EM 2008: National-Trainer sitzen auf heißen Stühlen

Neben Bundestrainer Joachim Löw sitzen sieben weitere Übungsleiter mit einem Kontrakt bis 2010 auf der Trainerbank bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz.

Dabei ist das Gesetzt “Siegen oder Fliegen” fester Bestandteil der EM. Die unterzeichneten Verträge verlieren im Fall einer EM-Pleite völlig an Bedeutung und dienen bestenfalls nur noch zur Aushandlung der Abfindung. So sagte zum Beispiel Kroatiens Coach Slaven Bilic: “Ganz Kroatien verlangt das Überstehen der Gruppenphase. Sollten wir das nicht packen, weiß ich, was ich zu tun habe – abtreten.”

Ganz sicher ihren Platz nach dem Turnier räumen werden Bondscoach Marco van Basten, Jakob “Köbi” Kühn, der bei den Eidgenossen Platz für Otmar Hitzfeld macht, Tschechiens Karel Brückner und der mit beinahe 70 Jahren älteste der 16 EM-Übngsleiter Luis Aragones (Spanien).


Bundestrainer Jogi Löw hat ebenfalls Vertrag bis 2010 und – so die Verantwortlichen – wird sich daran auch bei einer EM-Schlappe nichts ändern. Aber erfahrungsgemäß gilt: Einen Vorrunden-Aus wiegt schwer. Nach dem Desaster 2004 in Portugal räumte Rudi Völler freiwillig das Feld. Damals hatte Völler noch Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2006.

Als Maßstab für die Arbeit muss man die zwei Jahre zwischen den Turnieren nehmen. Innerhalb eines Turniers kann man auch trotz großer Qualität früh ausscheiden. Dieses Risiko ist immer dabei“, sprach sich Abwehrchef Christoph Metzelder im Trainingslager auf Mallorca klar für Löw aus.

Auch Frankreichs Raymond Domenech, Russlands Guus Hiddink, Rumäniens Victor Piturca, Italiens Roberto Donadoni und Schwedens Lars Lagerbäck und nicht zu vergessen Otto Rehhagel beim Titelverteidiger Griechenland haben alle noch Laufzeiten von zwei Jahren. Dabei gelten alle Trainer als Hoffnungsträger für die kommende Weltmeisterschaft in Südafrika in zwei Jahren. Auch Italiens Donadoni macht sich keine Illusionen: “Wenn das Turnier für uns schief laufen sollte, werde ich von alleine zurücktreten.”

Die Gastgeber aus Österreich würden mit Coach Josef Hickersberger gerne in der WM-Quali antreten. Hickersberger hat ebenfalls wie Polens Leo Beenhakker nur Verträge bis 2009. Letztgenannter will den Verlauf der Euro abwarten. “Wenn man mit Pech ausscheidet, kann das eventuell akzeptabel sein. Aber werden die Erwartungen nicht erfüllt, wird der Verband mir diese Gedanken abnehmen und mich entlassen“,erklärte er bereits vor mehreren Wochen.

Der Übungsleiter der Türken, Fatih Terim, wird nach der EM wohl einen Abflug machen und wieder einen Vereins-Club coachen. Der Vertrag von Luiz Felipe Scolari in Portugal läuft ebenfalls aus. “Alles kann passieren. Eine Entscheidung fällt nach der EM“, so der Brasilianer.


Als einer der wenigen sitz Schwedens Lagerbäck fest im Sattel: Der zurückhaltende und weniger populäre 59 Jahre alte Trainer hat Schweden seit 2000 zu allen großen Ereignissen geführt und genießt einen großen Bonus in seinem Heimatland.

Marco van Basten legt seinen Job als
Bondscoach nach der EM nieder.


(dpa)