Türkei nach Lastminute-Sieg über Tschechien im Viertelfinale

Die Türkei steht dank eines Kraftaktes und dank zweier Treffer von Nihat Kahveci in der Schlussphase des Spiels gegen Tschechien im Viertelfinale der Fußball Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz.

Bis 15 Minuten vor Ende der Partie führten die Tschechen durch Tore von Jan Koller (34. Minute) und Mittelfeldspieler Jaroslav Plasil (62.) mit 2:0. Doch dann erzielte Arda Turan (75.) den Anschluss und brachte damit die Tschechen mächtig ins Schwimmen. Nihat machte den Sieg fast im Alleingang perfekt. Sein Tore in der 87. und 90. Minute ermöglichten somit den Türken noch den bis dahin nicht mehr für möglich gehaltenen Viertelfinal-Einzug. Sein letzter Treffer war durch einen herben Schnitzer von Chelsea-Keeper Petr Cech begünstigt. Eine eher harmlose Flanke ließ er genau vor die Füße des Matchwinners fallen, der daraufhin das Leder nur noch ins leere Tor ein schieben musste. Aber auch auf der anderen Seite stand der Keeper in der Schlussphase im Mittelpunkt: So erhielt Torwart Demirel Volkan noch die Rote Karte nach einem Foul an Jan Koller. Damit fehlt Volkan den Türken mindestens im Viertelfinale.


Jaroslav Plasil (l) erziehlt das 2:0 für die Tschechen

Für Tschechiens Coach Karel Brückner (68) ging die Mission mit einer Niederlage zu Ende. So hatte er vor dem Turnier angekündigt zurückzutreten. Für den türkischen Trainer Fatih Terim dürfte hingegen mit dem Einzug ins Viertelfinale erst einmal Ruhe sein. Denn ein weiteres gutes Argument: Mit dem Sieg feierten die Türken erstmals nach 50 Jahren wieder einen Sieg gegen den osteuropäischen Gegner.

Brückner hatte auf der Stürmerposition eine Veränderung vorgenommen. So brachte er Koller anstelle von Milan Baros und das als einzige Sturmspitze. Der Sturmtank rechtfertigte nicht nur mit seinem Treffer zum 1:0 seine Aufstellung, sondern auch in den packenden Duellen mit Raubein Servet Cetin holte er sich Pluspunkte. Türken-Coach Terim musste auf die verletzten Emre Belözoglu und Tümer Metin verzichten. Weiterhin hatte er einige angeschlagene Spieler in seinen Reihen zu beklagen.

Die Anfangsphase fing mit vielen Nickeligkeiten an und hatte kaum spielerischen Finessen. Den erste Warnschuss gab Tuncay Sanli nach 17 Minuten ab. Das Leder zischte aber knapp am Pfosten des Gehäuses von Cech vorbei. Die Türken, immerhin WM-Dritter von 2002, mussten für die destruktive Spielweise lautstarke Pfiffe hinnehmen. Übrigens ist Terim in der Heimat schon nach der Auftaktpartie für die Art und Weise, wie sie aufgetreten sind, kritisiert worden.



Schiedsrichter Peter Frojderfeldt zeigt dem
türkischen Torwart die Rote Karte

Sturmtank Koller gelang der erste Volltreffer: Nach einer Flanke von Zdenek Grygera überwand er Schlussmann Volkan. Kurze Zeit später kam HSV-Mittelfeld-Motor David Jarolim für den verletzten Marek Matejovsky. Bei nun strömendem Regen verloren die Tschechen in den zweiten 45 Minuten die Ordnung, doch das 2:0 von Plasil auf Flanke von Libor Sionko machte zunächst alle Bemühungen der Türken zunichte. Mit einem Pfostenschuss hätte Sionko dann beinahe für die Entscheidung gesorgt, doch die Türken kamen durch Turans präzisen Flachschuss wieder heran. Nach dem Anschluss drängten sie ihren Kontrahenten in der hektischen Schlussphase hinter rein und wurden dafür belohnt.