HSV reif für den Titel – Jol lobt Jansen

Für Marcell Jansen war es ein gelungener Abend. Mit seinen ersten Treffern für den den Hamburger SV schoss er sich und sein Team an die Tabellenspitze und wurde von mehr als 10.000 mitgereisten Fans gefeiert. Zudem war es sein erster Doppelpack in seiner Fußballer-Karriere. Und schließlich gab es noch eine Menge Lob von seinem Trainer.

Seine Entwicklung ist schon sehr auffällig. Er war in der Hinrunde einige Wochen verletzt, aber nun kommt er immer besser in Schwung. Und ich bin froh, dass er nicht zur Nationalmannschaft musste. So konnten wir in der Länderspiel-Woche intensiv mit ihm arbeiten“, meinte Chefcoach Martin Jol im Anschluss an das 2:1 bei Bayer Leverkusen über den flexibel einsetzbaren Akteur.

Jansen, den der niederländische Übungsleiter mal hinten links, mal im linken Mittelfeld einsetzt, freute sich über das Spiel und seine ersten Treffer im Dress der Hanseaten. “Im Training habe ich schon öfter getroffen. Schön, dass es jetzt auch im Spiel geklappt hat“, sagte Jansen. In der 18. Minute sorgte er mit einem platzierten Rechtsschuss für die Gäste-Führung, später war er mit links volley (66.), nach erneut feiner Vorarbeit des überragenden Paolo Guerrero, für den 2:1-Siegtreffer verantwortlich.

Der Nordclub bewies mit einer abgeklärten Leistung den Beweis seiner Titelreife. Auch der Spagat zwischen Selbstbewusstsein, Professionalität und Bescheidenheit gelingt den Spielern perfekt. “Jetzt dürfen wir uns freuen und den Sieg genießen“, so der Matchwinner, der gleichzeitig vor übertriebenen Erwartungen warnt. “Wenn wir unserer Linie treu bleiben, können wir sicher eine sehr erfolgreiche Saison spielen. Aber der Weg ist noch lang. Und wenn wir mal ein Spiel nicht konzentriert sind und verlieren, sind alle wieder dran“, sagte Jansen mit Blick auf den knappen Punktevorsprung.


Vorsichtig optimistisch gibt sich auch Frank Rost in der Titelfrage: “Bisher ziehen alle gut mit. Wenn wir weiter so konstant spielen und an uns glauben, können wir es schaffen. Aber dann muss jeder seine persönlichen Eitelkeiten hinten an stellen“, betonte der Schlussmann. Mit Blick auf das Nord-Duell am Sonntag gegen Wolfsburg fügte er an: “Wenn wir das Spiel gewinnen, glaube ich schon, dass wir uns dauerhaft oben festsetzen.”

Dass beim gebürtigen Mönchengladbacher Jansen ausgerechnet rund 30 Kilometer fern der Heimat der Knoten platzte, ist eine schöne Randnotiz. Die Startschwierigkeiten nach Verletzungsproblemen scheinen passé. Seit dem 13. Spieltag stand er stets in der Startelf, die Formkurve steigt. Zudem scheint er das Sieger-Gen von seinem einjährigen Intermezzo bei Bayern München nach Hamburg mitgenommen zu haben. “Die Kompaktheit ist wichtig. Das habe ich bei den Bayern gelernt“, sagte Jansen. In der Tat erinnert die kühle HSV-Spielweise unter dem gewieften Niederländer Jol an die Münchner – in besseren Zeiten. Nicht nur der ehemalige Bayern-Star Stefan Effenberg sieht im HSV daher einen ernsthaften Titelaspiranten. “Das war schon fast meisterlich. Das sieht alles sehr abgezockt und gut organisiert aus“, sagte der Premiere-Experte. Jol ist so viel Lob dagegen eher suspekt: “Wir haben zwar keine großen Probleme, aber viele kleine. Wenn wir am Ende da oben mitmischen, wäre ich schon sehr zufrieden.”

Bayer war zwar nicht schlechter, aber weniger effektiv.”Uns fehlte diese Cleverness“, erklärte der trotz seines 16. Tores (29.) unzufriedene Torjäger Patrick Helmes den kleinen Unterschied. Bruno Labbadia musste erneut zwei Dinge erkennen: Die LTU arena hat Bayer als Ausweichquartier trotz des Besucherrekords (40.000) bisher kein Glück gebracht. Und seine junge Truppe ist vor Rückschlägen noch nicht gefeit. “Ich kann meiner Elf nicht mal einen Vorwurf machen. Sie hat gut gespielt. Aber das Team ist noch jung und man sieht, dass wir dafür manchmal etwas bezahlen müssen“, sagte der Bayer-Coach.