Hertha verliert “Auswärtsspiel” gegen Galatasaray

Nach den heftigen Trouble in der Führungsriege steht Fußball-Bundesligist Hertha BSC Berlin im UEFA-Cup kurz vor dem Aus. Trotz der zuletzt vier Erfolgen in der Liga verloren die Hauptstädter gegen Galatasary Istanbul mit 0:1 (0:0).

Damit muss die Hertha mit nur zwei Zählern auf der Habenseite im der letzten Partie der Gruppe B am 18. Dezember bei Olympiakos Piräus unbedingt gewinnen. Der türkische Meister unter der Leitung von Trainer Michael Skibbe zog dank des Treffers von Milan Baros in der 69. Minute per Handelfmeter mit dem dritten Sieg im vierten Spiel souverän die Zwischenrunde ein. Vor 62.612 Fußball-Fans im Olympiastadion, darunter fast 35.000 türkische Fans, erfüllte der deutsch-türkische Europacup-Abend allerdings nicht die hohen Erwartungen.

Das Spiel hat Endspielcharakter. Man braucht wohl sechs Punkte zum Weiterkommen, aber wir werden nicht blind nach vorne rennen“, sagte Berlins Manager Dieter Hoeneß. Die hitzige Diskussion um seinen Verbleib hatte sich auch vor der Partie nicht entschärft. Auf einer Präsidiumssitzung stärkten offenbar sämtliche Mitglieder den Rücken von Präsident Werner Gegenbauer, der den Manager bei der Begründung für den Aufschwung eine überzogene Selbstdarstellung vorgeworfen hatte. “Wir haben noch nichts erreicht“, betonte Gegenbauer, “wir wollen, dass alle im Verein den Ball flach halten. Alle.”


Im 91. Europacup-Spiel der Berliner passte die wenig inspirierte Spielweise der Hertha-Profis zunächst zum destruktiven Verbalscharmützel der Funktionäre. Die ballsicheren Gäste, angetrieben vom starken Ex-Schalker Lincoln, erarbeiteten sich schnell ein Übergewicht im Mittelfeld. Hertha war im Spielaufbau ohne die kranken Kreativkräfte Cicero und Maximilian Nicu zu hektisch und nicht existent, die Berliner Doppelspitze Andrej Woronin/Marko Pantelic meist auf sich allein gestellt. Mehr als zwei zaghafte Annäherungsversuche von Pantelic sprangen dabei nicht heraus.

Die türkischen Fans machen das Spiel in
Berlin zu einem Heimspiel von Galatasaray.

So hatte Lincoln in der 20. Minute auch die erste echte Chance der Partie, als er Hertha-Keeper Jaroslav Drobny mit einem Dropkick zu einer Glanztat zwang. Vier Minuten später nahezu ein Abziehbild dieser Szene, und erneut gewann Drobny das Duell. In der 41. Minute drang Lincoln allein in den Strafraum ein, wurde von Gojko Kacar gelegt, doch Schiedsrichter Nicola Rizzoli verweigerte den fälligen Elfmeter und zeigte Lincoln stattdessen wegen einer Schwalbe gelb.

Neun Jahre nach der 1:4-Pleite gegen den türkischen Traditionsclub in der Champions League kam Hertha nach der Pause mit mehr Mut und Dringlichkeit aus der Kabine. In der 66. Minute wurden die verstärkten Offensivbemühungen beinahe mit dem 1:0 belohnt – Kacar scheiterte an Galatasarays Schlussmann de Sanctis. Im Gegenzug verursachte der eingewechselte Steve von Bergen allerdings nach Harry Kewells Flanke einen Handelfmeter. Der Tscheche Milan Baros verwandelte mit seinem vierten Tor im laufenden Wettbewerb sicher.

Der Hauptstadt-Club, erst über die Fair-Play-Wertung in den UEFA-Cup gerutscht, reagierte mit einer wütenden Schlussoffensive. Nacheinander vergaben Kacar, Josip Simunic (beide 75.) und Pal Dardai (76.) gute Möglichkeiten zum Ausgleich. In zwei Wochen kommt es jetzt in Griechenland zum echten Endspiel um den zum Weiterkommen berechtigenden dritten Platz.

Schiedsrichter Nicola Rizzoli (l) zeigt
Istanbuls Lincoln (m) die Gelbe Karte.