Der deutsche Fußball-Meister VfL Wolfsburg ist mit großen Sorgen im Gepäck auf seinen 2870 Kilometer langen Trip nach Tatarstan aufgebrochen. Grund der Sorgen: Verletzungsmisere, beschwerliche Anreise und starker Gegner.
VfL-Interimscoach Lorenz-Günther Köstner plagen vor dem Achtelfinale-Hinspiel der Europa League beim russischen Meister Rubin Kasan erhebliche Probleme. Vor dem fünfstündigen Flug in die Hauptstadt der russischen Teilrepublik an der Wolga sagte er: “Es ist etwas Ungewisses dabei.”
Dem 58-Jährigen bereitet neben der kräftezehrenden Reise vor allem die Personalsituation Sorgen. Gleich sechs Spieler sind verletzt. Besonders in der Abwehr drückt nach den Ausfällen von Andrea Barzagli (Rippenprellung) und Jan Simunek (Oberschenkelverhärtung) der Schuh. Mittelfeldspieler Sascha Riether muss notgedrungen in der Innenverteidigung aushelfen. Zur Sicherheit hat Köstner die Amateure Daniel Reiche und Julian Klamt mitgenommen. Auch der Ausfall von Torgarant Grafite (Adduktoren) wiegt schwer.
Zur Zuversicht tragen auch nicht gerade die Rahmenbedingungen der Millionenstadt bei. Bei Temperaturen um -10 Grad scheint der Frühling ihn Tatarstan noch weit weg. Köstner klagte, dass man sich dann sicherlich vorstellen könne, was für ein Platz bei eisiger Kälte zu erwarten sei.Über den Gegner sagte der VfL-Coach: “Das ist eine extrem schwere Aufgabe und sicherlich eines der schwersten Lose.”
Der hierzulande nur Kennern bekannte Tataren-Club ist ein echtes Schwergewicht und in der Champions-League-Vorrunde blieb Rubin gegen den FC Barcelona in zwei Spielen ungeschlagen. Rubin sicherte sich nach zwei Meisterschaften in Serie am 7. März auch den russischen Supercup gegen Wolfsburgs Champions-League-Vorrundengegner ZSKA Moskau. Obwohl Kasan wegen der erst am Wochenende startenden neuen Saison noch nicht im Spielrhythmus ist, schätzt Köstner die Aufgabe als komplizierter an als gegen Villarreal. “Es ist schwieriger, weil sie vor zwei Jahren niemand gekannt hat. Die haben auch 2:1 in Barcelona gewonnen. Das wissen heute noch die wenigsten.”
Nationalstürmer Alexander Bucharow, der in der vergangenen Saison in 23 Spielen 16 Tore erzielte und das Siegtor im Supercup gegen ZSKA schoss, ist Star des Teams. Der 24-Jährige die personifizierte Tor-Garantie für Rubin, wie Edin Dzeko für den VfL. Auch beim 3:0 gegen Hapoel Tel Aviv in der Zwischenrunde traf er zweimal. Ansonsten besticht der Emporkömmling von der Wolga eher durch Kampf und Laufbereitschaft als durch starke Einzelkönner. Köstner erwartet ein unangenehmes Spiel: “Da braucht man Leidenschaft und Herzblut.”
Angesichts der Umstände setzt er nicht auf neue Wundertaten seines wiedererstarkten Teams. In Kasan soll nicht mehr als die Grundlage für das Rückspiel in einer Woche geschaffen werden. “Wir haben zwei Spiele, nicht nur eins. Wir müssen alles investieren für ein gutes Ergebnis, um dann im Heimspiel bei hoffentlich besseren Temperaturen eine Runde weiter zu kommen.”
Die voraussichtliche Aufstellung:
Rubin Kasan: Ryschikow – Orechow, Salukwadse, Ansaldi, Navas – Sibaya, Semak, Kasajew, Noboa – Bucharow, Kabze (Tekke)
VfL Wolfsburg: Hitz – Pekarik, Madlung, Riether, Schäfer – Josué – Hasebe (Dejagah), Gentner – Misimovic – Martins, Dzeko