Fußball WM 2010: Deutschland dank Özil im Achtelfinale

Durchatmen in ganz Fußball-Deutschland: Die deutsche Nationalmannschaft hat das entscheidende dritte und letzte Gruppenspiel dank eines Treffers von Mesut Özil mit 1:0 (0:0) gegen Ghana gewonnen. Nun kommt es zum Klassiker gegen England.

Das junge DFB-Team hat mit viel Mühe und Zittern den Druck gegen Ghana standgehalt und kann nach dem Erfolg im Finale der Gruppenphansa mit neuen Hoffnungen das Achtelfinale der WM 2010 in Südafrika gegen den Erzrivalen angehen.

Den entscheidenden Treffer in der 60. Spielminute vor 83.391 Fußball-Fans im Soccer City Stadion schilderte der sichtlich glückliche Matchwinner Özil: “Ich musste schon vor der Halbzeit das 1:0 machen. Dass ich diese Chance vergeben habe, war sehr bitter für mich. Aber ich wusste, dass ich noch ein Tor mache. Vor mir stand keiner, das habe ich einfach geschossen.”

Sorgen vor dem Spiel gegen England bereitet die Blessur des starken Bastian Schweinsteiger, der gut zehn Minuten vor dem Abpfiff mit Schmerzen am linken Oberschenkel gegen Toni Kroos ausgewechselt werden musste. “Schweinsteiger musste raus, er hatte muskuläre Probleme“, meinte Bundestrainer Joachim Löw, der die Auswechslung als “Vorsichtsmaßnahme” bezeichnete.

Das es im Spiel gegen Ghana um Alles oder Nichts ging, war den deutschen Kickern lange Zeit anzumerken, die mit gelähmten Beinen zu spielen schienen. So schob einer die Verantwortung auf den anderen, dann avancierte Özil noch feiner Vorarbeit des jüngsten deutschen Spielers Thomas Müller zum Matchwinner. Der Angreifer von Werder Bremen, der in den ersten 45 Minuten bereits eine Riesenchance vergab, jagte die Kugel aus 18 Metern in den Torwinkel. Nur neun Minuten vorher hatte Schlussmann Manuel Neuer mit einer Glanzparade gegen Andre Ayew die deutschen Kicker im Spiel gehalten.

Die Nervosität war deutlich zu sehen und das nicht nur bei den jungen Akteuren, sondern auch bei den vermeintlichen Routiniers wie unter anderem Per Mertesacker. Der Werderaner erwies sich oft als Risiko in der Abwehr und sorgte mit einigen Aussetzern für Chancen der Ghanaer. Gut, dass der Schalker Keeper die Übersicht behielt. Aber auch der für Holger Badstuber auf der linken Abwehrseite eingesetzte Jerome Boateng zeigte im Spiel gegen die Mannschaft seines Halbbruders Kevin-Prince eine solide Leistung.

Im Angriff lief das Spiel der Deutschen lange Zeit unrund. So war Schweinsteiger eigentlich der einzige, der im Mittelfeld um Struktur bemüht war, doch er wurde von seinen Mannschaftskollegen oft allein gelassen. Cacau als Vertreter des gesperrten Miroslav Klose und Lukas Podolski waren in ihren Aktionen zu ungenau.

Auf Seiten Ghanas zeigte sich Kevin-Prince Boateng einmal mehr als Leistungsträger seiner Mannschaft. Der ehemalige Berliner war stets anspielbar und leistete sich kein Foul.

Bei guten Bedingungen, aber empfindlicher Kälte waren die Aktionen der DFB-Auswahl von übergroßer Nervosität geprägt. Wie schon im Serbien-Spiel wurden die Angriffe meist zu zaghaft vorgetragen, nur selten ging es zielstrebig nach vorne. Dennoch wäre Deutschland in den ersten zehn Minuten fast in Führung gegangen, als Jonathan Mensah eine scharfe Hereingabe von Podolski die Kugel in Richtung kurze Ecke abgefälscht hatte. Nur eine Blitzreaktion von Ghanas Keeper Richard Kingson konnte das Eigentor verhindern.

Fünf Minuten später sorgte Mertesacker mit eine Stellungsfehler für die erste Gefahr vor dem deutschen Tor. Doch Schweinsteiger klärte vor dem einschussbereiten Asamoah Gyan. Dann lief Özil (25.) nach Cacau- Zuspiel allein auf das ghanaische Tor zu und hätte das 1:0 machen müssen, doch der Bremer zielte genau auf den Körper von Kingson.

Im direkten Gegenzug war es Lahm, der den Kopfball von Gyan auf der Torlinie abblockte und damit den Ausgleich verhinderte. Zuvor hatte erneut Mertesacker ein Kopfball-Duell verloren. Die Unsicherheiten im deutschen Spiel setzten sich auch im zweiten Spielabschnitt weiter fort. Selbst der Führungstreffer durch Özil brachte nicht die erhoffte Sicherheit zurück. So spielten sich mehrfach bedrohliche Situationen vor Schlussmann Neuer ab. Auch die Konter spielten die Deutschen meist überhastet, so dass das alles entscheidende 2:0 verpasst wurde.