Heynckes überraschend zu Bayer – Labbadia frei für HSV

Ein überraschendes Ende im Trainer-Streit zwischen den Bundesliga-Clubs Hamburger SV und Bayer Leverkusen: Die Werkself hat sich die Dienste von Trainer Jupp Heynckes gesichert und gleichzeitig seinem bisherigen Übungsleiter Bruno Labbadia die Freigabe erteilt. Somit steht Labbadia der Weg frei, um seinen Trainerjob beim HSV anzutreten.

Damit fand das Gerangel zwischen den beiden Vereinen um Labbadia ein nicht zu erwartendes Ende. Zuvor hatte Bayer die Norddeutschen aufgrund ihrer Abwerbeversuche des noch unter Vertrag stehenden Fußball-Lehrers heftig attakiert.

Zeitgleich gaben beide Club ihre neuen Trainerverpflichtungen bekannt. Der 64 Jahre alte Heynckes einigte sich per Handschlag mit Leverkusen und erhält einen bis Juni 2011 laufenden Kontrakt. Der 43 Jahre alte ehemalige HSV-Akteur Labbadia, der den Abschied in Leverkusen mit kritischen Äußerungen über Verein, Spieler und Manager vorangetrieben hatte, tritt die nachfolge vom Ende Mai überraschend zu Ajax Amsterdam abgewanderten Coach Martin Jol und erhält einen Vertrag bis zum 30.06.2012. Am kommenden Sonntag (7. Juni 2009) soll Labbadia im Rahmen einer Pressekonferenz in der Hamburger HSH-Nordbank-Arena vorgestellt werden. Es wird spekuliert, dass die Hanseaten eine Ablösesumme für Labbadia von geschätzten 1,3 Millionen Euro in Richtung Leverkusen überweisen müssen.

Während mit Labbadias Abgang Richtung Hamburg spätestens nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen (0:1) gerechnet worden war, kam die Berufung von Heynckes unerwartet. Der Mönchengladbacher hatte in den letzten fünf Spielen der gerade abgelaufenen Saison Bayern München als Nachfolger von Jürgen Klinsmann betreut und den deutschen Rekordmeister noch als Tabellenzweiter in die Champions League geführt. Anschließend schien es, als wolle er sich wieder zurück in sein Rentner-Dasein begeben.

Ich habe mich sehr über das Interesse von Bayer 04 gefreut“, wurde Jupp Heynckes in einer Mitteilung Bayers zitiert. “Während meines kurzen Gastspiels in München habe ich gemerkt, dass es noch in mir brennt.” Heynckes sehe ein großes Potential in seinem neuen Team. Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist überzeugt, “dass gerade unsere junge Mannschaft von seiner Erfahrung und seiner natürlichen Autorität profitieren wird“.

Die Hamburger setzen indes in Labbadia auf einen Vertreter der jungen Trainer-Generation. Labbadia identifiziere sich voll mit der Aufgabe, sagte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer: “Er steht für absolute Professionalität, Gradlinigkeit, Leidenschaft und eine klare Spielphilosophie.” Labbadia stand schon vor einem Jahr beim HSV ganz oben auf der Kandidatenliste, ehe der Club Jol unter Vertrag nahm.

Harmonisch ging der Wechsel von Labbadia aber nicht über die Bühne. “Wir haben nach dem letzten Spiel sehr viel mit Bruno gesprochen und die gesamte Situation analysiert. Dabei wurden alle Aspekte ausführlich diskutiert. Wir hatten uns schließlich für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ausgesprochen – aber Bruno wollte einen Neuanfang“, sagte Geschäftsführer Holzhäuser.

Er hatte noch kurz vor dem Wechsel die Hamburger massiv angegriffen für ihr Werben um den jungen Übungsleiter. “Der Herr Labbadia hat bei uns noch für ein weiteres Jahr einen Vertrag. Und ich habe den HSV aufgefordert, die Vertragslage zu respektieren“, hatte Holzhäuser der Deutschen Presse-Agentur dpa gesagt. Außerdem wetterte er grundsätzlich gegen das aktuelle “Job-Hopping” der Fußball-Trainer: “Es ist mir zuwider.” Dem Vernehmen nach war sich der HSV mit dem Trainer-Kandidaten Nummer 1 schnell einig über einen längerfristigen Vertrag, einzig die Verhandlungen mit dem Werksclub gestalteten sich schwierig. (dpa)