HSV-Trainer Jol ohne Triple-Gedanken

nach wie vor Tanz der Hamburger SV nach der Zitterpartie in Machester auf drei Hochzeiten – von Triple-Träumen will HSV-Coach Martin Jol aber nichts wissen.

So wie die Bayern früher, dass man alles gewinnt, das geht vielleicht nicht“, meinte der niederländische Übungsleiter nach der süßesten Pleite der laufenden Spielzeit. Im äußersten Notfall würde Jol sogar auf die deutsche Meisterschaft oder den Sieg im UEFA-Pokal verzichten, würde man ihm vor dem viermaligen Aufeinandertreffen mit Werder Bremen den DFB-Pokal garantieren. “Wenn die jetzt sagen würden, ihr gewinnt den DFB-Pokal, dann würde ich sofort sagen: ‘Ja’,” sagte Jol nach der 1:2-Zitterpartie bei Manchester City, das den Norddeutschen nach dem 3:1 im Hinspiel zum Einzug ins Halbfinale des UEFA-Cups genügte.

Vor den Wochen der Wahrheit weiß der Coach ganz genau, wie sehr sich die Fans der Hanseaten, die Jol nach Spielende übrigens mit “Wir wollen den Trainer sehen“-Rufen feierten, einen Titel nach 22 Jahren wünschen: “Ich finde es sehr wichtig für unsere Fans, dass wir etwas gewinnen.” Dass dabei ausgerechnet der Nordrivale aus Bremen für den Bundesliga-Dino zum Schicksalsgegner wird, erachtet Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer vor den vier Derbys binnen 19 Tagen als “total egal“. Ähnlich sieht es Jol, der vor dem Auftakt der Werder-Wochen im Halbfinale des DFB-Pokals versprach: “Da sind wir alle wieder mit hundert Prozent bei der Sache.”


Das waren sein Profis auch bei der Nervenschlacht in Manchester, in der sich der HSV lange nicht sicher sein konnte, erstmals seit dem Gewinn des Landesmeister-Cups 1983 wieder ein internationales Semifinale zu erreichen. Denn die Citizens ließen sich von der frühen Führung durch Paolo Guerrero (12. Minute) keineswegs verunsichern und kamen – unterstützt von ihren fanatischen Fans und dem unsicheren Referee Nicola Rizzoli (Italien) – durch Elano (16./Handelfmeter) und Felipe Caicedo (50.) schnell wieder heran. Mehrmals musste der starke Torhüter Frank Rost eingreifen, um das 3:1 zu verhindern. “Es stand auf des Messers Schneide“, gab Beiersdorfer zu, der wie alle Hamburger froh war, dass zwei Freistöße des überragenden Elano nur ans Aluminium knallten.

So aber konnten die Hanseaten ihren beeindrucken Lauf fortsetzen – teilweise zu ihrer eigenen Überraschung. Hätten die HSV-Profis vor der Saison gesagt, ins Halbfinale vom DFB-Pokal und vom UEFA-Cup einziehen zu wollen, “dann hätten die uns wahrscheinlich zum Psychiater geschickt“, scherzte Kapitän David Jarolim.

Dass sein Team wieder einmal den Ausfall zahlreicher Profis kompensierte und trotz der hitzigen Atmosphäre im Manchester-Stadion voller “Intensität und Dynamik” den Kampf annahm, imponierte Jol. Vor allem für die jungen Spieler wie Dennis Aogo, Jerome Boateng oder Jonathan Pitroipa sei eine derartige Erfahrung – auch im Hinblick auf den spannenden Saison-Endspurt – hilfreich: “Wenn man solche Spiele macht, wird man immer stärker“, sagte der Niederländer, der trotz des überzeugenden Heim-Auftritts der Engländer das Weiterkommen seiner Elf als verdient einstufte: “Über zwei Spiele waren wir besser.”


Bevor es nun viermal zum “ewigen Duell” gegen Werder kommt, müssen die Hanseaten zunächst in der Liga gegen Hannover 96 bestehen, wollen sie im Titelrennen weiter mitmischen. Vor dem kleinen Nordderby forderte Nationalspieler Marcell Janssen angesichts der zahlreichen Langzeitverletzten einen weiteren Kraftakt: “Wir müssen versuchen den Schweinehund zu überwinden.”