EM 2008: In Klagenfurt geht die Angst vor Hooligans um

Die Bürger der Stadt Klagenfurt trauen sich angesichts der Berichte über deutsche Hooligans nicht mehr in die Fanmeilen. Vor dem kommenden Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Kroatien geht die Angst um.

Am gestrigen Montag traf man ganze 88 Fußball-Fans vor der Videoleinwand auf dem Klagenfurter Messegelände an, die sich die Partie Frankreich gegen Rumänien (0:0) ansahen. Nach Polizeiangaben waren auf der anderen Fanmeile am Wörthersee nur “etwa 50 bis 70” Fußballinteressierte, berichtete die Nachrichtenagentur APA. “Sicher sind die Medien mit Schuld an der Misere. Die Klagenfurter trauen sich ja nicht heraus“, erzählte ein Gastwirt. Der Umsatz, der mit Speisen und Getränken erzielt wird, ist sogar in der Innenstadt teilweise so gering, dass “einige Wirte schon zugesperrt haben“, klagte Wolfgang Burgstaller, Pressesprecher der Stadt. Einzig die Polizei zeigt sich zufrieden: “So ruhig war es schon lange nicht mehr“, teilte die Pressestelle des Landespolizeikommandos mit.


Scheinbar machen die Klagenfurter aus Angst vor Randale einen weiten Bogen um die eigenen Fanmeilen. Am vergangenen Sonntag war es vor und nach dem ersten Auftreten der Deutschen gegen Polen zu Auseinandersetzungen rechtsradikaler deutscher Fans mit der Polizei gekommen. Dabei nahmen die Ordnungshüter 157 potenzielle Randalierer, überwiegend Deutsche, fest, noch bevor es zu ernsthaften Auseinandersetzungen kam. Doch der Schock bei den Klagenfurtern sitzt tief.

Auch wenn sich auf dem Neuen Platz im Zentrum der Kärntner Hauptstadt rund 1.000 Zuschauer zum Public Viewing trafen, klage die Gastwirte über das allgemeine Desinteresse.

Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider ist bemüht, die Bürger zu motivieren: “Das wird schon noch werden“, sagte er: “Die Kärntner werden schon noch kommen!” Der Vorsitzende der in Klagenfurt regierenden Partei, Stephan Tauschitz, appellierte “an die Klagenfurter, sich in die Stadt zu trauen“. Dort sei es “sicherer als auf jedem Zeltfest.”

Die Einheimischen glauben nicht mehr an die Wende: Für die kleinste EM-Stadt Österreichs droht die EURO 2008 zu einer mittleren Katastrophe zu werden. Nicht zuletzt sei die schlechte Presse im Vorfeld der Endrunde mitschuld, so Pressesprecher Burgstaller. “Berichte, wonach es in Deutschland während der WM zu zahlreichen Vergewaltigungen gekommen sei, sind halt nicht geeignet, Vertrauen zu wecken.” (dpa)