Bayern holt den 22. Meistertitel – 3:1 gegen Hertha

Louis van Gaal konnte dem Sprint von Bastian Schweinsteiger nichts entgegensetzen, doch selbst die Weißbier-Dusche brachte den Niederländer weiter in Jubel-Stimmung.

Nachdem sein Trainingsanzug mit noch mehr Bier getränkt worden war, erklärte ein rundum glücklicher Bayern-Coach: “Was diese Mannschaft auszeichnet, sind Leidenschaft und der große Wille.” Beim finalen Akt einer für den Rekordmeister noch erfolgreichen Saison in der Fußball-Bundesliga übernahmen zudem zwei weitere “Oranjes” eine Hauptrolle: Mit einem Doppelpack vollendete Arjen Robbendas 3:1 (1:0) bei Absteiger Hertha BSC und Mark van Bommel streckte als erster ausländischer Kapitän der Münchner um 17.33 Uhr die Meisterschale in den Berliner Himmel.

Schon in der Pause hatte Meister-Trainer van Gaal den feinen Zwirn gegen die Trainingskleidung getauscht, um zumindest so die Weißbier-Dusche unbeschadet zu überstehen. Auch er jubelte kräftig mit: “Am wichtigsten ist, dass wir in allen Kategorien gewonnen haben. Wir haben den besten Angriff, die beste Verteidigung und die meisten Punkte. Wir haben den attraktivsten Fußball gespielt.” 72 Treffer geschossen, 31 bekommen – besser war keiner in der Liga.

Trotz Party-Stimmung mit rund 20000 Bayern-Fans, behielten die Münchner den Blick für die “historische Chance”. Robben, der mit seinen Saisontreffern Nummer 15 und 16 in der Hauptstadt für den 20. Saisonsieg des FC Bayern sorgte, betonte: “Das Hauptziel sind drei Pokale. Einen haben wir, zwei wichtige Spiele kommen noch.” Als Torschütze zeichnete sich auch wieder Ivica Olic in der 20. Minute aus.

Den Peinlich-Rekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66, der eigentlich als “ewige Bestmarke” galt, konnten die enttäuschenden Herthaner sogar noch toppen. Zumindest hatte Tasmania das erste und das letzte Heimspiel gewonnen, Hertha blieb in 16 Spielen im Olympiastadion nacheinander ohne “Dreier”.

Mit 75 420 Fans im ausverkauften Olympiastadion und Millionen TV-Zuschauern in 197 Ländern bekam die 22. Meister-Krönung für die Bayern, die in Berlin mit fünf deutschen WM-Kandidaten in der Startelf antraten, einen würdigen Rahmen. Van Gaal schickte wie angekündigt sein bestes Team auf den Rasen.

Schon vor dem Anpfiff schallte es “Funkel raus” aus der Ostkurve, die wie das gesamte WM-Endspielstadion von 2006 noch einmal bis auf den letzten Platz besetzt war. Der meiste Abstiegs-Frust richtete sich gegen den gescheiterten Berliner Trainer. “Ich habe das schon fünf-, sechsmal beantwortet. Wir werden uns nach diesem letzten Spiele zusammensetzen, dann werden wir sehen“, erklärte Friedhelm Funkel zu seiner Zukunft.

Nach 13 Jahren Erstliga-Zugehörigkeit, droht von August an wieder triste Zweitliga-Kost. Ob das 978. Bundesliga-Spiel für Hertha wirklich nur wie von den Berlinern angestrebt für ein Jahr das letzte sein wird, könnte sich schon in den nächsten Wochen mit entscheiden. Zunächst muss Manager Michael Preetz einen neuen Trainer suchen, den Personal-Etat von jetzt rund 30 Millionen Euro auf 13 bis 14 Millionen herunter schrauben und damit ein neues Team formen.

Vor allem auf der rechten Abwehrseite kam das alte Hertha-Team gegen den motivierten Meister immer wieder schwer in Bedrängnis. Vor den Augen von Inter-Trainer José Mourinho – gegen die Mailänder wollen die Bayern das historische Triple vollenden – spielten vor allem Franck Ribéry und Olic die Berliner fast schwindlig, dann traf Robben. Bei der traurigen Abstiegs-Vorstellung fehlte beim bereits feststehenden Absteiger der letzte Biss.

Zwei Tage nach seiner Berufung in den deutschen WM-Kader durfte Bayern-Keeper Butt seine Ambitionen unterstreichen, im Sommer in Südafrika auch als Nummer 1 aufzulaufen. Der 35-Jährige klärte erst souverän gegen Lukasz Piszczek (24.), dann kratzte er einen Freistoß von Lewan Kobiaschwili aus dem Eck (33.) und hielt auch einen Versuch von Raffael (59.) spektakulär. “An die WM denke ich jetzt noch nicht, jetzt konzentriere ich mich erstmal auf die nächsten zwei Endspiele mit dem FC Bayern“, erklärte der 35-Jährige.