Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in der eigens für sie erstellten “Muckibude” das Training aufgenommen. Zum Leidwesen der Fans und Urlauber zog man es zunächst vor, die Trainingseinheiten völlig abgeschirmt zu absolvieren.
Der gesetzte Team-Kapitän Michael Ballack erhielt nach einigen Telefonaten mit Coach Joachim Löw unterdessen drei Tage Extra-Urlaub. Demnach wird der 31-Jährige erst wieder in Kaiserslautern zum Team stoßen. Derzeit befindet sich Ballack in Moskau, um dort mit seinem FC Chelsea am morgigen Mittwoch das Champions-League-Finale gegen Manchester United zu bestreiten. Oliver Bierhoff begründete die Maßnahme damit, dass Ballack die Zeit brauche “um nach dieser hitzigen Phase runter zu kommen.”
Schlecht sah es hingegen für die Touristen in Deutschland-Trikots aus, die einen Blick auf ihre Stars erhaschen wollten. Die Akteure um Bastian Schweinsteiger quälten sich unter der Tribüne des Stadions “Son Moix” von Palma im Studio an den Geräten ab. “Endlich können wir uns auf die Arbeit mit den Spielern konzentrieren. Alles andere wird von der Mannschaft und den Trainern ferngehalten“, erklärte der Teammanager. Löw bastelt unterdessen im “Verborgenen” an einer Lösung für Ballack, der bei der EM in Österreich und der Schweiz “vorangehen und die Mannschaft mitziehen soll“, so Bierhoff.
Für die Mission “EM-Titel-2008” ist der DFB offenbar gerne bereit weder Kosten noch Mühen zu scheuen. Der Etat für die EM 2008 liegt über den 16 Millionen Euro, die man für die WM 2006 eingeplant hatte, teilte Bierhoff mit. Allein das Trainigslager auf Mallorca verschluckt eben mal 800.000 Euro. “Wir haben alle Möglichkeiten: Tennis, Basketball, Schwimmbad“, betonte der Teammanager. Vor dem komplett gebuchten Fünf-Sterne-Hotel “Son Vida” (93 Zimmer) wurde extra für das DFB-Team ein Beachvolleyball-Feld aufgeschüttet. Ein Programm für die mitgereisten Familien sowie ein Barbecue-Abend steht. Löw deutete nochmals das Wesentliche an: Es geht um eine Top-Vorbereitung und um die 23 persönlichen EM-Fahrkarten. “Jeder Spieler weiß schon, dass die Tage hier zählen“, sagte Bierhoff.
Für die auf Mallorca anwesenden Fans gab es eine Enttäuschung, denn beim Kampf um die EM-Fahrkarten sei kein öffentliches Training auf Mallorca geplant. “Man kann nicht einfach das Tor aufmachen“, erklärte Bierhoff und deutete dabei auf einen zu großen Aufwand hin. Da die einheimischen Presse Kritik an der Vorgehensweise übte, kündigte der Teammanager zumindest an, dass der DFB die weitere Entwicklung beobachten werde.
Die Trainingseinheiten beschäftigen sich zunächst aber nicht mit dem Spielgerät, sondern man konzentriert sich hauptsächlich auf die Arbeit im den mit Kunstrasen ausgelegten Fitnessstudio. Schon dort stehen die Spieler, die sich dem Auswahl-Verfahren “23 aus 26” stellen müssen, unter genauester Beobachtung. Zwar erhalten die Akteure mit ihren Angehörigen an zwei Abenden Ausgang. Aber längere Auszeiten wird es nicht geben. “Wir werden keinen Spieler aus dem Trainingslager weggehen lassen, um mit einem Verein zu sprechen“, antwortete Bierhoff auf die Frage, ob Jens Lehmann eventuell nach Stuttgart fliegen dürfe, um sich dort mit den VfB-Verantwortlichen über ein Engagement zu unterhalten.
(dpa)