Löw baut auf Özil und Khedira

Bundestrainer Joachim Löw setzt auf ein Experiment mit dem Nachwuchs. Statt sich für die WM 2010 in Südafrika einzuspielen will der Coach mit jungem Personal der DFB-Auswahl wieder zur vermissten Dominanz und Dynamik verhelfen.

Im Länderspiel gegen den WM-Gastgeber setzt Löw besonders auf die Spielfreude von Mesut Özil und auf den Schwung von Sami Khedira. Erstmals steht der 20-jährige Ballkünstler von Werder Bremen in der Partie gegen Südafrika in Leverkusen in der Anfangself. Mannschaftskapitän Michael Ballack lobte seinen neuen Mittelfeldkollegen: “Er hat in der Bundesliga zuletzt konstant gute Leistungen gezeigt.”

Gut fünf Wochen vor dem großen Showdown in der WM-Qualifikation in Russland soll der Stuttgarter Khedira sein Debüt im DFB-Dress feiern. “Ob von Anfang an oder im Spiel, wird noch beraten“, meinte Assistentstrainer Hansi Flick. Mehr ließ die sportliche Abteilung des DFB was die Personalplanungen angeht nicht durchblicken. Schon seit letzter Woche ist sicher, dass in der wohl ausverkauften BayArena der Leverkusener René Adler zwischen den Pfosten stehen wird.

Für den Bundestrainer ist der Test-Kick gegen Südafrika der letzte Gradmesser vor dem Endspurt in der Qualifikation. Am kommenden Mittwoch (09.09.2009) steht die Pflichtaufgabe in Hannover gegen Aserbaidschan an und im kommenden Monat Oktober muss man sich noch mit Russland und Finnland messen. “Wir werden uns steigern. Wir werden anders auftreten“, teilte Löw mit. Seine Schützlinge stellte der Fußball-Lehrer bei einer ausgiebigen Video-Analyse mit Bildern vom Confederations Cup auf die Kap-Kicker ein.

Mit seiner Führungsfigur Ballack hat der Bundestrainer nach Aussage des England-Legiönärs zudem intensiv die “Vorstellungen ausgetauscht“. Und der “Leader” gab am Vortag der Partie unmissverständlich die Marschroute vor. “Wir dürfen kein Stück nachlassen. Das wäre der erste Schritt zurück. Wir müssen zu alter Stärke zurückfinden“, sagte Ballack. Er vertraut auf eine typisch deutsche Tugend: “Wenn es drauf ankommt, sind wir da.”

Vier intensive Kölner Trainingstage sollen die im Jahr 2009 bisher effizienten, aber wenig begeisternden DFB-Kicker in die richtige Spur gebracht haben. Der Ausdauertest am Dienstag brachte allerdings laut Flick nur “zufriedenstellende Ergebnisse“. “Es ist so, dass der eine oder andere noch Verbesserungen erreichen muss“, sagte Flick über die Messwerte.

Spielerisch soll es sofort wieder aufwärtsgehen. “Die Strategie ist wichtig, dass wir wieder an uns glauben. Es lief nicht immer alles rund. Jeder muss von seiner Leistung und seinem Können überzeugt sein. Ich bin positiv gestimmt“, sagte Ballack vor der vierten Partie gegen die spielfreudigen, aber international keineswegs erstklassigen Südafrikaner, gegen die für die DFB-Auswahl bislang zwei Siege und ein Remis zu Buche stehen. “Das ist ein guter Test“, sagte Ballack.

Zuletzt wurde der Afrika-Champion des Jahres 1996 vor exakt vier Jahren in Bremen ebenfalls in einem Testspiel mit 4:2 bezwungen. Dreifacher Torschütze war damals Lukas Podolski. Der Kölner hat seine Wadenblessur, die ihn zu Wochenbeginn zu einer Trainingspause zwang, überwunden. “Alle Spieler sind einsatzfähig. Die Mannschaft weiß, dass sie gefordert ist“, sagte Flick.

Welche taktischen Veränderungen mit dem Aufrücken Özils in die Startelf verbunden sind, wollte der Löw-Assistent vorab nicht verraten. Einen “offensiven Part” soll der gebürtige Türke mit dem Potenzial zur klassischen Nummer 10 in seinem dritten Länderspiel übernehmen. Eine Rückkehr zum EM-System mit fünf Mittelfeldspielern und nur einer echten Spitze scheint auch nicht ausgeschlossen. “Es wird wichtig sein, dass wir wieder unsere Laufbereitschaft zeigen, die Freude am Spiel wieder finden“, sagte Ballack. Zuletzt war man nach Ansicht des Kapitäns “zu verkrampft“.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Adler (Bayer Leverkusen/24 Jahre/4 Länderspiele) – Lahm (Bayern München/25/58), Friedrich (Hertha BSC/30/66), Tasci (VfB Stuttgart/22/8), Schäfer (VfL Wolfsburg/25/4) – Schweinsteiger (Bayern München/25/68), Ballack (FC Chelsea/32/93), Hitzlsperger (VfB Stuttgart/27/48), Özil (Werder Bremen/20/2) – Klose (Bayern München/31/89), Podolski (1. FC Köln/24/64)

Südafrika: Fernandez (Arminia Bielefeld/31/20) – Gaxa (Mamelodi Sundowns/25/26), Khumalo (SuperSport United/22/6), Mokoena (FC Portsmouth/28/91), Masilela (Maccabi Haifa/24/25) – Pienaar (FC Everton/27/45), Mhlongo (Orlando Pirates/28/32), Dikgacoi (FC Fulham/24/27), Tschabalala (Kaizer Chiefs/24/32) – Mphela (Mamelodi Sundowns/24/15), Parker (FC Twente/23/20)

Schiedsrichter: Circhetta (Schweiz)