Gladbachs Präsident Rolf Königs unter Beschuss

Eigentlich läuft alles recht harmonisch beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach: Neu-Coach Frontzeck wurde freundlich in Empfang genommen, das abgeschlossene Geschäftsjahr weist eine positive Bilanz auf, doch Club-Präsident Rolf Königs musste sich auf der Jahreshauptversammlung der Fohlen nun die schärfste Kritik in seiner fünfjährigen Amtszeit gefallen lassen.

Alle 2.324 Mitglieder gaben zwölf Tage nach dem versöhnlichen Saisonabschluss mit dem glücklichen Klassenerhalt dem Vereins-Boss die Hauptschuld an der sportlichen Situation und forderten ihn zum Rücktritt auf. Gut ein Drittel der anwesenden Mitglieder stimmte später auch gegen die Entlastung des Vorstandes. Die Versammlung endete nach knapp fünf Stunden erst kurz vor 0:00 Uhr.

Der sichtlich angeschlagene Königs, unter dessen Führung seit 2004 sich Trainer, Sportdirektoren und Spieler die Klinke in die Hand gaben, kommentierte die Anfeindungen nur knapp. “Jeder ist zu ersetzen. Aber ich habe immer für und nie von Borussia gelebt“, betonte der 67 Jahre alte Mönchengladbacher Geschäftsmann und verwies auf seine noch bis April 2010 andauernde Amtszeit. “Wenn das im nächsten Jahr sportlich nicht klappt, dann ist der Aufsichtsrat gefragt, ob es mit Königs oder ohne Königs weitergeht“, sagte Borussias Präsident im Borussia-Park.

Die Kritik gilt ausschließlich den sportlichen und personellen Entscheidungen des Präsidenten, der kein Fußball-Fachmann ist. Wirtschaftlich hat der Unternehmer den Club auf einen guten Weg gebracht. Seit sieben Jahren weisen die Bilanzen schwarze Zahlen auf. Auch das jüngste Geschäftsergebnis von 2008 bringt unter dem Strich einen kleinen Gewinn von 13.762 Euro. Die Suche nach einem neuen Hauptsponsor steht dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss. “Wir sind gesund, aber nicht reich“, sagte Geschäftsführer Stephan Schippers.

Wesentlich freundlicher, wenn auch verhalten, wurde der tags zuvor verpflichte neue Chefcoach Frontzeck von den Mitgliedern empfangen. Der 45 Jahre alte gebürtige Mönchengladbacher ging offen auf seine Kritiker zu. “Ich verstehe, dass der eine oder andere vielleicht nicht erfreut ist. Es denen zu zeigen, da habe ich richtig Spaß“, sagte er. Vize-Präsident Rainer Bonhof weiß um die Qualitäten des früheren Nationalspielers. “Da haben wir einen neuen harten Hund bekommen. Ich habe mir bei ihm schon als Trainer die Zähne ausgebissen.”

Für die kommende Spielzeit darf sich Frontzeck auf weitere Verstärkungen freuen. Außer den bereits für über zwei Millionen Euro verpflichteten Marcel Meeuwis (Roda Kerkrade), Marco Reus (RW Ahlen) und Roman Neustädter (FSV Mainz 05) sollen noch drei Spieler kommen. “Wir werden noch drei Transfers tätigen, die die Qualität steigern werden“, versprach Sportdirektor Max Eberl. Ein heißer Kandidat ist der argentinische Torjäger Raul Bobadilla von Grasshopper Zürich. “Wir sind in gutem Kontakt“, sagte Eberl. Zudem stellte der Sportdirektor Zuwachs aus der Juniorenabteilung in Aussicht: “In den nächsten zwei bis drei Jahren kommen neun bis zehn Junioren-Nationalspieler nach oben, die für Furore sorgen werden.”