Klinsmann verspricht Fight – Störfeuer von Beckenbauer

Der Trip nach Barcelona fing schon mit Hindernissen an, doch trotz des Störfeuers von Franz Beckenbauer will der deutsche Rekordmeister den Charaktertest bei den als unbesiegbar geltenden Fußball-Künstlern des FC Barcelona bestehen.

Ungeachtet der Probleme im Defensivverbund mit den Ausfällen von Lucio und Daniel van Buyten gegen die als Offensiv-Macht geltenden Katalanen um Lionel Messi trat ein kampfeslustiger Bayern-Coach Jürgen Klinsmann am Vortag des Viertelfinal-Hinspiels in der Champions League die Flucht nach vorne an. “Wir werden uns nicht verstecken, sondern ein Spiel liefern, das nach vorne gerichtet ist“, versprach der Coach vor dem Duell im Fußball-Tempel “Camp Nou”, wo der FC Bayern vor zehn Jahren eine der bittersten Pleiten in der Club-Geschichte kassierte.

Eine der katastrophalsten Momente in der Bundesliga erlebte Klinsmann und seine Schützlinge am vergangenen Samstag in Wolfsburg. “Wir haben durch das 1:5 in der Öffentlichkeit an Reputation verloren. Aber das heißt nicht, dass die Mannschaft in Barcelona nicht ganz anders spielen kann. Wir sollten uns nicht wie ein Kaninchen vor der Schlange verhalten“, forderte Uli Hoeneß, Manager der Münchner.

Angespannt stieg der Manager in den Sonderflieger LH 5018, der aufgrund von Hydraulikproblemen knapp eine Stunde später in Richtung Spanien startete. Zum ersten Mal seit einigen Jahren war auch Vereins-Präsident Beckenbauer mit an Bord des Flugzeuges. Nicht mit Bauchschmerzen, aber mit gemischten Gefühlen reiste der “Kaiser” an. “Wenn man Messi & Co. sieht, dann kann einem Angst und Bange werden. Aber die Hoffnung ist da, dass die Leistung besser wird. Barcelona ist klarer Favorit, aber auch Favoriten haben schon verloren“, beteuerte der Präsident, der aber auch für störende Momente in der Reisegruppe sorgte.


Während Klinsmann laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge selbst im Fall einer weiteren Pleite fest im Sattel sitzt, stellte Beckenbauer dem Trainer keine Jobgarantie aus: “Man wird bis zum Ende dieser Saison alles so machen wie bisher und sich dann nach der Saison zusammensetzen, alles analysieren und dann möglicherweise reagieren“. Für Rummenigge, der dem Coach nach dessen Kabinenpredigt vor der Mannschaft den Rücken gestärkt hatte, kein Thema. “Wir werden jetzt nicht nach jeder Niederlage eine Positionsbestimmung über den Trainer abgeben. Das ist nicht notwendig“, stellte er klar.

Die Mannschaft muss jetzt nicht nur für sich selbst, sondern auch für Klinsmann spielen, denn der war nach einer klaren Ansprache vom “Wir” abgerückt und hatte das Team in die Pflicht genommen. Nun müssen die Profis zeigen, ob sie der Trainerforderung Folge leisten. “Am Mittwoch ist die Chance da, in die richtige Zukunft zu gehen mit einem guten Ergebnis“, sagte Bastian Schweinsteiger. “In München träumt man davon, die Champions League zu gewinnen.”

Noch hat das Team alles in der Hand. In der Liga ist noch alles drin und in der Champions League ist der Traum vom Finale am 27. Mai in Rom noch nicht ausgeträumt. Zumindest nicht vor dem Auftritt im Kicker-Tempel Camp Nou, in dem die Münchner im Mai 1999 ihre tränenreiche 1:2-Finalschmach gegen Manchester United ertragen mussten.

Nach der 1:5-Lektion in Wolfsburg, wo sich die Mannschaft laut Beckenbauer teilweise der Lächerlichkeit preisgegeben hätte, erwartet die Bayern Schwerstarbeit. Doch Rummenigge freut sich, “dass wir nach dieser schweren Niederlage ein solches Spiel vor der Brust haben, in dem wir alles sind, nur nicht Favorit. Jeder erwartet, dass wir eine weitere klare Niederlage kassieren“, sagte der Vorstandschef eine Woche vor dem Rückspiel. Hinten soll die Ersatz-Abwehr, die bei Mark van Bommel “keine Panik” hervorruft, dicht machen, vorne soll das Geburtstagskind vom Dienstag, Franck Ribéry, für Geniestreiche sorgen. Ribéry und Messi könnten “sich messen, um zu zeigen, wer in diesem Moment der bessere ist.”

Ein wenig klingt es wie das Pfeifen im Walde, dass die Bayern gegen die Offensiv-Übermacht aus Spanien, die 125 Tore in 46 Pflichtspielen erzielte, nicht mehr Furcht vor einer weiteren Klatsche äußern. Dem Gegner ist die Situation des angeschlagenen, aber in Europa immer noch von einem großen Namen begleiteten FC Bayern gar nicht recht. “Die Bayern haben vier oder fünfmal die Champions League gewonnen sowie zigmal die Meisterschaft. Und ich bin sicher, dass sie nun mit noch mehr Wut zu uns kommen“, warnte Barcelonas Trainer Josep Guardiola seine Stars, deren Marktwert auf mehr als 400 Millionen Euro taxiert wurde.


Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Barcelona: Víctor Valdés – Alves, Márquez, Piqué, Puyol – Xavi, Yaya Touré, Iniesta – Messi, Eto’o, Henry

FC Bayern München: Rensing – Lell, Breno, Demichelis, Lahm – Altintop, van Bommel, Zè Roberto – Schweinsteiger, Ribéry – Toni

Schiedsrichter: Webb (England)