Fußball Bundesliga: Es rotiert das Torhüter-Karussell

Momentan scheint die Nummer “1” im Fußball-Oberhaus nicht zu den Glückzahlen zu gehören. Von den insgesamt 18 Keepern, die zum Bundesligastart Anfang August mit der Hoffnung auf einen Stammplatz zwischen den Pfosten standen, sind gerade mal noch zehn im Tor ihrer Vereine.

Dabei gibt es viele Gründe: verletzt, erkrankt, gesperrt oder in der Krise – beinahe die Hälfte aller Chef-Trainer sind aus den unterschiedlichsten Gründen bereits gezwungen, Wechsel auf der Schlüssel-Position vorzunehmen. Jüngstes Opfer ist nun Herthas Torwart Jaroslav Drobny, der sich zum Auftakt der Europa League einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog.

Vor dem am heutigen Freitag startenden 6. Spieltag im Oberhaus gerät das Torhüterkarussel noch einmal mächtig ins rotieren: Vier “Neue” wollen einen guten Eindruck abgeben. Während Stammtorwart Logan Bailly bei Borussia Mönchengladbach im Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim wieder seinen Platz im Kasten einnimmt, müssen beim VfL Wolfsburg, VfL Bochum und Hertha BSC die etatmäßigen Torleute zuschauen. “Logan hat super trainiert, ist fit, und es besteht kein Risiko, ihn wieder einzusetzen“, sagte Fohlen-Coach Michael Frontzeck. Christopher Heimeroth, der den Belgier fünfmal gut vertrat, muss wieder auf die Bank. “Chistopher hat in den letzten Wochen einen Schritt nach vorne gemacht und sollte gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen», tröstete Frontzeck den Platzhalter.

Wolfsburgs Diego Benaglio brummt nach seiner Attacke im Spiel gegen Bayer Leverkusen eine Rot-Sperre ab, der Bochumer Philipp Heerwagen erlitt in Hoffenheim einen Kieferbruch, und Hertha-Stammtorwart Drobny gegen FK Ventspils (1:1) wegen seiner Oberschenkel-Verletzung vom Platz getragen werden. “Ich sage das nicht jammernd, aber es kommt schon vieles zusammen. Das mit Jaro ist nicht leicht zu verarbeiten“, beklagte Herthas Sport-Geschäftsführer Michael Preetz den Ausfall des Tschechen.

Gegen den SC Freiburg muss der erst 19-jährige Sascha Burchert wieder ran, der nach Drobnys Ausfall gegen Lettlands Meister sein Pflichtspiel-Debüt gefeiert hatte. Der gebürtige Berliner war happy, dass ihn die Fans lautstark unterstützten: “Wenn man ins Olympiastadion einläuft und die Ostkurve deinen Namen ruft, dann muss man einfach gut sein.”

Vor seinem Saisondebüt steht nach dem Kieferbruch von Heerwagen vermutlich Daniel Fernandes. Der Portugiese war in der vergangenen Spielzeit lange die Nummer 1 im VfL-Gehäuse, wurde dann aber nach wenig überzeugenden Leistungen durch Heerwagen ersetzt, dem Trainer Marcel Koller dann auch zum Saisonstart den Vorzug gab. Ob Fernandes im Heimpsiel gegen Mainz eine neue Chance erhält, ließ Koller offen. Auch Rene Renno sei eine Alternative, meinte der Schweizer: “Es muss ja nicht zwangsläufig die Nummer 2 spielen, wenn die Nummer 1 verletzt ist.”

Bei Eintracht Frankfurt sind gleich mehrere Torhüter verletzt, Dauerbrenner Oka Nikolov muss auch gegen den Hamburger SV wieder ran. Bei Bayern München, Hannover 96 sowie den Aufsteigern SC Freiburg und Mainz 05 gab es in den ersten fünf Runden schon Rochaden. Michael Rensing startete beim Rekordmeister zwar als Nummer 1, wurde nach drei Spieltagen und einigen Patzern von Trainer Louis von Gaal aber durch den erfahrenen Jörg Butt ersetzt.

In Hannover hat der Tausch allein mit dem rätselhaften Infekt von Robert Enke zu tun. Bis zur Genesung des Nationaltorhüters darf sich der deutsche U 21-Keepers Florian Fromlowitz bewähren. Er soll auch gegen Borussia Dortmund spielen, zumal er beim 0:0 gegen Werder Bremen gute Kritiken erhielt.

Bei den Breisgauern steht der zum Saisonbeginn noch angeschlagene Franzose Simon Pouplin inzwischen für Ersatzmann Manuel Salz im Tor, und in Mainz wird der neu verpflichtete Heinz Müller (Bauchmuskel- Verletzung) durch Christian Wetklo vertreten werden. Denn auch Dimo Wache, der offiziell die Nummer 1 auf dem Trikot hat, liegt wegen eines Patellasehnen-Anrisses auf Eis.