EM 2008: Nachspiel für Löw – Ballack hofft auf “Schub”

Die Erleichterung nach dem 1:0-Sieg über Österreich und den damit verbundenen Viertelfinal-Einzug war bei der Rückkehr ins EM-Stammquartier in Ascona der Mannschaft deutlich anzusehen. “Es war eine enorme Drucksituation. Die Mannschaft hat sich zu 100 Prozent dem Teamgedanken verschrieben“, so der Kommentar von Bundestrainer Joachim Löw nach den nervenaufreibenden 90 Minuten, wovon er über die Hälfte von der Tribüne aus verfolgen musste. Assistent Hansi Flick, der dann das Ruder in die Hand nehmen musste, ergänzte mit den Worten: “Wir sind sehr stolz auf die Mannschaft!”

Mit einem fulminanten Freistoß-Tor aus rund 25 Metern erlöste Kapitän Michael Ballack die deutsche Mannschaft und löste damit das Ticket zum Viertelfinale am kommenden Donnerstag (20.45Uhr) gegen Portugal. Ob dann allerdings der “Bundes-Löw” die Mannschaft coachen darf, steht zur Zeit noch nicht fest. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wird spätestens am morgigen Mittwoch in Wien darüber entscheiden, ob Löw, der wie sein österreichischer Kollege Josef Hickersberger vom spanischen Schiedsrichter Mejuto Gonzales auf die Tribüne geschickt wurde, gesperrt wird oder nicht.


Angeblich sollen beide National-Trainer mehrfach die Coaching-Zone verlassen haben, sich in dieser nicht an die UEFA-Regeln gehalten haben und gegen die Anweisung des vierten Offiziellen verstoßen haben. Die Disziplinarkommission der UEFA wird nun auf Grundlage des Schiedsrichter-Berichtes entscheiden, ob es weitere Sanktionen geben wird. Möglich ist eine Sperre für das Viertelfinale.

Unterdessen kritisierte Österreichs Co-Trainer Andreas Herzog in der offiziellen Pressekonferenz nach der Partie den spanischen Schiedsrichter scharf. So sprach der ehemalige Bundesliga-Profi von Werder Bremen und Bayern München von “Selbstdarstellern“, die sich “in Szene setzen” wollen. “Es wäre den Schiedsrichtern wohl am liebsten, wenn sie die Hauptdarsteller wären” bemerkte Herzog, der der Meinung ist, dass es eine überzogene Reaktion gewesen sei.

Trotz der wenig berauschenden Leistung gegen den ausgeschiedenen Co-Gastgeber Österreich, sieht Kapitän Michael Ballack gute Chancen, nun auch das Halbfinale zu erreichen. “Wichtig war, dass wir das Spiel gewinnen konnten und gezeigt haben, dass wir ins Viertelfinale gehören, auch wenn wir hier noch nicht so überzeugt haben. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass die Mannschaft einen Schub bekommen und schon gegen Portugal spielerisch eine bessere Leistung bringen wird“, so der Sieg-Torschütze. Das die Mannschaft vor der Neuauflage des kleinen WM-Finales von 2006 sich steigern muss, weiß auch der Bundestrainer: “Es ist klar, dass wir uns im Viertelfinale enorm steigern müssen.”

Joachim Löw (r) nimmt sein Jackett und geht
gezwungener Maßen auf die Tribüne

(dpa)