HSV mit Coach Jol gegen ManCity als Glücksbringer

Den Tanz auf drei Hochzeiten führt der Hamburger SV langsam auf dem Zahnfleisch aus, doch die Große Möglichkeit den ersten Titel nach 22 Jahren einzufahren lässt die Akteure vom Bundesliga-Dino sämtliche Schmerzen vergessen.

Trotz der Blessuren werden Paolo Guerrero und Collin Benjamin im Hinspiel des UEFA-Cup-Viertelfinales gegen das Millionen-Ensemble aus der Premier League von Manchester City am Donnerstag auf die Zähne beißen. “Die Motivation ist, dass wir etwas Großartiges erreichen wollen“, lobte der Übungsleiter die Nehmerqualitäten seiner Schützlinge. Goalgetter Mladen Petriczeigte sich optimistisch, dass sich die Norddeutschen eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in sieben Tagen erarbeiten wird. “Das ist keine Über-Mannschaft, vor der wir uns verstecken müssen“”, sagte der Angreifer.

Für eine gehörige Portion extra Mut sorgt die Bilanz von Martin Jol gegen Manchester. Der Niederländer konnte als Cheftrainer von Tottenham Hotspur alle sechs Liga-Duelle mit 11:4 Toren gewinnen. Nun will er die Serie natürlich mit den Hanseaten fortführen. “Wir haben das bisher in Europa sehr gut gemacht. Wir wollen immer weiterkommen.” Das seine Mannschaft trotz der Personalsorgen – gleich neun Spieler stehen wegen Verletzungen oder fehlender Spielberechtigung nicht zur Verfügung – “immer eine Lösung” gefunden hat, imponiert dem Fußball-Lehrer. Auch Sportchef Dietmar Beiersdorfer traut dem letzten Aufgebot in dieser Spielzeit den ganz großen Wurf zu. Man habe die Möglichkeit, “weiter die Hand in Europa zu heben“, so Beiersdorfer: “Ein Sieg wäre gut, am besten ohne Gegentor.”


Da Guerrero, der mit seinem Doppelpack bei Galatasaray Istanbul den HSV ins Viertelfinale geschossen hatte, seine Prellung im Sprunggelenk auskuriert hat, steht Jol nach eigenen Angaben in der Offensive wieder vor der “Qual der Wahl”. Er ließ offen, ob er den Peruaner gemeinsam mit dem kroatischen Angriffsduo Petric und Ivica Olic, das in dieser Saison zwölf der 17 UEFA-Cup-Treffer des HSV erzielt hat, aufbieten wird. Derzeit sei es aber “egal, wer reinkommt“, sagte der angeschlagene Defensiv-Allrounder Benjamin. Der HSV habe “eine echte Musketier-Mentalität“, einer stehe dem anderen zur Seite. “Mit diesem Charakter sind wir zu allem fähig.”

Egal welche Elf Jol am Ende aufbieten kann – Clubchef Bernd Hoffmann blickt dem “Duell auf Augenhöhe” in freudiger Erwartung entgegen: “Das wird ein weiterer Fußball-Festtag in der Arena.” Sollte die Hürde ManCity gemeistert werden, stünde eventuell noch ein ganz spezieller an: In der Runde der letzten Vier könnte es zum Duell mit Dauerrivale Werder Bremen und damit zum ersten deutsch-deutschen Europapokal-Halbfinale seit 20 Jahren kommen.

Vor dem Wiedersehen mit Tribünengast Nigel de Jong (nicht spielberechtigt) und Vincent Kompany (Einsatz wegen Zerrung fraglich), deren Verkäufe rund 28 Millionen Euro in die HSV-Kasse gespült haben, warnte Keeper Frank Rost vor einem Selbstläufer. Obwohl die “zusammengekaufte Millionentruppe” in der Premier League nur auf Platz zehn dümpelt, sei der HSV “nicht unbedingt Favorit“. Zumal Manchesters brasilianischer Superstar Robinho – in diesem Jahr noch torlos – keinen Gerichtsprozess wegen einer dubiosen Anschuldigung mehr fürchten muss. Coach Mark Hughes hofft, dass sich der Teamkollege von Dietmar Hamann und des Ex-Wolfsburgers Martin Petrow nun wieder auf seinen Sport konzentrieren kann. “Solche Dinge können Spieler belasten“, meinte der Waliser.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Hamburger SV: Rost – Benjamin, Gravgaard, Mathijsen, Aogo – Jarolim, Rincon – Guerrero (Petric), Trochowski, Jansen – Olic

Manchester City: Given – Richards, Onuoha, Dunne, Bridge – Wright-Phillips, Zabaleta, Elano, Petrow – Robinho, Bellamy

Schiedsrichter: Ben Querenca (Portugal)