WM Qualifikation: Löw will Sieg-Rekord

Die gesamte Fußball-Nation Deutschland wartet voller Spannung auf den neuen Kontrakt für Bundestrainer Joachim Löw und fiebert gespannt der WM 2010 in Südafrika entgegen. Doch der Chefcoach will zunächst einen Erfolg gegen Finnland und einen Rekord.

So will Löw die WM-Qualifikation gegen Finnland unbedingt mit einem weiteren Erfolg abschließen. Bei einem Sieg hätte die National-Elf neun Siege auf der Habenseite – Das gab es in der WM-Historie noch nie. Der DFB-Elf gelang mit acht Siegen auf dem Weg zur WM-Endrunde 1982 eine maximale Punkte-Ausbeute. Vor dem letzten Spiel gegen Finnland in der mit 51.500 Plätzen ausverkauften HSH Nordbank Arena sagte Löw: “Wir haben den letzten Schritt gemacht. Wir können nicht nachlassen, auch für die Zuschauer.”

Schon rund 25.000 Fans bejubelten in Hamburg das Training. Die sportliche Leitung des DFB-Teams öffnete bereitwillig die Stadiontore. “Es ist ein Dankeschön für unsere Fans. In gewissen Momenten ist es immer schwierig, öffentlich zu trainieren», erklärte Manager Oliver Bierhoff. “Jetzt ist der Zeitpunkt gegeben, deshalb lassen wir die Fans zu“, bemerkte Löw, der genau wie Lokalmatador Piotr Trochowski besonders gefeiert wurde.

Zwar wird der Bundestrainer, der nach der mit Bravour bestandenen Meisterprüfung gegen Russland so stark dasteht wie noch nie, seine 1:0-Sieger-Mannschaft von Moskau auf einigen Positionen verändern. Doch als Freundschafts-Kick sieht die Sportliche Leitung den eigentlich bedeutungslosen Qualifikations-Abschluss lange nicht. “Wir sehen es nicht als Spaßspiel an“, betonte Bierhoff und verkündete im Trainer-Auftrag, dass der Hoffenheimer Andreas Beck und der Hamburger Lokalheld Piotr Trochowski in die Startelf rücken. Wer im Tor steht, ließ Löw noch offen und stellte weitere Festlegungen in der Torwartfrage erst für Ende November in Aussicht.

Natürlich ist es nicht immer leicht, sich nach einem entscheidenden Spiel noch einmal hundertprozentig zu motivieren. Aber man merkt die Begeisterung, jeder will dabei sein“, berichtete der Löw-Vertraute Bierhoff von der Stimmung im DFB-Quartier im Hamburger Hotel SIDE. Das betrifft auch Kapitän Michael Ballack, den auf der Jagd nach seinem 100. Länderspiel auch eine Knöchelblessur nicht aufhalten soll. “Er will unbedingt dabei sein“, erklärte Bierhoff vor Ballacks möglichen 97. Einsatz im Adler-Trikot. Auch die Nachrücker sind besonders heiß: “Ich will wieder in die Mannschaft kommen, das beginnt gegen Finnland“, sagte Trochowski, der seinen Stammplatz derzeit verloren hat.

Mit der Verlängerung seines seit 2006 laufenden Kontraktes bis 2012 würde Löw in der Liste der bisherigen zehn Bundestrainer immerhin mit Franz Beckenbauer und Jupp Derwall gleichziehen, die auch sechs Jahre die DFB-Elf geführt hatten. Seit Berti Vogts (8 Jahre) hatten es Erich Ribbeck nur auf zwei, Rudi Völler auf vier und Jürgen Klinsmann auch nur auf zwei Jahre Amtszeit gebracht. Vertrags- Gespräche zwischen Löw und der DFB-Spitze soll es in den kommenden Wochen geben. “In aller Ruhe und ohne Druck“, betonte Löw, der in einer äußerst komfortablen Verhandlungs-Position ist. Seine Zukunft beim DFB hat er bereits von einer weiteren Zusammenarbeit mit seinem kompletten Trainer- und Betreuerstab abhängig gemacht. “Das ist eine Grundvoraussetzung“, sagte der Bundestrainer.

Erst will der 49-Jährige mit seinen Vertrauten im Trainerstab die eigenen Vorstellungen festzurren, danach mit DFB-Chef Theo Zwanziger sprechen. “Erst einmal wollen wir intern weiter die Ziele abstecken“, verriet Bierhoff, dessen Vertrag wie der von Löw derzeit mit dem Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 in Südafrika endet. Da der Präsident schon seit längerer Zeit Zustimmung zur Fortsetzung der Ära Löw signalisiert hat, könnte die Verlängerung schon vor den nächsten Tests im November besiegelt werden. Vor zwei Jahren war 13 Tage nach geschaffter EM-Qualifikation und nur neun Tage nach dem letzten Gruppenspiel gegen Tschechien (0:3) der neue Vertrag mit Löw auf dem DFB-Bundestag in Mainz verkündet worden.

Löw wird nicht nur im Match gegen die Finnen seinen Masterplan fortsetzen. Der in Moskau Jerome Boateng, der in Moskau debütierte und wegen seiner Sperre fehlt, wird trotz der Gelb-Roten Karte ab sofort als Kader-Stammkraft eingeordnet. Spieler wie Holger Badstuber (FC Bayern), Mats Hummels (Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04) oder Toni Kroos (Leverkusen) stehen längst unter besonderer Beobachtung.

Das Gute ist ja, dass wir jetzt eine viel größere Auswahl haben, als sie manch einer meiner Vorgänger hatte“, bemerkte Löw. Gegen Finnland dürften neben Beck (4 Länderspiele) auch die Länderspiel-«Frischlinge» Cacau (3), Marko Marin (7) und Marcel Schäfer (6) Einsatzzeiten bekommen. Und auch der derzeit beste Bundesliga- Torschütze Stefan Kießling darf bei den Tests am 14. und 18. November gegen Chile und Ägypten wohl wieder mit einer Nominierung rechnen.

Die voraussichtliche Aufstellung:

Adler – Beck, Mertesacker, Friedrich, Lahm – Schweinsteiger, Ballack, Hitzlsberger, Trochowski – Cacau, Gomez