EM 2008: Spanien siegt im Elfmeterschießen gegen Italien

Spanien hat den ersten Pflichtspielsieg nach 88 Jahren gegen Italien eingefahren. Der Ex-Europameister schlug den amtierenden Weltmeister im Viertelfinale der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz nach Elfmeterschießen mit 4:2 und zieht als letztes Team in EM-Halbfinale ein.

Nach ziemlich langweiligen und torlosen 120 Minuten gewann die “Seleccion” auch vor den Augen von König Juan Carlos und Königin Sofia. Held im mit 51.428 Fußball-Fans ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion war Schlussmann Iker Casillas, der zwei Elfer glänzend parierte.

In einem über weite Strecken trostlosen Spiel war auch der deutsche Unparteiische Herbert Fandel nicht ganz fehlerlos: Der Bundesliga-Schiri verabschiedete sich mit einer eher mäßigen Vorstellung von der Europameisterschaft. Im Halbfinale kommt es nun zu einer Neuauflage des Gruppenspiels der Spanier gegen Russland (4:1) am kommenden Donnerstag ebenfalls in Wien (20:45). Während die “Seleccion” erstmals nach 1884 wieder über ein Viertelfinale hinauskamen, ist für die viel zu zurückhaltend agierende “Squadra Azzurra” die Europameisterschaft zu Ende.


Der gegenseitige Respekt war vom Anpfiff an zu spüren. Die Spanier versuchten ihr Glück mit dem bekannten Kurzpassspiel. Allerdings mehr in die Breite und nach Hinten und weniger in die Spitze. Italien, denen man das Fehlen der gelbgesperrten Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso deutlich anmerkte, standen meist tief und warteten ab. Selbst bei Ballbesitz agierten die ganz in Weiß aufgelaufenen Italiener viel zu passiv.

So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Tormöglichkeiten Mangelware blieben. FC Bayern Goalgetter Luca Toni kam bei den wenigen Angriffsbemühungen gar nicht ins Spiel. Einzig ein Kopfball Tonis, der aber Spaniens Carlos Marchena traf, ist zumindest als Halb-Chance zu vermelden. Kurz zuvor musste Spaniens Iker Casillas in seinem 80. Länderspiel auch nach einem Kopfball von Simone Perrotta das einzige Mal eingreifen.

Buffon kann den Ball nicht festhalten und
sieht wie er an den Pfosten prallt.

Doch auch die von Coach Luis Aragonés betreuten Spanier, die immerhin mit einer Empfehlung von acht Toren ins Viertelfinale eingezogen sind, kamen nicht richtig in Wallung. David Villa, derzeit mit vier Toren bester EM-Schütze, versuchte es mit einem Freistoß in der 25. Minute, doch Keeper Gianluigi Buffon konnte den Ball mühelos halten. Buffon war auch beim ersten Fernschuss des einsatzfreudigen David Silva auf dem Posten (32.). Sechs Minuten später wäre der ehemalige Welttorhüter allerdings machtlos gewesen, doch Silvas Schuss verfehlten den Kasten nur knapp. Kurz vor dem Pausentee durfte sich Italien bei Fandel bedanken, als er ein klares Foul kurz vor der Strafraumgrenze von Fabio Grosso an den agilen Silva nicht ahndete.


Wer nun auf Besserung im zweiten Durchgang gehofft hatte, der sah sich getäuscht. Auch die Versuche beider Trainer nach 60 Minuten mit neuen Kräften für Schwung zu sorgen, verpufften. Aragonés brachte Cesc Fabregas und Santi Cazorla, Kollege Donadoni Mauro Camoranesi. Und dem Juve-Star wäre beinahe direkt nach seiner Einwechslung der Führungstreffer gelungen. Casillas war aber bei der ersten nennenswerten Szene des zweiten Spielabschnitts zur Stelle. Dann der große Schreckmoment auf der gegenüberliegenden Seite, als neun Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit Buffon einen Schuss von Marcos Senna unterm Körper durchrutschen ließ. Der Pfosten hielt Italien im Spiel und rettete sie letztendlich in die Verlängerung, in der Siva erneut eine gute Einschussmöglichkeiten vergab (93.). Auf der anderen Seite scheiterte di Natale in der 95. Minute an Schlussmann Casillas – wie auch im anschließenden Elfmeterschießen.

Spaniens Torwart Iker Casillas
hält einen Elfmeter

(dpa)