Europameister feiern lange Nacht von Malmö

Bevor die Fußball-Junioren ihren historischen Sieg ausgelassen feiern konnten, richtete DFB-Chef Theo Zwanziger noch ein paar große Worte an die “Euro-Helden”. Anschließend zogen sie bis in die frühen Morgenstunden durch Malmö. Noch um 5:30 Uhr am Morgen liefen die Jungstars singend durch die Straßen.

Zuvor sagte der Präsident beim Bankett im Theater-Restaurant “Hipp”: “Das ist ein großer Tag für den deutschen Fußball. Ihr habt etwas erreicht, was es noch nie gegeben hat.” Rund 120 Minuten nach dem souveränen 4:0-Erfolg gegen England fanden sich 150 geladene Gäste im “Hipp” in der Innenstadt Malmös ein, um den frisch gebackenen Europameister hochleben zu lassen. Auch Joachim Löw freute sich über den einmaligen Erfolg der Junioren mit dem dritten EM-Titel binnen elf Monaten. “Das gibt dem gesamten Fußball Auftrieb. Dieses Selbstbewusstsein wird uns für die nächsten Jahre helfen“, meinte der Bundestrainer.

Noch bevor Theo Zwanziger ein Wort sagen konnte, erinnerten ihn die Kicker an die 12.000-Euro-Titel-Prämie. “Theo, pack die Scheine aus!”, rief die Truppe und der Verbandschef versprach: “Die Kohle wirds geben, der DFB ist noch flüssig.” Auch die Deutsche Fußball Liga beglückwünschte für die “beeindruckende Vorstellung” Trainer Hrubesch & Co., “die den deutschen Fußball hervorragend vertreten haben“, betonte DFL-Chef Reinhard Rauball.

Als die frisch gekürten und überglücklichen Sieger nach mehr als fünfwöchiger Zusammenarbeit vom gemeinsamen Mitternachtsmahl aufbrachen, um den schwer erkämpften Titel im kleinen Kreis zu bejubeln, sinnierte der Bundestrainer bereits über die Zukunft der “Goldenen Generation”. “Für diese Spieler war das Turnier viel wertvoller, als die Reise mit der Nationalmannschaft nach Asien mitzumachen. Aber die jungen Leute brauchen natürlich noch die Entwicklung“, befand Löw. Den Sprung ins A-Team stellte er mehreren Jungstars dennoch in Aussicht. “Sicherlich können einige auf den Zug aufspringen.” Löw betonte aber, dass eine Fußball-WM eine andere Intensität habe. Dennoch dürfen sich Profis wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira sowie die Innenverteidiger Benedikt Höwedes und Jerome Boateng berechtigte Hoffnungen auf den Karrieresprung machen.

Die deutsche U21-Nationalmannschaft
feiert im Stadion mit dem Pokal.

Der Vater des Erfolges genoss den Triumph wie einst Franz Beckenbauer beim WM-Sieg 1990 in Rom zunächst still, ruhig und zurückgezogen. In einer abgelegenen Ecke des New Stadium Malmö gönnte sich Horst Hrubesch eine Zigarette – obwohl er mit Rauchen eigentlich aufgehört hat. Seine Jungs haben ihn in seiner nur sieben Monate dauernden Amtszeit richtig ins Herz geschlossen. “Er war für uns nicht nur Trainer, sondern auch Freund. So etwas habe ich noch nie erlebt, er hat das super gemacht, obwohl es für ihn auch nicht einfach war in dieser kurzen Zeit“, befand Neuer. Er habe vor allem die Spieler aus dem zweiten Glied stark gemacht. “Da war nie einer sauer. Und heute haben sie super eingeschlagen“, sagte der Torhüter.

Hrubesch, der zuvor das ganze Turnier über stur an einer Taktik festhielt, hatte gegen die Engländer mit neuem System überrascht, in Stürmer Sandro Wagner und dem lange verletzten Mats Hummels zwei neue Spieler eingebaut und vom 4-4-2 auf ein 4-1-4-1 umgestellt. Der Duisburger Mittelstürmer Wagner dankte es mit zwei Toren, BVB-Profi Hummels, der nach seinem Kurzeinsatz im Halbfinale sein erstes Fußballspiel in diesem Jahr absolvierte, zeigte eine überragende Leistung als defensiver Mittelfeldakteur vor der Abwehr. “Das wird für mich unvergesslich bleiben, egal, was noch kommt“, sagte Hummels.

Der Matchwinner im deutschen Team war jedoch Mesut Özil, dem auch Löw geniale Fähigkeiten zusprach. Der junge Bremer leitete das 1:0 von Gonzalo Castro (23.) ein, erzielte das 2:0 per Freistoß selbst (48.) und leistete noch die Vorarbeit zum 3:0 durch Wagner, der auch noch den Schlusspunkt setzte (79./84.) und überglücklich war: “Ich fühle mich einfach super. Ich habe lange auf meine Chance gewartet.”

Vom fairen schwedischen Publikum bedankten sich die Deutschen mit einem Spruchband (Tack sa mycket Sverige – Vielen Dank Schweden). Zudem zollte die Mannschaft den Gastgebern ihren Respekt, indem sie vor dem Finale mit blau-gelben Shirts zum Warmmachen auflief. “Jedes Hotel und jeder Club mit seinem Trainingsplatz haben uns sehr herzlich empfangen und wir haben uns sehr wohlgefühlt“, begründete Hrubesch diese nette Geste, ehe die DFB-Delegation von Kopenhagen aus mit dem “Pott” in die Heimat aufbrach.

Chinedu Ede (r-l), Patrick Ebert, Ashkan Dejagah, Daniel Adlung, Fabian Johnson,
Änis Ben-Hatira und Jerome Boateng (2.v.l.) bei der Titelfeier.