HSV: Starker Boateng nicht traurig über Jol-Abgang

U-21-Europameister Jerome Boateng vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV ist nicht traurig über den Weggang von Martin Jol und weint ihm keine Träne nach. Der ehemalige Chefcoach der Norddeutschen setzte den Manndecker zumeist auf der von ihm nicht favorisierten rechten Defensivseite des HSV ein und erntete dafür kaum Lob vom Niederländer.

Richtig viel Wertschätzung erfuhr der talentierte Manndecker erst bei der U-21-EM in Schweden, wo er als Innenverteidiger mehr als zu überzeugen wusste und einen großen Anteil am späteren EM-Titel trug. DFB-Coach Horst Hrubesch übte damals öffentlich Kritik an Jol, weil er Boateng ständig auf anderen Positionen einsetzte. Der Spieler selbst hält sich da zurück, doch als ihm die Nachricht von Jols Abschied aus Hamburger im Griechenland-Urlaub erreichte, reagierte er erleichtert. “Martin Jol hat mir kein Vertrauen entgegengebracht, ich habe sogar über einen Wechsel nachgedacht.”

Einen besseren Coach als Bruno Labbadia, der dem Nachwuchs mehr Vertrauen schenkt als sein Vorgänger, hätte Boateng gar nicht bekommen können. “Er macht einen tollen Job und setzt auf mich“, sagte Boateng. Der Deutsche mit afrikanischen Wurzeln hat Ghana als Heimatland seines Vaters auf seinem Arm tätowiert, der afrikanische Name Agyenim prangt auf dem Unterarm. Seine mitunter lässige, fast herausfordernde Spielweise wirkt für manchen Betrachter fast schon arrogant. Er aber sagt, er spiele nicht bewusst so.

Mit Trainingsfleiß hat sich Boateng auch nach der anstrengenden U- 21-EM schnell neben Joris Mathijsen im HSV-Abwehrzentrum festgespielt. Hinzu kam, dass sich der Brasilianer Alex Silva am Kreuzband verletzte. Der für 4,9 Millionen Euro von Lazio Rom verpflichtete David Rozehnal muss sich hinten anstellen, da ihm die Vorbereitung mit dem Team fehlt. Dennoch bleibt Boateng selbstkritisch: Im Vergleich zum U 21-Auswahlkollegen Benedikt Höwedes mache er bei sich noch Schwächen im Kopfballspiel aus.

Trotz seines Erfolges will der 1,90 Meter-Schlacks Boateng mit bisher 60 Bundesliga-Partien nicht abheben: “Unter meinen Freunden sind auch Hartz-IV-Empfänger, die sagen mir ehrlich die Meinung. Die klopfen mir nicht auf die Schulter und sagen, dass ich ein geiler Typ bin, nur weil ich Profi bin“, erzählte er der “Bild”-Zeitung. Er sei viel disziplinierter als sein Bruder Kevin Prince Boateng, der von Borussia Dortmund zurück zum englischen Premier-League-Club Tottenham Hotspur gegangen ist.