Van Basten kann gegen Italien aus den Vollen schöpfen

Coach Marco van Basten spielt vor dem EM-Auftakspiel gegen Italien “Stürmer-Roulette”.

Dem Übungsleiter der Niederlande steht wahrlich eine Masse an Angriffsspielern zu Verfügung, die sich auch noch auf internationalem Topniveau befinden. Nachdem man sich vom 4-3-3-System verabschiedet hat und auf das erfolgreiche 4-2-3-1 umgebaut hat, sind mit zwei defensiven Mittelfeldakteuren nur noch vier offensive Posten zu besetzen. Für diese Positionen stehen van Basten gleich acht Spitzen-Kräfte zu Verfügung. “Das ist ein Luxusproblem“, so der 43-jährige ehemalige Weltklassestürmer vor dem schweren Spiel gegen Weltmeister Italien.

Dabei ist die Liste der Akteure mit Drang nach vorne so lang wie prominent. Kaum eine andere Mannschaft ist bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz ist im Angriff so stark bestückt: Neben den Angreifern Ruud van Nistelrooy (Real Madrid), Klaas-Jan Huntelaar (Ajax Amsterdam) und Jan Vennegoor of Hesselink (Celtic Glasgow) fighten die Real-Spieler Arjen Robben und Wesley Sneijder sowie Robin van Persie (FC Arsenal), Dirk Kuyt (FC Liverpool) und last but not least HSV-Kapitän und Regisseur Rafael van der Vaart um einen Platz in der Anfangsformation. Van Basten muss sich nicht lange durch den Kopf gehen lassen, wen er in die Startelf steckt, sondern wen er nicht berücksichtigt. “Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Auswahl habe.”

Aus diesem Grund dürfte der Übungsleiter nicht unbedingt traurig darüber gewesen sein, als sich der bereits nominierte Angreifer Ryan Babel verletzte. Für ihn nominierte der Bondscoach nicht etwa einen Stürmer nach, sondern zog es vor, den aus dem EM-Kader gestrichenen Defensivmann Khalid Boulahrouz zu holen. “Boulahrouz ist vielseitig, kann in der Defensive mehrere Positionen spielen“, sagte van Basten.


Die neue Ausgewogenheit im Kader dürfte bei vielen niederländischen Fußball-Experten für große Erleichterung gesorgt haben. Gleichwohl warnt der neue Coach von Red Bull Salzburg, Co Adriaanse: “In der Offensive haben wir echte Topleute, aber es sind fast schon zu viele. Das kann auch zum Problem werden.” Für ihn könnte die nicht so stak besetzte Defensivabteilung der “Elftal” zum Problem werden. “Solange Holland in Ballbesitz ist und nach vorn spielen kann, ist es kein Problem. Wir haben auch gute Verteidiger, aber nicht die internationalen Topspieler, die wir im offensiven Mittelfeld und im Sturm haben.”

So in etwa sieht es auch van Nistelrooy. “Unsere große Qualität haben wir im Angriff, ganz klar“, so der 31-Jährige, der gegen Italien wohl als einzige echte Spitze agieren wird. Dahinter sollen van der Vaart (zentral) sowie Robben und Sneijder für Verwirrung in der durch den Ausfall von Fabio Cannavaro geschwächten italienischen Defensive sorgen. Zwar konnten Robben und Sneijder im öffentlichen Training vor rund 3.500 Fußball-Fans nicht voll mittrainieren, aber ein Einsatz gegen Italien ist laut Mannschafts-Sprecher Kees Jansma nicht in Gefahr.

Der Schlüssel zum Erfolgt in der Mörder-Gruppe-C liegt laut van Nistelrooy in der richtigen Balance zwischen Abwehr und Sturm. “Wir dürfen nicht die Abwehr vergessen. Das würde gegen Italien und Frankreich ganz schnell bestraft werden“, so der Oranje-Stürmer in einem Interview mit der “Welt”. (dpa)