 2:0-Sieg über Polen im EM-Auftaktspiel ließ das deutsche Team beinahe alle Tugenden vermissen, die sie uns am vergangenen Sonntag noch gezeigt hatten. Statt wie sie sich eigentlich vorgenommen hatten, auch dieses Spiel entschlossen an sich zu reißen, fand die Mannschaft um Kapitän Michael Ballack gegen die tief stehenden Kroaten mit ihren zwei Vierer-Ketten überhaupt keine Mittel und Wege. Zudem sah man viel zu viele unnötige Ballverluste, die den Spielfluss hemmten. Auch schien Bilic die Schwachpunkte im Spiel der Deutschen analysiert und seine Truppe darauf eingestellt zu haben.
Als Problemzone erwies sich die Defensive, in der Marcell Jansen auf der linken Seite überfordert war und mit schöner Regelmäßigkeit überlaufen wurde. Auch Christoph Metzelder fehlte es heute eindeutig an Spitzigkeit. So war es allein Per Mertesacker und Jens Lehmann, der fehlerlos blieb, zu verdanken, dass die Löw-Mannen nicht noch deutlicher in Rückstand gerieten. In der Pause reagierte der Bundestrainer indem er David Odonkor für Jansen brachte und die Aufgaben in der Defensivabteilung neu verteilte. Philipp Lahm übernahm die linke Abwehrseite, Clemens Fritz ging nach hinten rechts. Das brachte zumindest der Abwehr mehr Stabilität, doch die erhoffte Trotzreaktion blieb aus.
Auch im Angriff konnte der dreimalige Europameister die Erwartungen nicht erfüllen. Lukas Podolski hatte zwar viele Ballkontakte, doch seine Zuspiele in die Spitze kamen meist nicht an. Hier war eindeutig die fehlende Harmonie zwischen Miroslav Klose und Mario Gomez zu erkennen. Auch nach dem 0:1 konnte die deutsche Mannschaft die erhoffte Wende nicht einleiten. Auch weil der zum 40. Mal als Mannschaftskapitän aufgelaufenen Michael Ballack wie eigentlich auch schon gegen Polen recht blass blieb. Übrigens konnte Ballack mit Ehrenspielführer Uwe Seeler gleichziehen.

sein Tor zum 1:0 für Kroatien.
Die Kroaten erwiesen sich, nach den Viertelfinal-Duellen bei der EM 1996 (2:1) und EM 1998 (0:3), auch im dritten Pflichtspiel wiedereinmal als äußerst unangenehmer Gegner für die DFB-Elf, die im Gegensatz zum Polen-Spiel keine Räume fand, um ihr Kombinationsspiel aufzuziehen. In den ersten 30 Minuten der Partie war einzig ein zu hoch angesetzter Kopfball von Gomez in der 26. Minute die einzig nennenswerte Szene. Ansonsten kam Schlussmann Stipe Pletikosa nicht in Bedrängnins. Die Kroaten machte es anders, denn sie nutzten gleich ihre erste Möglichkeit zur 1:0-Führung. Danijel Pranjic konnte sich auf der linken Seite gegen Lahm und Fritz durchsetzten und das Spielgerät in die Mitteflanken, wo Jansen Srna aus den Augen verlor. Der Spieler von Schachtjor Donezk bedankte sich mit dem 1:0.
Der Rückstand wirkte wie ein Schock für die Deutschen. Kaum sechs Minuten später hätte es beinahe zum zweiten Mal im Kasten von Lehmann geklingelt. Olic konnte sich im Kopfballduell gegen Metzelder durchsetzen und das Leder Niko Krajncar auflegen. In der 33. Minute konnte Michael Ballack mit einem Freistoß-Geschoss aus rund 30 Metern das erste Achtungszeichen setzen, in der 40. Minute setzte Metzelder den Ball über den gegnerischen Kasten. Das die National-Elf nicht mit einem höheren Rückstand zum Pausentee gingen musste, hatte sie der Reaktionsschnelligkeit von Lehmann zu verdanken. Mit einer Glanz-Parade konnte der Keeper das 2:0 durch Krajncar, der in der kommenden Spielzeit beim VfB Stuttgart spielt, noch verhindern.
Den zweiten Durchgang eröffnete die deutsche-Elf mit einem Schuss von Ballack nach zu kurzer Abwehr von Pletikosa (49.), doch viel mehr ließen die Kroaten nicht zu. Kroatien zog sich nun clever zurück und ließ auch den schnellen Odonkor nicht zur Entfaltung kommen. Dann fälschte Podolski in der 62. Minute eine Rakitic-Flanke unglücklich ab, das Spielgerät klatschte unerreichbar für Lehmann an den Pfosten. Olic reagierte schneller als Mertesacker und Fritz und staubte zum 2:0 ab. In der 73. Minute verpasste Schweinsteiger aus spitzem Winkel die Möglichkeit, dem Spiel eine Wende zu geben. Dann war es Podolski, der mit seinem 28. Länderspieltreffer noch einmal für Hoffnung sorgte.

fassungslos am Spielfeldrand.
(dpa)