Beim Karlsruher SC beginnt es zu brodeln

In der Vereinsführung vom Fußball-Bundesligisten Karlsruher SC fängt es langsam an zu brodeln. Intern ist erste Kritik am Chefcoach Edmund Becker zu vernehmen und die KSC-Anhänger verweigern der Elf ihre Unterstützung.

Beim Tabellenschlusslicht beginnt das sonst so harmonische Fußball-Idyll in Zeiten der sportlichen Krise zu bröckeln. “Wir durchschreiten gerade ohne Wenn und Aber eine schwierige Situation“, sagte Chefcoach Becker, der auf der letzten Verwaltungsrats-Sitzung offen infrage gestellt wurde.

Lange waren Kritik und Schmährufe des einst als unangreifbar geltenden Becker quasi verboten. Doch stellte Verwaltungsrat Lüppo Cramer in der Sitzung die Frage, “ob Ede Becker noch der richtige Mann beim KSC ist.” Ein für KSC-Verhältnisse ungewöhnlicher Vorstoß, doch alleine scheint er mit seiner Meinung nicht mehr zu sein.

Auch den Fans scheint nach fünf Schlappen hintereinander und der 540 Minuten andauernden Torlosigkeit langsam der Geduldsfaden zu reißen. Eine wichtige Fan-Gruppierung stellte sich nun vor dem richtungsweisenden Duell gegen den Liga-16. Mönchengladbach gegen Becker. Der Ultra- Fanclub warf Becker Mutlosigkeit vor und kündigte auf seiner Homepage die Einstellung der “organisierten Unterstützung” an. Außerdem forderten die Fans das Präsidium auf, Becker und Manager Rolf Dohmen “zu entlassen und danach selbst zurückzutreten, um den Weg für einen Neuanfang frei zu machen“. Auch aus den Reihen des meistens diplomatischen Fan-Dachverbands gab es heftige Kritik.

Beirren lassen will sich der von Präsident Hubert Raase und Manager Dohmen praktisch mit einer Jobgarantie ausgestattete Becker von dem bröckelnden Frieden im Umfeld jedoch nicht. “Gerade da muss man Rückgrat beweisen. Das, was wir letztes Jahr gefeiert haben, wird jetzt als Mutlosigkeit hingestellt. Für mich ist das eine absolute Minderheit, die da argumentiert“, sagte der 52-Jährige spürbar angesäuert zu den Attacken der Fans. “Da möchte ich schon deswegen nicht näher darauf eingehen, weil ich dabei Energie verbrauchen würde, die mir dann woanders fehlt.”


Doch nicht nur der KSC-Coach zeigt derzeit gereizte Reaktionen. Cramers Verwaltungsrat-Kollege Giuseppe Lepore geriet vergangene Woche unter Beschuss von KSC-Manager Dohmen. Wegen Nachfragen zum neuen Ausrüstervertrag mit dessen früherem Arbeitgeber “Nike” platzte dem 57-jährigen offenbar der Kragen. Auch wenn beide die Auseinandersetzung schnell begruben – allein dass sie in die Öffentlichkeit gelangte, ist bezeichnend für den Stimmungswandel hinter den Karlsruher Kulissen.

Diese Störfeuer und Meinungsverschiedenheiten, die dann auch noch öffentlich ausgetragen werden, sind sicher nicht förderlich für die Gesamtsituation“, sagte Trainer Becker. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt hat er dennoch nicht aufgegeben: “Ich glaube fest daran, dass man belohnt wird, wenn man Aufwand betreibt und sich bemüht. Und am Sonntag ist es endlich einmal Zeit, dass auch wir belohnt werden.” (dpa)