Frauen-EM 2009: DFB-Auswahl greift nach 7. Titel

Zwar ist der Pokalschrank schon randvoll, doch der Hunger nach noch mehr Titeln der deutsche Frauen ist auch vor dem siebten Endspiel einer EM nicht gestillt.

Vor dem Finale am 10. September in Helsinki gegen England sagte Trainerin Silvia Neid: “Wir geben immer unser Bestes, solange das Spiel dauert, bis zur letzten Sekunde.” Vor dem Showdown gab sich die Cheftrainerin der deutschen Frauen-Auswahl locker und selbstbewusst: “Wir sind jetzt im Finale. Das wollen wir natürlich auch gewinnen.”

Dass es die Engländerinnen, die bei der ersten EM 1984 in zwei Endspielen gegen Schweden den Kürzeren zogen, in Finnland nach langer Durststrecke bis ins Finale geschafft haben, ist für Neid keine Überraschung. “Sie haben sich in den letzten Jahren gesteigert und gehören jetzt zur europäischen Spitze. Das haben sie hier bestätigt“, erklärte die 45-Jährige, die in den 80er und 90er Jahren selbst häufig gegen England und die heutige Trainerin Hope Powell gespielt hat. Stärken und Schwächen des Gegners hat der DFB-Trainerstab wie immer genau studiert und analysiert. “England verfügt über schnelle und quirlige Spielerinnen. Sie verfügen über eine starke Offensive, aber auch eine robuste Defensive“, erläuterte Neid.

Gleichwohl ist “Edelfan” Theo Zwanziger, der am Tag nach dem WM-Qualifikationsspiel der Männer gegen Aserbaidschan von Hannover in die finnische Hauptstadt düsen wollte (“Ich sammle kräftig Meilen“), vom Gewinn des siebten EM-Titels nahezu überzeugt. “Bei allem Respekt vor England, aber unsere Frauen werden den Sack zumachen.”

Ebenso selbstbewusst zeigen sich die Akteurinnen, besonders weil sie in 18 Duellen gegen die Engländerinnen (16 Siege) noch nie verloren. Die Vorfreude ist bei den Spielerinnen nach der grandiosen zweiten Hälfte im Halbfinale gegen Norwegen (3:1) riesengroß: “Wir kennen England sehr gut. Es ist ein starker Gegner“, meinte die deutsche Torhüterin Nadine Angerer. Besonders für die 21 Jahre alte Angreiferin Celia Okoyino da Mbabi, bei der direkt nach dem Halbfinalerfolg die Aufregung einsetzte, ist das Endspiel was ganz besonderes: “Es ist mein erstes Finale.”

Aller Voraussicht nach wird Neid derselben Startelf wie gegen Norwegen das Vertrauen schenken. Auch steht ein Mitwirken von Linda Bresonik trotz einer Kapselverletzung wohl nichts im Wege. Sie konnte ohne Beschwerden ein Lauftraining absolvieren. Zwar wird die 25-jährige Duisburgerin mit einem Tapeverband auflaufen, beißt aber die Zähne zusammen: “Ich will unbedingt dabei sein.”

Sollten die deutschen Damen auch ihr 26. EM-Spiel hintereinander nicht verlieren und den fünften Titel in Serie holen, könnte sich jede Akteurin über eine DFB-Prämie von 12.000 Euro freuen, im Fall der Niederlage blieben immerhin 10.000 Euro. Doch die finanzielle Entlohnung ist für den sechsmaligen Europameister und zweimaligen Weltmeister eher Nebensache. “Allein der Titel zählt” – auch für Inka Grings, die beim zweiten EM-Turnier hintereinander die Torjägerkrone einheimsen könnte. Die 30-jährige Duisburgerin führt mit vier Treffern, spürt aber den Atem der Engländerin Eniola Aluka und der eigenen Teamkollegin Fatmire Bajramaj (je 3 Tore) im Nacken. “Das wäre natürlich das I-Tüpfelchen“, sagte Grings.

Englands Teammanagerin Powell kann wohl wieder auf Spielführerin und Abwehrchefin Faye White bauen. Die 31-Jährige von Arsenal London brach sich im Viertelfinale gegen Finnland das Jochbein, jettete kurz auf die Insel, ließ sich operieren und will gegen Deutschland wieder auflaufen. “Es war sehr anstrengend, aber der Einzug ins Finale hat ein paar Tage voller Schmerzen, Frustration und Enttäuschung vergessen gemacht“, betonte White, die nun auf das Happy End hofft.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

England: Brown – Alex Scott, White (Johnson), Asante, Stoney – Chapman, Williams – Sue Smith, Kelly Smith, Clarke – Aluko

Deutschland: Angerer – Schmidt, Krahn, Bartusiak, Peter – Kulig, Bresonik – Garefrekes, Prinz, Behringer – Grings