2. Bundesliga: Eskalation des Führungskonflikt bei 1860

Beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München kehrt einfach keine Ruhe ein – ganz im Gegenteil: Der Konflikt zwischen Präsidium und Geschäftsführung ist nach dem 1:1 im letzten Heimspiel der Saison gegen den VfL Osnabrück. in dem der Klassenverbleib gesichert wurde, eskaliert.

Nach seiner beispiellosen verbalen Attacke gegen Präsident Albrecht von Linde ist Geschäftsführer Stefan Ziffzer so gut wie rausgeworfen. “Ich gehe davon aus, dass ich morgen meine Kündigung erhalte“, sagte Ziffzer der dpa.

Der Geschäftsführer hatte Präsident Linde im Stadion in einer Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel gegen den VfL heftig angegriffen und den Präsidenten bei seiner verbalen Abrechnung sogar als “Schande” für den Verein bezeichnet. Daraufhin hatte ihm Linde, der Ziffzers Rede im VIP-Bereich der Allianz Arena mit verfolgt hatte, mündlich die fristlose Entlassung ausgesprochen. Trotz alledem saß Ziffzer am Montag dennoch in der 1860- Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße an seinem Schreibtisch.


Die Kündigung des Vertrages, der ursprünglich bis zum 30. Juni 2010 läuft, ist erst dann rechtskräftig, wenn sie schriftlich erfolgt und von mindestens zwei der drei Präsidiumsmitglieder Linde, Karsten Wettberg und Franz Maget unterzeichnet wurde. Dies scheint nur noch reine Formsache zu sein. “Ziffzer hat nie gewusst, wer Koch und wer Kellner ist“, so Linde am Sonntag. “Er ist gefeuert. Wir wissen auch, wie es ohne ihn weitergeht.” Auf der Internetseite der Münchner Abendzeitung wurde Wettberg zitiert, dass es für Ziffzer “kein Zurück” mehr geben würde. “Was er gemacht hat, ist groß vereinsschädigend” hieß es weiter. Ziffzer konterte, das Präsidium habe “vom ersten Tag an nichts anderes vorgehabt, als mich hier herauszuschießen“.

Der Konflikt um die schlechte Rückrunde des Teams und die finanzielle Krise des Vereins ist eskaliert, nachdem das Fachmagazin ‘kicker’ berichtet hatte, Stefan Reuter stehe als sportlicher Geschäftsführer bereits vor Ende seines Vertrages am 30. Juni 2009 vor der Ablösung. Diese Meldung nicht dementiert zu haben, wertet Ziffzer entweder als “schlampiges Verhalten” oder ein “frühzeitiges Distanzieren” von Reuter. “So, wie es der Herr Präsident und sein Stellvertreter machen, ist das eine Sauerei und zeugt von mangelndem Rückgrat und mangelndem Charakter“, wetterte Ziffzer weiter.

Stefan Reuter hatte die “Art und Weise” der verbalen Attacke seines Geschäftsführer-Kollegen Ziffzer “überrascht”, wie er auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in München erklärte. “Er hat emotional reagiert“, meinte Reuter: “Es sind in der nächsten Woche extrem viele Gespräche nötig, um die Situation zu klären und die Weichen zu stellen.” Der Manager bekräftigte nach der Pressekonferenz, dass er dem Verein treu bleibt: “Ich mache auf jeden Fall weiter.”

1860_reuter.jpg

“Löwen”-Manager Stefan Reuter

(dpa)