Dem Trip des Hamburger SV zum Rückspiel in der ersten Runde des UEFA-Cups zum rumänischen Club Unirea Urziceni ist ein gewisser Klassenfahrt-Charme nicht abzusprechen.
Vor dem Erstrunden-Rückspiel im UEFA-Pokal müssen sich die Akteure des derzeitigen Bundesliga-Tabellenführers mit Drei-Bett-Zimmern in ihrer Herberge zufrieden geben. Eine andere Unterkunft als das “Royal” gibt es in der 17.000- Seelen-Stadt 60 Kilometer von Bukarest entfernt nämlich nicht. “Ich habe in meiner Karriere schon in Hotels geschlafen, die wünscht man nicht mal seinem Gegner“, scherzte Defensivmann Bastian Reinhardt über die spartanische Unterbringung. “Das darf keine Ausrede sein. Wir sind 364 Tage auf Fünf-Sterne-Niveau“, sagte Sportchef Dietmar Beiersdorfer und mahnte damit den Ernst der Lage nach dem trost- und torlosen Hinspiel an.
In Urziceni müssen die Hanseaten nicht nur in den Unterkünften, sondern auch auf dem Rasen eng zusammenrücken. Nur ein Erfolg oder ein Unentschieden mit mindestens einem erzielten Tor bringt den Bundesliga-Dino den eingeplanten Einzug in die lukrative Gruppenphase. “Das ist wichtig für die Reputation des Vereins. Wir haben uns in den letzten Jahren international einen sehr guten Namen gemacht“, sagte Beiersdorfer und nahm das Team in die Pflicht, die vor der Mini-Kulisse von nur 6.000 Anhängern im maroden Tineretului-Stadion auflaufen wird. Zudem muss sich der Trupp auch am Anspruch von Club-Chef Bernd Hoffmann messen lassen, der bis 2011 mit dem HSV zu den 20 Top-Clubs in Europa gehören will. In dieser Saison soll wie im letzten Jahr das Achtelfinale im UEFA-Cup erreicht werden.
Auch HSV-Trainer Martin Jol, der mit Bruder Cornelius ein Zimmer teilen muss, unterstrich die enorme Bedeutung der Partie: “Es ist das bislang wichtigste Spiel der Saison für uns. Da müssen wir nicht lange diskutieren.” Ein Scheitern gegen den Tabellen-Zweiten der Divizia Nationala A wäre eine absolute Blamage. Selbst der Coach des rumänischen UEFA-Cup-Debütanten, Dan Petrescu, nannte ein mögliches Weiterkommen seines Teams “für den HSV ein großes Desaster.”
“Für die Rumänen ist es das größte Spiel des Jahres“, prophezeite HSV-Angreifer Ivica Olic einen heißen Tanz. Jol, der wie zuletzt beim 1:0 gegen Mönchengladbach personell die Qual der Wahl hat und seinen neuen Torgaranten Mladen Petric wieder von Beginn an bringen dürfte, warnte vor allem vor einem frühen Gegentreffer. Nach neun Spieltagen ist Urziceni das torgefährlichste Team in Rumänien (21 Treffer).
Mit dem Einzug in die Gruppenphase und der Aussicht auf Gegner mit klangvolleren Namen steigt auch die Chance, dass sich die Fernsehsender wieder für den HSV erwärmen. Die Unirea-Spiele übertragen die Hamburger nur in Eigenregie kostenpflichtig über ihre Internetseite.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Unirea Urziceni: Arklauskis – Nicu, Galamaz, Mehmedovic, Bordeanu – Mara, Burns, Brandan, Frunza – Onofras, Bilasco
Hamburger SV: Rost – Demel, Reinhardt, Mathijsen, Atouba – Jarolim, de Jong – Trochowski, Petric, Olic – Guerrero
Schiedsrichter:
Kaldma (Estland)