WM Qualifikation: Brasilien nur 0:0 gegen Argentinien

Brasilien erlebt eine erneute Misere: Nach einem mageren 0:0 gegen Argentinien und drei sieglosen Partien hintereinander mit insgesamt 0:4 Toren ist der Rekordweltmeister im südamerikanischen Qualifikationsturnier zur WM 2010 nur noch trauriges Mittelmaß. Nach der Dusche rannte Werders Diego ohne auch nur ein Wort zu verlieren an den wartenden Journalisten vorbei, Herthas Gilberto gab einfach den Fans die Schuld und Bayern-Akteur Lucio räumte ein: “Wir sind alle frustriert.” In einer Bar steckte ein Fan kurzerhand sein kanariengelbes Trikot an.

60.000 Fußball-Fans im Mineirao-Stadion in Belo Horizonte pfiffen die “Seleção” im zweiten Durchgang gnadenlos aus. Besonders für Coach Carlos Dunga wird die Luft langsam immer dünner. Diverse Medien hatten bereits berichtet, dass sein Job ernsthaft gefährdet sei.”Dunga, du Esel” und “Auf Wiedersehen Dunga” schallte es von den Rängen. Dunga zog mit seiner erneut defensiven Taktik den Unmut der Fans und Kommentatoren auf sich. Die angeschlagenen Stars Ronaldinho und Kaká fehlten gänzlich. In den 90 Minuten kamen die Gastgeber auf eine einzige Tormöglichkeit, die Julio Baptista in der 22. Minute vergab.


Die Brasilianer hatten besonders mit dem agilen Lionel Messi zu kämpfen, der die Defensiv-Abteilung mächtig durcheinander wirbelte, doch im Abschluss immer versagte. Messi wurde sogar von den einheimischen Fans mit Applaus bedacht. “Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt, das ist für uns doch demütigend“, motzte Gilberto, einer der wenigen brasilianischen Aktivposten.

Bremens Diego kam in Minute 34 in die Partie und musste elf Minuten vor dem Ende wegen Harmlosigkeit wieder runter. Auch die beiden anderen Bundesliga-Legionäre fielen, wie eigentlich das komplette Team, nicht sonderlich auf. “Wir waren alle sehr schlecht, da muss dringend etwas passieren“, gab Stürmer Robinho zu. Diese Forderung wurde bereits nach dem peinlichen 0:2 im Test gegen Venezuela und nach der 0:2-Pleite in der Qualifikation in Paraguay von Fans und Medien ausgesprochen. “Unsere Nationalelf so defensiv zu sehen, das ist erschreckend für uns alle“, sagte sogar Fußball-Legende Pelé.

Brasiliens Anderson (l) holt den Argentinier
Lionel Messi (m) von den Beinen.

Brasilien rangiert nach dem sechsten Spieltag des Qualifikations-Turniers mit neun Zählern nur auf den vierten Platz, der gerade eben noch die direkte Qualifikation zur WM 2010 bedeutet. Allerdings können sowohl Venezuela als auch Chile, die beide jeweils sieben Punkte haben und im Puerto La Cruz aufeinandertreffen, die Brasilianer vom vierten Platz verdrängen. Wer nach den 18 Spieltagen in der Südamerika-Gruppe auf dem 5. Rang sitzt erhält dann aber noch eine Chance im Relegationsspiel gegen eine Auswahl des nord- und mittelamerikanischen Verbandes CONCACAF zu bestehen.

Trotz einer 2:4-Pleite in Bolivien bleibt Paraguay mit 13 Zählern Tabellenführer. Dahinter rangieren Argentinien (11) und Kolumbien (10). Paraguay erlitt in der “Höhen- Hölle” von La Paz Schiffbruch. Joaquin Botero (22. und 67.), Ronald García (25.) und Marcelo Moreno (73.) erzielten die Treffer für Bolovien, die mit vier Zählern am Ende der Tabelle sitzen. Die Treffer für die Gäste aus Paraguay machten der ehemalige Bayern-Angreifer Roque Santa Cruz (46.) und Haedo Valdez (82.).

Für brasiliens Coach Dunga ist die Tabelle aber noch uninteressant. “Wartet nur das Ende des Turniers ab“, so der Übungsleiter, der nun die Partien in Peking vor Augen hat. Nicht viel anders sah übrigens die Konstellation für Startrcoach Vanderlei Luxemburgo im Jahr 2000, als er von seinem Amt enthoben wurde. Damals hatte man die olympische Goldmedaille verpasst. “Ich fürchte nicht um meinen Job, bin ein gemachter Mann“, erklärte Dunga mit verbitterter Mine nach der Partie gegen Argentinien.

Der Brasilianer Adriano (l) prallt beim Kampf um
den Ball gegen den Argentinier Sergio Aguero.

(dpa)