DFB Pokal- Halbfinale: Wiese heizt Stimmung an

Hamburger Dauer-Arbeiter gegen Bremer Pokal-Spezialisten: Vor dem brisanten Start des norddeutschen Vierteilers gab Werder-Schlussmann Tim Wiese verbal schonmal mächtig Gas.

Die wichtigen Spiele verlieren sie immer. Ich glaube, in Hamburg geht die Angst um“, meinte der Bremer Keeper vor dem DFB-Pokal-Kracher und dem 98. Nordduell, das von den Sicherheitskräften als Risikopartie eingestuft wurde. “Angst ist kein guter Ratgeber. Individuell sind wir sicher nicht besser besetzt, unser Vorteil ist, dass wir zu Hause spielen“, entgegnet Jol, dessen Äußerungen zum Schongang des Vizemeisters beim 1:2 in Berlin ohne Spielgestalter Diego und Mittelfeldmann Mesut Özil in Bremen absolut nicht gut ankamen.

Das ist mein wichtigstes Spiel für Werder. Ich spiele Fußball um Champion zu werden“, kündigt Werder-Regisseur Diego an, der nun nicht einmal mehr ein Ziehen in seinem lädierten Oberschenkel verspürt. “Er hat gut trainiert. Ich hoffe, dass er uns zur Verfügung steht“, meinte Werders Chefcoach Thomas Schaaf. Die spielentscheidende Frage wird sein: Kann die Mannschaft aus Hamburg gegen den überragenden Einzelkönner Diego und den Goalgetter Claudio Pizarro und dessen Teamkollegen vom fünffachen Pokalsieger Werder bestehen? “Gerade in diesen Spielen ist Werder immer nervenstark“, weiß HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, “aber wir haben inzwischen die Mentalität entwickelt, in allen Wettbewerben wirklich draufzugehen“.


Der ehemalige Verteidiger feierte mit den Grün-Weißen 1994 den Sieg in Berlin, ebenso wie Torhüter Frank Rost, der 1999 mit Werder den begehrten Pott holte. Beiersdorfer appellierte vor allem an die Anhänger beider Clubs, sich fair zu verhalten: “Trotz aller Rivalität hoffe ich, dass der Fangedanke hoch gehalten wird“. Das sah auch Schaaf so: “Emotionen im Umfeld sind gut. Ich hoffe, dass es bei all den Emotionen friedlich bleibt.”

In seiner nüchternen Art blendet Bremens Langzeit-Coach die Nebengeräusche seines Torwarts einfach aus. “Das ist Tim’s Art“, sagte Schaaf und fügte hinzu: “Wir konzentrieren uns voll auf uns. Wir fragen uns nicht, wie viele der vier Spiele wir gewinnen werden, wir sind total auf dieses Match focussiert.” Für die in der Bundesliga abgeschlagenen Bremer ist der Cup der kürzeste Weg in die Europa League und fast schon ein Strohhalm, um die turbulente Saison zu retten. “Der HSV hat eine tolle Mannschaft, aber wir wissen, dass auch wir tolle Leistungen anbieten können“, sagt Schaaf.

Spiele auf hohem Niveau und “voller Dramatik” erwartet Manager Klaus Allofs von den vier Partien in 19 Tagen. “Die Konstanz in allen drei Wettbewerben haben uns die Hamburger in dieser Saison voraus“, sagt Allofs, der aber auf den zurückgekehrten “Siegeswillen” der Bremer in der Rückrunde verweist. “Auch im DFB-Pokal haben wir das gezeigt: Wir mussten immer auswärts antreten, mussten in Dortmund, in Wolfsburg ran und haben nun die Möglichkeit, uns ohne jedes Heimspiel für Berlin zu qualifizieren“.

Wiese, der seit seinem Kung-Fu-Tritt im vergangenen Jahr gegen Ivica Olic an der Elbe ausgepfiffen wird, legt den Finger gern in eine alte Hamburger Wunde: “Vor drei Jahren haben sie gegen uns alles verspielt, das haben sie im Hinterkopf“. Die vergebene direkte Champions-League-Qualifikation tat weh, doch in der Gegenwart eilt der HSV von Erfolg zu Erfolg in drei Wettkämpfen. “Wenn wir sie schlagen, zittern sie auch in anderen Spielen“. HSV-Kapitän David Jarolim will das verbale Vorspiel nicht “kommentieren, sondern auf dem Platz antworten“. Der 29-Jährige Tscheche verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2012 und wird deutlich mehr als zwei Millionen Euro verdienen.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Hamburger SV: Rost – Demel, Gravgaard, Mathijsen, Jansen – Jarolim, Aogo – Pitroipa, Trochowski, Petric – Olic

SV Werder Bremen: Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch – Frings – Tziolis, Özil – Diego – Pizarro, Almeida

Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)