HSV: Letzte Hoffnung Bundesliga

Den Hamburger SV hat in der Lotterie “Drei Wettbewerbe, drei Chancen” das Glück und auch der Mut verlassen. Was noch vor gut zwei Wochen über der HSH-Nordbank-Arena blinkte und blitzte, erwies sich nun als Fata Morgana.

DFB-Pokal und UEFA-Cup sind definitiv Geschichte – und an den Meistertitel glaubt auch der letzte Optimist nicht mehr. Das nun ausgerechnet Werder Bremen den Hamburgern zwei der drei Träume verdarb, macht das Gejammer noch größer. Als wäre es der Demütigungen noch nicht genug, muss man nun auch noch in der Bundesliga nach Bremen reisen. Das Horror-Szenario in Hamburg: Die Schaaf-Elf befördert den Nachbarn dann auch noch aus den UEFA-Cup-Plätzen…

Auf Großzügigkeit darf die Jol-Elf dabei wirklich nicht hoffen. “Das ist ein Nordderby!”, meinte Claudio Pizarro nach dem 3:2-Erfolg im UEFA-Pokal mit strengen Blick, nachdem man ihm und seinen Mannschaftskollegen für das vierte Duell mit dem HSV innerhalb von nur 19 Tagen halbe Kraft angeraten wurde. Allerdings war sich da Bremens Manager Klaus Allofs nicht so sicher: “Bei uns ist es schwierig, am Sonntag wieder total motiviert zu sein.”


Das ist auch das Problem des HSV. “Es ist frustrierend. Wir haben natürlich Riesenträume gehabt. Jetzt ist der Traum geplatzt“, jammerte Mittelfeldspieler Piotr Trochowski, der vier Tage zuvor nach dem mageren Heimremis gegen Hertha BSC (1:1) bereits den Kampf um die Meisterschaft abgeblasen hatte. Soviel Tristesse rührte denn auch den langmähnigen Frings. “Für die Hamburger tut es mir leid, dass sie in zwei Wochen alles verspielt haben“, sagte der Nationalspieler. Sein Hamburger Auswahlkollege Trochowski kennt jetzt nur noch ein Ziel: “Wir haben die Möglichkeit, auf einen Champions-League-Platz zu kommen.”

Dem HSV scheint die Puste im Saison-Schlussspurt auszugehen. Alternativen zu den in 49 Spielen geschlauchten Akteuren hat der dienstälteste Bundesligist kaum. Während es sich Werder schon mal leisten kann, in dem für sie wertlosen Bundesliga-Finale die Kreativkräfte Diego, Mesut Özil und Pizarro zu schonen, muss HSV-Trainer Martin Jol permanent seine Leistungsträger bringen. Die im Winter verpflichteten Ergänzungsspieler dürfen im UEFA-Cup nicht spielen oder sind keine Verstärkung. Und nun droht auch noch der zweifache Torschütze Ivica Olic mit Knieverletzung für die Partie auszufallen. Inzwischen atmete man beim HSV allerdings auf: Der Verdacht auf Kreuzbandriss bestätigte sich nicht, der Angreifer erlitt nur eine Prellung.

Ein Häuflein Unglück war nach dem zweiten Pokal-Aus der HSV-Vorsitzende Bernd Hoffmann. “Das werden wahrscheinlich viele erst in Jahren realisieren, welche Chance wir heute nicht genutzt haben“, stöhnte der Vereinschef. Seine Gefühlslage sei eine Mischung aus Enttäuschung und Frust, räumte er ein. “Es fehlt das Prozent, das notwendig ist, um solch ein Spiel gewinnen zu können oder zu wollen. Es fehlt der letzte Schritt.” Von Nordderbys hat er jedenfalls die Nase voll. “Ich bin ganz froh, dass am Sonntag das letzte Spiel ist.”