Hannover befördert Bergmann zum Chef-Coach

Was beim Bundesliga-Konkurrenten FSV Mainz 05 mit dem Ex-Jugendtrainer Thomas Tuchel klappte, soll nun bei Hannover 96 mit der Beförderung von Amateurtrainer Andreas Bergmann zum Chef der Profimannschaft auch funktionieren.

Am heutigen Montag (31.08.2009) kommentierte Sportdirektor Jörg Schmadtke die Entscheidung: “Das ist eine tragfähige Lösung. Bergmann hat Fachkenntnisse genug. Ich stehe dazu.” Dieser Entschluss der Niedersachsen birgt Risiken aber auch Chancen. Im Fußball-Oberhaus ist der 50 Jahre alte Fußball-Lehrer noch ein unbeschriebenes Blatt, doch das stört Schmadtke nicht. “Louis van Gaal hat auch nicht in der Bundesliga gearbeitet“, scherzte er.

Der Coach beendete seine 14-tägige Probephase mit einer 0:1-Heimschlappe gegen 1899 Hoffenheim. Trotzdem vertrauten Schmadtke und Clubboss Martin Kind ihm den Job an. Zunächst läuft sein Kontrakt bis zum Ende der laufenden Spielzeit. “Darauf habe ich Lust. Ich sehe das als besondere Herausforderung an“, meinte Bergmann. Der frühere Amateurspieler liebt eine “knackige” Ansprache, gibt laut Profi Hanno Balitsch “110 Prozent” auf dem Trainingsplatz und hat der unter Vorgänger Dieter Hecking oftmals lethargisch wirkenden 96-Mannschaft neues Feuer vermittelt.

Die 96-Profis mit Nationalkeeper Robert Enke und Abwehrchef Christian Schulz an der Spitze hatten sich einmütig für den neuen Trainer ausgesprochen. “Das hat aber nicht den Ausschlag gegeben“, versicherte der Vorstandsvorsitzende Martin Kind. Mehr ins Gewicht fiel da schon der finanzielle Aspekt. Bergmann ist nach Ralf Rangnick, Ewald Lienen, Peter Neururer und Dieter Hecking der fünfte und sicherlich preiswerteste 96-Trainer seit dem Wiederaufstieg 2002 – auch wenn sich der Beförderte über eine Gehaltserhöhung freuen kann.

In seiner Interimszeit verbuchte Bergmann einen Sieg (2:0 in Nürnberg) und eine Niederlage. Doch selbst nach dem 0:1 gegen Hoffenheim gab es viel Beifall für den früheren St. Pauli-Coach. Er ist bei den Fans beliebt. Dass das Umfeld die volkstümliche Lösung begrüßt, ist für Schmadtke nicht unwichtig. “Ich habe eine deutlich positivere Stimmung ausgemacht. Das tut uns, der Mannschaft und dem Verein gut“, sagte der 96-Sportdirektor. Er wird, wie zuletzt gegen Hoffenheim, auch in Zukunft bei Spielen neben Bergmann auf der Bank sitzen: “Das ist aber nichts Besonderes.”