HSV nach Beiersdorfers Aus mit Notplan

Der Fußball-Bundesligist Hamburger SV muss nach der Trennung von Sportchef Dietmar Beiersdorfer mit einem Notplan die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit in Angriff nehmen.

Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker sagte um kurz vor Mitternacht des 23. Juni nachdem er Beiersdorfers Aus bekannt gab: “Wir haben viel Zeit verloren bei der Saisonplanung. Aber wir sind handlungsfähig. Wir haben drei Vorstandsmitglieder.” Am an die Öffentlichkeit gedrungenen Machtkampf zwischen Club-Boss Bernd Hoffmann zog Beiersdorfer den Kürzeren.

Wer seine Nachfolge antritt ist derzeit noch ungewiss. Um die Kaderplanung sollen sich nun Hoffmann und der seit fünf dem HSV-Aufsichtsrat angehörenden Ex-Profi Sergej Barbarez kümmern.

Beiersdorfer übernahm im August 2002 das Amt des Sportchefs bei den Hanseaten. Ursprünglich hatte er noch Vertrag bis 2010. Zusammen mit Hoffmann, der seit Februar 2003 im Amt ist, hatte er den Club in sechs Jahren fünfmal in den Europacup geführt.

Am gestrigen Dienstagabend hatte der Aufsichtsrat nach zweistündiger Sitzung “einer einvernehmlich Auflösung des Vertrages mit Dietmar Beiersdorfer zugestimmt.” In den vergangenen Tagen hatte sich Beiersdorfer eine heftige Auseinandersetzung mit Hoffmann geliefert. Dabei ging es insbesondere um unterschiedliche Auffassungen in der Einkaufspolitik und in der Auswertung der abgelaufenen Spielzeit.

Zudem gab es Differenzen bei der Abgrenzung der jeweiligen Kompetenzbereiche. Beiersdorfer bat den Aufsichtsrat um Hilfe, da sich der Club-Chef des öfteren ohne Absprache in die sportliche Planung für die bevorstehende Saison eingemischt haben soll. Zum Einlenken war der gebürtige Franke nach den Erfahrungen aus mehreren Streitigkeiten mit Hoffmann in der Vergangenheit nicht mehr bereit. “Wir haben Dietmar Beiersdorfer nicht rausgeworfen. Es ist mehr oder weniger seine Entscheidung gewesen. Wir wollten ihn halten“, betonte Becker, der die Trennung bedaure. “Jetzt müssen wir aber in die Zukunft schauen und Ruhe in den Verein bringen.”

Zwar hat der HSV als Tabellenfünfter erneut das internationale Geschäft erreicht, Hoffmann sieht aber Defizite auf sportlichem Gebiet, die er seinem Sportchef anlastete. Zudem bemängelte er dessen zögerliche Haltung bei Personalentscheidungen. Der Streit hat die gesamte Planung der neuen Saison nahezu zum Erliegen gebracht. Zehn Tage vor dem Trainingsauftakt der Mannschaft gibt es noch keine Neuverpflichtung.