Schiri Fandel hängt seine Pfeife an den Nagel

Beinahe heimlich hat einer der besten deutschen Schiedsrichter seine Pfeife an den Nagel gehängt. Herbert Fandel verlässt die große Fußball-Bühne und beendet seine Karriere.

Für mich war immer klar, dass ich dann aufhöre, wenn ich es selbst will. Es sollte ein Moment sein, in dem ich mit ausschließlich positiven Gedanken abschließen kann. Jetzt ist ­ nach einer langen Karriere ­ der richtige Zeitpunkt gekommen“, wird der Konzertpianist auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert.

Fandel leitete in seiner Karriere 247 Bundesligaspiele, dazu kamen 26 Länderspiele und 56 Europapokalpartien. Zudem vertrat der 45-Jährige aus Kyllburg Deutschland bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz und pfiff 2006 das UEFA-Cup-Finale FC Sevilla gegen FC Middlesbrough. Als “sehr emotionalen Moment“, bezeichnete Fandel seine erste Bundesligapartie 1995 zwischen dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt und das Champions-League-Finale 2007 zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool als Höhepunkt seiner Karriere. “Davon hatte ich schon als Jugendlicher geträumt, einmal dieses Spiel zu leiten. Ich kann mich heute noch an nahezu jede Situation erinnern“, so Fandel.

Vor zwei Jahren musste Fandel ein Negativ-Erlebnis ganz anderer Art verarbeiten. Im EM-Qualifikationsspiel Dänemark gegen Schweden wurde der Unparteiische kurz vor Schluss von einem Fan auf dem Platz attackiert. “Nach solchen Gewaltausbrüchen von Spielern oder kranken Menschen überlegt man schon, ob das alles noch Sinn macht“, sagte Fandel nach den Vorfällen in Kopenhagen.

In der vergangenen Saison kam er wegen einer Fußverletzung nur noch selten zum Einsatz. “Die Pausen haben mir Zeit zum Nachdenken gegeben. Ich habe die Verletzung als Signal verstanden, aber das war nicht entscheidend für meinen Entschluss“, erklärte Fandel. Dieser sei nach der EURO langsam gereift und erst in den vergangenen Wochen ganz konkret geworden. “Vorher war da nur das Gefühl, dass ich meine großen Ziele erreicht hatte und damit eine neue Zeit anbricht.”

Dem Fußball bleibt er künftig als Mitarbeiter im Schiedsrichter- Ausschuss treu. “Volker Roth hat schon vor längerer Zeit in dieser Hinsicht mit mir gesprochen, aber auch DFB-Präsident Theo Zwanziger und Vizepräsident Rainer Koch haben sich gewünscht, dass ich meine Erfahrungen einbringe. Dieses Vertrauen ehrt mich“, sagte Fandel. Über seine berufliche Zukunft hat sich der Familienvater noch keine konkreten Gedanken gemacht: “Es gibt nun viele Möglichkeiten und Perspektiven in meinem Leben, aber ich werde jetzt nicht in Aktionismus verfallen. Nach dieser Karriere werde ich jetzt erstmal durchatmen.”