“Hoeneß-Euro”: FC-Manager sauer auf Politiker

Die hitzige Diskussion um den Hoeneß-Euro schlägt weiter hohe Wellen – und die postwendend aus Berlin eingetrudelte Absage hat den Manager des deutschen Rekordmeisters hart getroffen.

Ich habe mich wahnsinnig über viele Politiker geärgert, die ohne den leisesten Schimmer von einer Ahnung, um was es geht, erstmal dagegen sind“, empörte sich Hoeness im Bayerischen Fernsehen. Hoeness hatte vorgeschlagen, den deutschen Fußball mit einem Solidaritätszuschlag von zwei Euro auf die Fernseh-Gebühr zu finanzieren. Dies war in der Hauptstadt allerdings umgehend auf Ablehnung gestoßen. Doch der Manager verteidigte seine Idee von einer “freiwilligen Abgabe: Wenn die Schwellenangst erstmal überwunden ist, ist das eine Sache, um die uns die ganze Welt beneidet.”

Die Meinungsverschiedenheiten, die er in den Medien ausmachte, stieß bei Hoeneß ebenso auf Unmut wie die Aussagen von Peter Danckert (SPD). Der Bundestagsvorsitzende des Sportausschusses hatten den Vorschlag vom Manager der Erhöhung der TV-Gebühr als “irrwitzig” bezeichnet. “Das ist ja leicht in unserer Gesellschaft. Erstmal dagegen sein und alles besser wissen und nichts besser machen. Das ist unser Problem“, meckerte Hoeneß im “Blickpunkt Sport” und stellte klar: “Ich habe nicht zwei Euro gefordert. Es ist mein Traum, mein Wunsch, dass jedermann für einen Betrag, den er sich leisten kann, Live-Fußball von Freitag- bis Montagabend sehen kann.”

Der FC Bayern unterstützt Hoeneß bei seine Vorhaben: “Ich finde den Ansatz grundsätzlich attraktiv. Bei dieser Lösung wäre ja gewährleistet, dass der Fußball exklusiv im Free-TV landet“, wird Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in der “tz” zitiert. Die Fans dagegen laufen Sturm: Bei einem von der “Bild”-Zeitung durchgeführten Internet-Umfrage stimmten zwei Drittel von 60.000 Teilnehmern gegen die “Bundesliga-GEZ”.


Aber Hoeneß verteidigt seinen Vorstoß. “Wenn Pay-TV nicht funktioniert, dann müssen wir etwas tun, damit der kleine Mann sich Live-Fußball leisten kann. Und dann kommen die Öffentlich-Rechtlichen ins Spiel“, sagte der Manager, “wenn von 37 Millionen Haushalten 20 oder 25 Millionen zwei oder drei Euro im Monat zahlen, würde das ausreichen, um das Pay-TV zu ersetzen.” Den Einwürfen, andere Sportarten könnten ähnliche Forderungen erheben, entgegnete Hoeneß: “Es gibt außer Fußball keine Sportart, die flächendeckend so viele Menschen anzieht.”

Ob mit oder ohne Bundesliga-Soli – angesichts der Wirtschaftskrise muss die Bundesliga den Gürtel enger schnallen. “Jeder Fußballer muss auf den Prüfstand gestellt werden. Jeder Spieler, dessen Vertrag ausläuft, muss wissen, das wir jetzt andere Zeiten haben“, mahnte Hoeneß. Langzeitverträge und Luxus-Gehälter gehören der Vergangenheit an. “Wahrscheinlich werden die Gehälter in den nächsten Jahren runter gehen, sonst können wir die Sache nicht mehr finanzieren“.

Mit dem Ruf nach wirtschaftlicher Vernunft verbindet Hoeneß die Hoffnung, “dass die Schere zwischen denen, die immer die verrücktesten Sachen machen, und denen, die immer vernünftig kalkuliert haben, etwas anders wird.” Das würde dem deutschen Fußball im Wettstreit mit den Großclubs in England oder Spanien große Vorteile bringen. “Deutschland ist relativ solide finanziert, da kriegt der Spieler spätestens am 31. sein Geld“, berichtete Hoeneß: “Das wird sich in der Welt rum sprechen und deswegen wird es in Zukunft wahrscheinlich einfacher sein, ganz gute Spieler zu bekommen.”