Trapattoni wird 70 und hat noch lange nicht fertig

Am heutigen Dienstag (17. März) wird Trainerlegende Giovanni Trapattoni 70 Jahre alt und hat noch lange nicht fertig.

Der Coach sprüht immer immer noch vor südländischen Temperament und jugendliche Tatendrang. So ist “Trap” mit 22 Titeln einer der erfolgreichsten Fußball-Lehrer der Welt, in seiner Heimat Italien einsame Spitze, nach seiner denkwürdigen Wutrede beim FC Bayern München eine Kultfigur in Deutschand und in Irland die große WM-Hoffnung: Ein Erfolg in der WM-Quali in 14 Tagen gegen Titelverteidiger Italien und die Qualifikation für die Endrunde 2010 in Südafrika wären für Irlands Nationaltrainer zwei schöne Geburtstagsgeschenke.

Erfolgreich, temperamentvoll, charmant und skurril – Trapattoni ist einer der schillerndsten Übungsleiter der Welt und unvergessen in der Fußball-Bundesliga. Wegen der heftigen Kontroversen um seine als “Catenaccio” kritisierte Defensiv-Taktik und vor allem wegen seiner schon legendären Abrechnung mit den Bayern-Profis im Frühjahr 1998: “Was erlauben Strunz?”, “Ein Trainer ist nicht ein Idiot!”, “schwach wie eine Flasche leer“, explodierte der Coach und sagte dann: “Ich habe fertig!”

Niemals zuvor hatten die Italiener den Mailänder Gentleman derart die Fassung verlieren sehen und konnten nicht glauben, was sie hörten: Weil der Name Strunz dem italienischen Schimpfwort “stronzo” (Scheißkerl) ähnelt, wurde seine Wutrede auch in Italien der Renner. In Deutschland lag es an der kreativen Mischung aus italienischer Grammatik und deutschen Wörtern, um seinen Ausraster zum Kult werden zu lassen. Der Coach selber fühlte sich als Witzfigur veralbert, wegen seiner Schwächen im Deutschen lächerlich gemacht.


Völlig zu Recht mutmaßte Bayern-Manager Uli Hoeneß, dass der Medienhype um Trapattonis Wutausbruch den Italiener damals endgültig aus München vertrieb. “Mehr war in München nicht möglich, auch weil ich sprachlich limitiert war“, räumte Trapattoni einmal ein. In Deutschland erlebte er zwei der größten Demütigungen seiner Karriere. Nach dem Bayern-Engagement folgte nach seinem erfolglosen Gastspiel beim VfB Stuttgart 2006 die erste Entlassung seiner Laufbahn.

Das sind keine Gentlemen“, beklagte sich Trapattoni. Deutschland war für Trapattoni aber auch Aufbruch und Selbstbestätigung. Mit Bayern gewann er im zweiten Anlauf 1997 seinen ersten Titel außerhalb Italiens. Danach wurde er bei allen Auslandsgastspielen auf Anhieb Meister: 2005 mit Benfica Lissabon und 2007 mit Red Bull Salzburg.


Zuvor hatte er in Italien bereits alles gewonnen: Innerhalb von zehn Jahren führte der Bauernsohn Rekordmeister Juventus Turin zwischen 1976 und 1986 unter anderem zu sechs Meistertiteln, zum Gewinn des Europacups der Landesmeister und zum Weltpokalsieg. Danach wechselte er zu Inter Mailand, wo er mit Lothar Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann Meister und UEFA-Cupsieger wurde. “Er ist der Größte von uns allen“, sagte Ex-Nationaltrainer Arrigo Sacchi.

Der größte Traum aber blieb ihm versagt: der Triumph als italienischer Nationaltrainer. Als Nachfolger von Dino Zoff scheiterte “Trap” bei der WM 2002 im Viertelfinale an Südkorea, nachdem auch das heimliche Versprühen seines aus Italien mitgebrachten Weihwassers auf der Trainerbank nicht half. “Wir wurden offenkundig betrogen“, sagte Trapattoni und machte nachher die Schiedsrichter für die Pleite verantwortlich. 2004 schied “Trap” bei der EM in Portugal mit den “Azzurri” schon nach den Gruppenspielen aus. Dennoch bleibt Trapattoni, der schon als Abwehrspieler des AC Mailand zweimal Meister und Europacup-Sieger wurde und 17 mal das Nationaltrikot trug, einer der größten seiner Zunft.