1. Liga: Fünfkampf um den Titel

An der Tabellenspitze herrscht dichtes Treiben, die Abstände der erste fünf Clubs sind verdammt eng, die Tabellenführung wechselt laufend und unerwartete Höhenflüge – im Gegensatz zur Vorsaison mit der Alleinherrschaft des FC Bayern München steht der 1. Fußball-Bundesliga in dieser Spielzeit ein spannender Kampf um den Meistertitel bevor.

Nicht der derzeit kriselnde deutsche Rekordmeister (39), der sich vor dem kommenden Spieltag mit dem fünften Tabellenplatz abfinden muss, sondern der Überraschungs-Club aus der Hauptstadt geht vom Thron in das bevorstehende Wochenende. Aufgrund der ständig wechselnden Tabellenführung traut sich “Kaiser” Franz Beckenbauer keine Titelprognose zu: “Scheinbar will keiner Meister werden. Wenn man einen entscheidenden Schritt tun könnte, dann stolpert man wieder. Es passt gerade alles zu dieser Liga.”

Schaut man sich die Rückrundentabelle an, wird schnell deutlich, dass was der Aufsichtsrats-Boss des FCB anspielte. Der Liga-Neuling und überraschende Herbstmeister 1899 Hoffenheim rangiert dort nur au Platz zehn, Bayer Leverkusen und die Münchner sogar nur auf den Plätzen 13 und 14. Nicht zuletzt aus diesem Grund gab es in der laufenden Saison, anders übrigens als in den anderen Spitzenligen Europas, bereits fünf unterschiedliche Tabellenführer. “Das wird ein Titelrennen bis zum letzten Spieltag“, sagte Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann, “dass so viele Mannschaften dabei sind, ist eine tolle Sache für die Bundesliga.”

Für Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler ist die Entwicklung der beweis einer höheren leistungsdichte in den oberen Gefilden der Bundesliga. “Vor vier, fünf Jahren wären wir auch mit einer durchschnittlichen Leistung unter die ersten Fünf gekommen. Heute ist das anders. Und wenn du nach ganz oben willst, musst du eine fantastische Saison spielen.”


Davon kann beim FC Bayern, der in dieser Spielzeit noch kein einziges Mal an der Spitze lag, keine Rede sein. Nach dem Knockout im Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen ist der Gegenwind für Klinsmann stärker geworden. Bei einer Heimniederlage am Samstag gegen Hannover könnte er auf Orkanstärke anwachsen. Vorstands-Chef Karl- Heinz Rummenigge stärkte dem wankenden Fußball-Lehrer via “Bild” demonstrativ den Rücken: “Jürgen hat unser absolutes Vertrauen und unsere Unterstützung. Die Mannschaft ist jetzt gefragt. Wir müssen am Samstag gewinnen. Nach dem Pokal-Aus umso mehr.”

Gut möglich, dass das Wechselspiel an der Spitze am 23. Spieltag weitergeht. Schließlich muss Tabellenführer Hertha BSC (43) im Derby bei Angstgegner Energie Cottbus antreten. Die Bilanz mit sieben Niederlagen in den bisherigen elf Duellen verheißt wenig Gutes. Der letzte von nur drei Siegen liegt schon fast sechs Jahre zurück. “Wir haben ein paar Rechnungen offen aus den letzten Jahren“, sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß vor der Reise zum Drittletzten.

Auch Verfolger Hamburger SV (42) muss bei einem vom Abstieg bedrohten Gegner antreten. Nach der schmerzlichen Heimschlappe gegen das beste Rückrunden-Team aus Wolfsburg (39) am vorigen Spieltag liebäugelt das Team von Trainer Martin Jol vor der Partie in Mönchengladbach erneut mit dem möglichen Sprung auf Platz eins. Besonders groß ist die Vorfreude auf die Partie beim einstigen Gladbacher Marcell Jansen: “Wir haben nichts zu verschenken. Ich kann das Schicksal der Borussia nicht beeinflussen. Sie müssen es schon selber schaffen.”


Anders als Berlin und Hamburg genießt der Tabellendritte aus Hoffenheim (41) im Duell mit Werder Bremen Heimrecht. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen hat die Märchenwelt des Aufsteigers an Glanz verloren. Dennoch sieht Trainer Ralf Rangnick keinen Grund zur Sorge. Ein Sieg über Bremen könnte helfen, wieder an die famose Hinrunde anzuknüpfen. Allerdings schürte der Pokalsieg in Wolfsburg bei den Gästen die Hoffnung auf den ersten Bundesliga-Rückrundensieg: “Ich glaube, das Spiel in Wolfsburg war die Wende“, sagte Spielmacher Diego.

Fünfter im Bunde der Meisterschaftsaspiranten ist der VfL Wolfsburg. Zwei Heimpleiten im UEFA-Cup und DFB-Pokal haben den Tanz auf drei Hochzeiten abrupt beendet. “Jetzt wollen wir in der Bundesliga in der Spur bleiben“, sagte Trainer Felix Magath vor dem Heimspiel gegen Karlsruhe. Allerdings gelang in den bisherigen fünf Partien noch kein Sieg über den KSC.