Klinsmann entlassen – aber auch Bayern-Vorstand verliert

Noch im Januar präsentierten die Club-Bosse des FC Bayern München mit stolz geschwellter Brust Jürgen Klinsmann als “absoluten Wunschtrainer“, genau 472 Tage später gestand man sich mit dem Rauswurf Klinsmann die falsche Wahl ein.

Das beste Konzept nützt nichts, wenn irgendwann nicht die Ergebnisse kommen“, meinte Club-Manager Uli Hoeneß. Trotz der gescheiterten Mission Klinsmann hofft er aber weiter, “irgendwann einen Trainer zu finden, der zwei, drei, vier Jahre eine Mannschaft formt.” Der vor die Tür gesetzte Ex-Nationalcoach, dessen Verpflichtung eine Idee von Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge war, war dieser Mann offensichtlich nicht.

Dabei galt Klinsmann als der einflussreichste Bayern-Trainer in der Vereins-Geschichte. Auch wenn der Manager dies kurz nach der Entlassung Klinsmanns vehement bestritt. “Er war angestellt, die Mannschaft auf dem Platz so zu trainieren, dass sie gewinnt. Er hat keine Aufgaben gehabt, die unmenschlich waren, die außerhalb eines normalen Fragenkatalogs waren“, so Hoeneß leicht angesäuert. Von einem zu großen Wagnis der Bayern-Chefetage, einen Coach ohne Vereinstrainer-Erfahrung mit der Betreuung der wertvollsten Bundesliga-Mannschaft zu betreuen, wollte Hoeneß nichts wissen.


Dennoch werden die Münchner wohl nicht noch einmal einem Clubtrainer-Novizen vertrauen. Eine ganze Reihe von Namen geisterten und geistern in München umher, aber alle Kandidaten haben schon erträgliche Erfolge als Vereinscoach auf dem Konto. Und auch für die Titel-Rettungsaktion im Saison-Endspurt wurde nach der Entlassung des 44-jährigen Klinsmann auf die Dienste des 63 Jahre alten Trainer- Oldies Jupp Heynckes vertraut. Erfahrung statt Aufbruchstimmung.

Auf der Zielgeraden seiner am Jahresende auslaufenden Amtszeit als Manager muss Hoeneß nicht nur seinen Nachfolger, sondern auch einen neuen Coach finden. Am eigenen Fahrplan soll sich nichts ändern. “Ich finde, dass der FC Bayern in einer guten Verfassung ist. Der Vorstand arbeitet total homogen, das Verhältnis zum Aufsichtsrat ist total okay“, betonte Hoeneß und hat schon “die Leute für die zu besetzten Aufgaben im Auge“. Damit der 56-Jährige wie geplant in Ruhe vom Präsidentenstuhl vom Ende des Jahres an die Entwicklung verfolgen kann, müssen die neuen Kandidaten passen.