UEFA Cup: HSV nach 3:1 über ManCity auf Halbfinalkurs

Der Fußball-Bundesligist Hamburger SV darf nach einer Klasse-Vorstellung beim 3:1 (1:1)-Sieg gegen die Millionen-Truppe von Manchester City weiter vom Tanz auf drei Hochzeiten und vom ersten Einzug in ein Europapokal-Halbfinale seit 26 Jahren träumen.

Die Truppe von Coach Martin Jol fuhr einen hochverdienten Heimerfolg im Hinspiel des UEFA-Pokal-Viertelfinals ein. Die Platzherren ließen sich auch nach dem frühen Rückstand durch Stephen Ireland nach nur 35 Sekunden nicht beeindrucken. In der 9. Minute leitete Joris Mathijsen mit dem Ausgleich die Wende ein. Nationalspieler Piotr Trochowski (63./Handelfmeter) und der kurz zuvor eingewechselte Istanbul-Held Paolo Guerrero (78.) besorgten vor 50.500 Anhängern die weiteren Treffer für die Norddeutschen. “Der Sieg ist wichtig. Das 1:0 aus der ersten Minute tut aber ein bisschen weh“, sagte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer im Anschluss an die Partie.

Dabei hätte das Spiel aus Sicht der Hanseaten nicht ungünstiger beginnen können. Die letzten Fußball-Fans hatten ihre Plätze noch nicht einmal eingenommen, da klingelte es bereits im Gehäuse von Schlussmann Frank Rost. Ireland spielte einen langen Ball auf Robinho, der in diesem Jahr noch torlose Brasilianer düpierte Mathijsen und Collin Benjamin und legte auf den nach vorne geeilten Ireland auf. Mit rechts brachte er das Leder im Netz unter. Anders als der FC Bayern am gestrigen Mittwochabend beim 0:4 beim FC Barcelona, brachen die Gastgeber aber nicht auseinander.

Mathijsen (l) bedankt sich bei Trochowski
für die Flanke zum 1:1.

Ganz im Gegenteil. Auch ohne Istanbul-Held Paolo Guerrero, der im Vergleich zum 1:0 in Hoffenheim ebenso in der Startformation fehlte wie der nicht spielberechtigte Mikael Tavares, gelang den Nordlichtern schon früh der – fast schon erzwungene – Ausgleich. Zuerst waren noch der ins Team zurückgekehrte Mladen Petric (5.) und Michael Gravgaard (8.) an Manchester-Torwart Shay Given gescheitert.

Dann war auch der irische Auswahlkeeper bei Mathijsens Kopfball nach einer Trochoswki-Ecke chancenlos. Und die offensiv ausgerichteten Jol-Schützlinge, die mit der Mut machenden Bilanz von 10 Siegen in 14 Pflichtspiel in die Begegnung gegangen waren, machten weiter Dampf, jedoch ohne die Defensive zu vernachlässigen. Trochowski scheiterte aber zweimal an Given (19./44.), Jonathan Pitroipa mit einem Kopfball-Heber an der Latte und Ivica Olic zielte mit einem akrobatischen Seitfallzieher Zentimeter zu hoch (44.).

Deutlich wurde aber auch, dass mit den technisch versierten Gästen, die für 28 Millionen Euro binnen eines halben Jahres sich die Dienste des derzeit verletzten Vincent Kompany und des im UEFA-Pokal für ManCity nicht spielberechtigten Nigel de Jong von den Hamburgern gesichert hatten, zumindest in der ersten Hälfte immer zu rechnen war. So wie nach einer knappen halben Stunde als Rost in höchster Not gegen Craig Bellamy rettete.


Vom Schwung der ersten Halbzeit war nach dem Seitenwechsel erstmal nicht mehr so viel zu sehen – nach einem zehnminütigen Durchatmen drehten die Hamburger aber wieder auf: Zuerst rettete Shaun Wright- Philipps kurz vor der Linie, dann krönte Trochowski seine starke Leistung mit dem eiskalt verwandelten Elfmeter nach klarem Handspiel von Micah Richards. Und der HSV drängte auf den dritten Treffer, den Guerrero dann unter großem Jubel der Fans erzielte. Zuletzt hatte der HSV 1983 in einem Europapokal-Halbfinale gestanden: Damals gewann der in diesem Jahr noch in DFB-Pokal vertretene und um die deutsche Meisterschaft kämpfende Bundesliga-Dino am Ende sogar den Landesmeister-Pokal.

Stephen Ireland (l) erzielt nach 30 Sekunden
beim überraschten HSV das 1:0.