HSV muss nach hinten schauen

Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat sich nach dem DFB-Pokal-Aus auch von Titel Nummer zwei verabschiedet und muss vor der “Bremer Woche” nach hinten gucken.

Nach dem 1:1 (1:0) gegen Hertha BSC Berlin am Sonntag sagte ein gefrusteter Piotr Trochowski: “Die Meisterschale ist fast weg, wir müssen aufpassen und dürfen nicht die Dortmunder kommen lassen. Wir wollen in die Champions League.” Drei Wochen vor dem Saisonende macht sich nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und nunmehr fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer VfL Wolfsburg Katerstimmung in der Hansestadt breit. Vor dem Rückspiel im UEFA-Cup am kommenden Donnerstag gegen Bremen müssen sich die Hanseaten wieder aufrappeln, denn das 1:0 aus dem Hinspiel ist gefährlich.

Denn genau das ist das große Problem des HSV: Um aus dem knappen Ergebnis einen Erfolg herauszuspielen, fehlt ihnen klar die Abgezocktheit und die Lockerheit. “Wir sind nicht kreativ und abgeklärt genug“, fiel die ernüchternde Analyse von HSV-Trainer Martin Jol aus, “in der nächsten Saison müssen wir dann mal 3:0 oder 4:0 gewinnen“. Für Schlussmann Frank Rost ist es ein “Entwicklungsproblem“: “Wir haben verpasst, das zweite Tor zu machen, das zieht sich durch die ganze Saison“. Bände spricht vor allem das für eine Top-Mannschaft miserable Torverhältnis von lediglich plus zwei Treffern.


Das Hamburger Publikum haderte damit, dass Trochowski (19.) nach dem Führungstor von Marcell Jansen (8.) nur die Latte traf und sein Team damit zum 18. Mal in dieser Spielzeit am Aluminium scheiterte. “Die Titelfrage ist auch eine Kraftfrage“, befand Jol nach dem bereits 48. Pflichtspiel für sein Team.

Spätestens, wenn der HSV sein viertes Nordduell in 19 Tagen nach der Bundesliga-Partie bei Werder Bremen hinter sich hat, ist entschieden, ob man noch träumen darf an der Elbe. “Wir müssen gucken, dass wir jetzt gegen Bremen gewinnen“, sagte Trochowski, “wir sind überzeugt, dass wir ins UEFA-Cup-Finale nach Istanbul kommen. Dafür müssen wir so auftreten wie im Hinspiel.” Fast klingen die Sätze wie Durchhalteparolen, denn schon im DFB-Pokal hatten die Hamburger den Bremern im eigenen Stadion spielerisch nicht viel entgegenzusetzen und schieden schließlich im Elfmeterschießen aus.

Und der Konkurrent von der Weser kommt nach dem 0:1 in Köln mit den ausgeruhten Assen Diego, Torsten Frings und Mesut Özil. Läuft es ganz schlecht, könnte Werder den HSV am Wochenende auch noch in der Bundesliga aus den internationalen Rängen schießen. “Natürlich sind die Top Sechs dicht beieinander“, sagte Jol, “aber wir spielen immer weiter und schauen nur nach oben“.


Nach oben kann nach der Punkteteilung auch noch Hertha BSC blicken, deren Manager Dieter Hoeneß nicht unzufrieden war: “Wir haben gegen Hoffenheim und Bremen gewonnen und in Hamburg einen Punkt geholt. Diese Bilanz kann sich sehen lassen.” Ziel des Bundesliga- Dritten mit vier Punkten Rückstand auf die Spitze bleibe auch vier Spieltage vor Schluss der UEFA-Cup. “Für dieses Ziel haben uns im Sommer noch viele für verrückt erklärt. Auch an der Spitze ist noch alles für uns drin, weil es sehr eng ist.” Zudem kommt nach drei Spielen Sperre gegen den VfL Bochum Stürmer Andrej Voronin zurück, und das weitere Restprogramm klingt mit den Auswärts-Partien in Köln und Karlsruhe plus Schalke daheim machbar. “Ich bleibe dabei, ich will Meister werden“, forderte Abwehrspieler Josip Simunic forsch.