Klose überholt Seeler und schiesst sich aus der Krise

Trotz dreier Treffer, kein einziger Jubel-Salto und auch keine Abrechnung mit den Kritikern. Miroslav Klose genoss seinen Erfolg mit stiller Genugtuung.

Es war kein Glücksabend und keine Befreiung“, wiegelt der dreifache Torschütze und Retter der DFB-Auswahl beim turbulenten 3:3 in Helsinki gegen Finnland ab. Etwas zu gelassen waren die Worte “Ich freue mich“, denn Kloses insgesamt viert Dreierpack im DFB-Dress kam zur allerbsten Zeit, steckte der Bayern-Angreifer doch in einem erschreckenden Formtief.

Der Mannschaftskapitän kennt sich bestens aus mit sportlichen Krisen. “Das zeichnet mich aus, dass ich damit gelernt habe umzugehen.” Neben dem großen Gewinner Klose am gestrigen Abend dürfte sich auch Coach Joachim Löw bestätigt fühlen. Der Übungsleiter hatte seinen Stürmer nicht geopfert, sondern konsequent an ihm festgehalten. “Ich habe keine starke Kritik an ihm geübt. Ich wusste, dass er zurückkommt. Vertrauen zahlt sich im Leben aus“, so Löw.Vor der Partie hatte Löw noch erklärt: “Er braucht ein Spiel, in dem es läuft.”


Bis zu seinem erlösenden Tor hatte sich seine Krise sogar noch weiter zugespitzt. Denn Klose vergab zunächst eine hundertprozentige Tormöglichkeit. “Der Kopfball muss reingehen“, sagte der 30 Jahre alte Angreifer selbstkritisch zum Missgeschick aus sechs Metern beim Stand von 0:0. Kurze Zeit später passte dann alles haargenau, als er ein feines Zuspiel von Piotr Trochowski mit der Brust annahm und zum 1:1 im Kasten unterbrachte. Nach dem Treffer lief es; beim zweiten Tor traf er im Nachsetzen, beim dritten fiel ihm das Spielgerät glücklich vor die Füße.

Wenn man ein, zwei Chancen versiebt hat, muss man einfach an die dritte und vierte glauben. Das habe ich heute ganz gut umgesetzt“, so Klose. Schalkes Heiko Westermann, der in der Defensive einen rabenschwarzen Abend erlebte, fand deutlichere Worte: “Er hat es all den Kritikern bewiesen. Er hat es sich verdient, so wie er arbeitet.”

Klose philosophierte lieber über Fluch und Segen des Torjäger-Jobs, bei dem es keinen Ersatz für Treffer gibt. “Das ist ja auch das Schöne und Traurige am Stürmerleben.” Stürmer von Kloses Qualität gab und gibt es nur wenige in Deutschland – und auf der Welt. “Natürlich wollen die Fans Spieler sehen, die technisch versiert sind wie ein Lionel Messi. Aber dieser Miroslav Klose, das ist ein richtig unangenehmer Gegenspieler“, sagte Finnlands Trainer Stuart Baxter.


Drei Treffer in einem Länderspiel sind auch für Klose nichts Alltägliches, zuletzt gelang ihm das vor sechs Jahren beim 8:0 gegen Saudi-Arabien bei der WM 2002. Mit 44 Treffern in 84 Länderspielen überflügelte er Uwe Seeler (43 Tore) in der von “Bomber” Gerd Müller mit 68 Treffern angeführten ewigen DFB- Torschützenliste. Klose rangiert nun an Position sechs, ein Tor hinter Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge (45) und nur noch drei hinter Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann und Ex-Teamchef Rudi Völler (beide 47), unter dem seine Nationalelf-Karriere 2001 begann.

Wer mich kennt, weiß, dass ich es in mir habe“, verwies Klose selbstbewusst auf seine Fähigkeiten. Die drei Treffer von Helsinki stärken auch seine Position im Stürmer-Dreikampf mit Luca Toni und Lukas Podolski beim FC Bayern. Unter dem Strich ist Torjäger auch für ihn doch ein Traumjob: “Spielerfrau wäre schöner, aber Stürmer ist auch nicht schlecht“, scherzte Klose am Ende seines Abends. (dpa)