EM 2008: Löw entfacht den Konkurrenzkampf

Die Familien wurden am Freitag aus dem Quartier auf Mallorca verabschiedet und Coach Joachim Löw schickte seinen EM-Kader nun vom Fitness-Raum auf den Fußballplatz. Somit heizt der Übungsleiter den Kampf um die 23 EM-Plätze richtig an und die Mission “23 aus 26” geht in eine entscheidende Runde. Auch der Kampf um die Stammplätze bei der Euro-2008 in Österreich und der Schweiz wird ernster. Wie Lukas Podolski beim Medientag des DFB-Teams Im Golfclub “Son Muntaner” berichtete, gibt jetzt jeder 100 Prozent. 14 Tage vor der ersten Gruppen-Partie gegen die Polen will sich jeder Akteur beim Bundes-Coach aufdrängen. Arne Friedrich erklärte: “Die Zeit rennt – und jeder will dabei sein.”

Der erste Tag mit zwei anstrengenden Fußball-Einheiten fand ohne Defensivmann Friedrich (Magen-Darm) sowie Angreifer Mario Gomez (Waden-Probleme) statt, die nur Ausdauertraining auf dem Rad absolvierten. Die restlichen Profis arbeiteten besonders am Abwehr-Verhalten. Abgesehen von Tim Borowski, der mit einem grippalen Infekt das Bett hüten musste. Friedrich sagte über seinen Team-Kollegen: “Der liegt richtig flach.” Nun könnte es für den Neu-Bayern durch seinen Ausfall richtig hart werden, da er einer von den drei Spielern werden kann, die der Chef-Coach am 28. Mai aus dem EM-Kader streichen könnte.


Mario Gomez (r) und Arne Friedrich (l) trainieren auf Spezial-Fahrrädern.

Gladbachs Oliver Neuville konnte man die Erleichterung, dass es am fünften Tage auf Mallorca endlich auf dem Platz zur Sache geht, förmlich anmerken. “Bisher konnten wir ja kaum zeigen, was wir können“, erklärte der “Wackelkandidat”. Sein Team-Kollege Marko Marin konnte derweil als Flankengeber für die Sturmkollegen überzeugen. Ebenfalls ein Wackelkandidat dürfte der Schalker Jermaine Jones sein, der alle Spieler unter einem hohen Druck sieht: “Es geht ja nicht nur um die Drei, die nach Hause fahren müssen. Jeder muss sich reinhängen.” Im Wettkampf um die 23 EM-Plätze geht es zwar hart aber dennoch sehr fair vor, was auch der Werderaner Clemens Fritz bestätigte: “Es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf.”


Trotz des teaminternen Duells hat Joachim Löw seine grobe Wunsch-Elf sicher längst im Kopf, wie er auch im Defensiv-Training zu erkennen gab. Wie bei der WM 2006 werden Jens Lehmann zwischen den Pfosten, Per Mertesacker sowie Christoph Metzelder in der Innenverteidigung, Torsten Frings und der am kommenden Montag zum Team stoßende Kapitän Michael Ballack im zentralen Mittelfeld die zentrale Achse bilden. Miro Klose, der sich im Training besonders reinhängt, gilt im Sturm als Frontmann.

Die Mannschaft hat ein Gerüst“, erklärte Metzelder, der bis zum Start der Euro in Bestform sein will. “Michael Ballack war lange verletzt, Torsten Frings auch, Jens Lehmann hat wenig gespielt, ich war verletzt – sicher ist das nicht optimal. Aber für ein Turnier ist es auch nicht optimal, wenn man vorher 70 Spiele gemacht hat“, so der 27-jährige Defensivspieler.

Beim Medientag wurde deutlich, dass der komplette Kader nur ein Ziel hat – den Titelgewinn. “Ich glaube, dass man ein solches Ziel nur erreichen kann, wenn man es täglich lebt und vor Augen hat. Wir sind viel weiter als vor der WM 2006. Wenn man rein die Qualitäten vergleicht, sehe ich andere Mannschaften wie Italien, Frankreich und Spanien klar vor uns. Aber das heißt im Turnier nichts, da können wir Deutschen uns auf den Punkt konzentrieren“, sagte Metzelder.

Keeper Jens Lehmann sagte: “Mit der richtigen Mischung aus Jugend und Erfahrung können wir viel gewinnen.” Der 38 Jahre alte Torwart ist neben dem Team auch von sich selbst überzeugt und sagte selbstbewusst: “Natürlich werde ich spielen bei der Europameisterschaft, deshalb bin ich ja hier.” Lehmann ließ seine Zukunft nach der EM sowohl im Nationalteam als auch als Club-Spieler offen. Derzeit deutet nach seinem Abgang vom Premier League-Club FC Arsenal alles auf ein Engagement beim VfB Stuttgart und einem Ende seiner Nationalmannschaftskarriere hin.


Keeper Rene Adler in Aktion

(dpa)